Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Drachenflüsterer - Der Drachenflüsterer

Titel: Der Drachenflüsterer - Der Drachenflüsterer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren:
Vom Netzwerk:
unheimlich, und er sah fort, auch wenn hier niemand wissen konnte, dass er wegen Mordes gesucht wurde.
    Die Bürger Falcenzcas beachteten weder ihn noch den Galgen, auch schnappte Ben nur selten eine Bemerkung zur Hinrichtung am vorangegangenen Tag auf. Die meisten Gespräche drehten sich um die Zeremonie und wer dabei welche Kleider getragen hatte, oder um alltägliche Dinge und den Ärger mit der Frau, dem Mann oder den Kindern.
    Es wurde Mittag, aber die namenlose Hausdienerin kam nicht. Ben blieb sitzen und wartete weiter; Rinnsteinschnepfen ließen einen immer warten, hatte Yanko gesagt. Aus irgendeinem Grund wollten sie herausfinden, wie lange man auf sie wartet, ohne sauer zu werden. Doch Ben war gut darin, einfach herumzusitzen. Er ließ sich von der Sonne bescheinen und dachte über mögliche Beleidigungen für hochnäsige Hausdienerinnen nach. Er begann mit: Mit deiner Nase könntest du Wolken pflügen, so hoch, wie du sie trägst . Als er schließlich bei Lachenloser Miesgrünling angekommen war, ohne mit einer einzigen der mühsam gefundenen Beleidigungen zufrieden zu sein, sagte jemand neben ihm: »Hallo Fremder.«
    Ben sah auf und sah die lautlos Beschimpfte neben sich stehen.
Sie trug auch heute wieder ihr grünes Livree von gestern Vormittag, doch lächelte sie vorsichtig. Zumindest für einen kurzen Moment.
    »Hallo Fremde«, antwortete er und erhob sich. »Wollen wir reingehen?«
    »Hast du keine andere Kleidung?«, fragte sie.
    »Nein. Wieso?«
    »Dann werden wir im Goldenen Hahn keinen Platz bekommen.«
    »Das wollen wir erst noch sehen!«, rief Ben und sprang zur schweren Eingangstür des vornehmen Gasthofs hinüber. Doch sie hatte recht, der blasse Türsteher wollte nicht mit sich reden lassen. »Alles besetzt.«
    »Und was ist mit den freien Tischen da drüben?« Ben deutete in den nur leidlich gefüllten Saal.
    »Reserviert. Für anständige Kaufleute, Ritter und ihre Begleitung.«
    Ben öffnete den Mund, schloss ihn wieder und ließ es sein. Was für ein Gockel! Er ging zurück zu der Hausdienerin.
    »Und?«, empfing sie ihn mit einem besserwisserischen Grinsen.
    »Der ist so hochnäsig, der könnte mit seiner Nase die Wolken pflügen.« Das war zwar nicht für ihn gedacht gewesen, aber es passte. Es passte zu ihm viel besser als zu ihr, denn sie lachte jetzt los.
    »Ich weiß, wohin.« Schnell hatte sie sich wieder beruhigt und Haltung angenommen. »Komm mit.«
    Ben folgte ihr. »Aber sag mir erst einmal, wie du heißt, ich kann dich doch nicht einfach du nennen oder hübsche Dienerin.« Das Letzte war ihm einfach so rausgerutscht. Hätte er etwas Vergleichbares zu Nica gesagt, wäre er wahrscheinlich
erst knallrot angelaufen, dann tot umgefallen und schließlich noch vom Blitz getroffen worden.
    »Nenn mir deinen Namen, dann erfährst du meinen«, forderte sie. Natürlich.
    »Ben.« Ein falscher Name schien ihm unnötig kompliziert, und er hatte Angst, darauf nicht zu reagieren oder ihn gar zu vergessen. Ben war schließlich ein leidlich verbreiteter Name.
    »Anula.« Das passte.
    Sie führte ihn in ein kleines, gemütliches und sehr sauberes Wirtshaus, das von Blumen überschwemmt war. Vor der Tür wuchsen sie in großen hellen Holzkästen, auf den Fensterbrettern in kleinen bunten Töpfen, und auf den Tischen standen sie in Vasen aus gefärbtem Venzara-Glas. Selbst die Wände waren mit leuchtenden Blumenbildern bemalt.
    Da dieses Wirtshaus nur halb so teuer war wie der Goldene Hahn, sagte Ben großzügig: »Such dir aus, was du willst, du bist eingeladen.«
    Sie sah ihn an, als sei das selbstverständlich und er solle nicht so einen Wind darum machen, dann bestellte sie das Flatterfischmenü mit einem süßen Weißwein. Ben schloss sich an und erntete den nächsten seltsamen Blick, jedoch eher belustigt als abschätzig.
    »Du sprichst wirklich komisch«, sagte Anula. »Dein Dialekt ist so knödelig. Woher kommst du denn?«
    Ben erfand rasch ein kleines Dorf an der nördlichen Grenze, wo sein Vater angeblich Bürgermeister war, das aber viele Meilen von Trollfurt entfernt lag. Er dürfe aber nicht verraten, was er so weit im Süden mache, dabei handle es sich um einen geheimen Auftrag.
    Zu dieser Behauptung hob sie misstrauisch die Augenbraue,
doch ansonsten hatte sie tatsächlich ein paarmal gelächelt, während er große Abenteuer erfand.
    »Nenn mich ruhig einen dummen Dörfler«, sagte Ben dann, »aber ich weiß wirklich nicht, was ein Drachenketzer sein soll. Wir kennen die nicht bei

Weitere Kostenlose Bücher