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Der Drachenflüsterer - Der Schwur der Geächteten

Titel: Der Drachenflüsterer - Der Schwur der Geächteten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Koch
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und Nacht besetzt, und ein geflügelter Drache von Aiphyrons Größe war viel zu auffällig. Ganz zu schweigen von dreien.
    »Da! Das Gitter im Rundturm.« Yanko stieß ihm den Ellbogen in die Seite.
    »Was?« Doch kaum hatte Ben die Frage ausgesprochen, sah er es selbst. Eine kleine diesige Wolke schwappte heraus und sank zu Boden. Das Gras dort schimmerte weiß in der Sonne, als wäre es mit Reif bedeckt. Er fluchte. Eisgeborene Drachen.

    »Wie wollen wir unseren Burschen da nur herausholen? Das Kloster ist uneinnehmbar.«
    »Ob uneinnehmbar oder nicht, spielt doch keine Rolle. Einnehmen wollen wir es nicht, wir wollen nur ungesehen hineinkommen. Und wieder hinaus.«
    »Jetzt hör schon auf mit deiner Wortklauberei, du weißt, was ich gemeint habe«, knurrte Yanko. »So oder so sind es zu viele Wachen. Unbetretbar oder uneinnehmbar ist da doch egal.«
    »Es ist nicht...« Ben stockte, dann musste er sich vor Auf regung zusammenreißen, um nicht laut loszujubeln. Mit einem Mal, einer kleinen Idee waren alle Zweifel und Grübeleien plötzlich in den Hintergrund gedrängt. Er wusste, wie sie hineingelangen würden. »Es ist eben nicht uneinnehmbar! Nur die Großen Schlüssel sorgen dafür, dass ein Gebäude mit einem Zauber derart geschützt ist. Und die sind fast alle verschollen, nur wir haben noch einen.«
    »Ja und? Hast du deinen Verstand mit dem letzten Nieser jetzt vollständig rausgerotzt, oder was? Willst du das Kloster auch noch mit einem Zauber schützen? Das erleichtert uns die Sache nicht, sondern... Dir ist schon klar, dass wir es nicht verteidigen wollen, sondern dort eindringen?«
    »Ja.« Ben grinste breit, sagte aber nichts. Er genoss es, Yanko zappeln zu lassen.
    »Und deshalb hilfst du ihnen?«
    »Nein. Ich helfe uns.«
    »Und wie?«
    »Denk doch mal nach.«
    »Was soll ich nachdenken, wenn du es schon weißt? Spuck es aus!«
    »Erinnerst du dich an die Sage von dem verfluchten Ritter,
der keine Eiche mit bloßen Händen berühren konnte, weil sie auf der Stelle verdorrten und innerhalb von einer Stunde zu schwarzem Humus zerfielen? Der in den Turm des wahnsinnigen Trollkönigs eindrang, indem er das schwere Eichentor berührte?«
    »Ja«, sagte Yanko zögernd. Die Ratlosigkeit war noch immer nicht aus seinem Gesicht gewichen.
    »Das hat mit unserem Eindringen in das Kloster überhaupt rein gar nichts zu tun.« Übermütig kicherte Ben.
    »Kindskopf!«
    »Sauertopf!«
    »Ich hoffe, deine Zunge wird von Warzen überwuchert und du erstickst daran, wenn du nicht sofort redest!«
    »Denk nach.« Er musste ihn einfach noch zappeln lassen.
    »Rede!« Yankos Augen blitzten.
    »Schon gut, schon gut. Wie schützt man ein Gebäude mit dem Großen Schlüssel?«
    »Lass die Fragerei. Rede!«
    »Wie?«
    Yanko knirschte mit den Zähnen und verdrehte die Augen, dann knurrte er: »Indem man ihn unter einer Schwelle vergräbt.«
    »Und wann wird der Zauber gebrochen?«
    »Wenn...«, hob Yanko schnaubend an, dann riss er die Augen auf, und der Kiefer klappte ihm nach unten. »Das ist es! Wir müssen den Schlüssel unter einer Schwelle vergraben und anschließend einfach wieder ausgraben, dann stehen uns alle Türen offen.«
    Ben klopfte ihm grinsend auf die Schulter.
    »Aber das ist doch kompletter Unsinn. Das kann so nicht funktionieren!««

    »Genau deshalb klappt es. Lass es uns doch einfach versuchen.«
    Noch immer grinsend und kopfschüttelnd schlichen sie ein Stück in den Wald hinein, während auf der anderen Flussseite das Mädchen ohne Korb und Ziege in ihr Dorf zurückkehrte.
     
    Um Mitternacht waren sie zurück, diesmal in Begleitung von Nica. Leise schwammen sie weiter flussabwärts ans andere Ufer, dann schlichen sie sich im Schatten der Büsche an das Kloster heran. Abgesehen vom leisen Plätschern hinter ihnen, den vereinzelten Schreien jagender Raubvögel und dem Piepsen einer Fledermaus war es still. Nur wenn sie genau lauschten, konnten sie hin und wieder einen der Wächter hoch auf den Zinnen hören, Gemurmel, schwere Schritte oder ein Schwert oder Schild, das versehentlich über Stein schrabbte.
    Auf der Suche nach einer unscheinbaren Seitentür oder einer Ausfallpforte ließen sie die Blicke über die Mauer wandern. Unter dem Haupttor konnten sie schließlich schlecht unbemerkt den Schlüssel vergraben. Doch die zwei Pforten, die sie entdeckten, waren zu nah an den Türmen. Hier würden die Wächter sie hören.
    »Und jetzt?«, raunte Nica. »Soll ich sie ablenken?«
    »Nein.« Vehement

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