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Der Drachenflüsterer - Der Schwur der Geächteten

Titel: Der Drachenflüsterer - Der Schwur der Geächteten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Koch
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auch bei Windstille wisperten, ob auf ihr Vögel nisteten und ob die Feuer, die mit ihren Zweigen entzündet wurden, auch länger und heller brannten. Welcher Bäcker das beste Brot feilbot, welcher Metzger das fetteste Fleisch,
wie viel Milch die Trauerziegen gaben. Auf manches bekamen sie eine Antwort, anderes rief nur ein Schulterzucken und nervöse Blicke zu den Drachen hervor, und die Beteuerung, es wirklich nicht zu wissen.
    Unter all diese Fragen mischten sie auch jene nach dem Hohen Norkham, ohne jedoch zu zeigen, wie sie zu ihm standen. Die Menge an Fragen sollte verhindern, dass die Gefangenen erahnten, um was es ihnen wirklich ging.
    Über den Verbleib des geflohenen Ketzers schien jedoch keiner der fünf etwas zu wissen. Dass er sich noch in der Nähe der Stadt aufhielt, glaubten sie nicht, auch nicht in den Bergen.
    »Er ist ein tollkühner Mann«, sagte irgendwann der Ketzer, den sie zuletzt gefangen hatten und der die Drachentätowierung auf der Wade trug. »Ich würde vermuten, dass er längst nach Chybhia aufgebrochen ist, um seinen Drachen zurückzugewinnen.«
    »Seinen Drachen?«
    »Ja. Er war furchtbar stolz auf ihn, hat ihn vor Jahren selbst besiegt, unterworfen und zugeritten. Niemals würde er ihn freiwillig einem anderen überlassen. Ich denke, er wird sich zuerst seinen Drachen zurückholen und dann Rache an Herrn Arthen und den anderen Rittern üben wollen, die für die Galgen vor Vierzinnen verantwortlich sind.«
    Die zwei weiteren Ketzer im Käfig nickten zustimmend, und nur einen Augenblick später auch die beiden anderen Gefangenen.
    »Aber wieso sollte er dafür nach Chybhia gehen?«, hakte Yanko nach.
    »Der Drache ist dort einer der Siegespreise bei den diesjährigen Spielen«, erwiderte der Mann. »Das weiß ich aus erster Hand, das haben die Ordensritter erzählt.«

    »So so, dir haben sie das also erzählt? Wieso ausgerechnet dir?«
    »Mir? Nein, nein, das haben sie uns allen erzählt. Und das mehr als einmal.«
    Tatsächlich nickten diesmal alle Gefangenen sofort und nachdrücklich.
    »Immer wieder reiten sie darauf herum, als wollten sie uns damit bloßstellen. Der eigenhändig unterworfene Drache des stolzen Norkham ist nur noch ein Preis bei einem Wettkampf«, knurrte der Mann.
    »Und du meinst, auch Norkham hat davon erfahren?«, fragte Nica.
    »Natürlich. Nur weil er geflohen ist, heißt das nicht, dass er keine Ohren mehr in der Stadt hat.« Der Mann schüttelte den Kopf und hob dann abwehrend die Hände. »Ich weiß nur nicht, wen.«
    Mehr war über den momentanen Aufenthaltsort des Hohen Norkham nicht zu erfahren. Nach weiteren Fragen zur Ablenkung zogen sich Yanko und Nica ein Stück vom Käfig zurück, um sich zu beraten.
    »Was hältst du davon?« In Nicas Augen stand die Angst, der falschen Spur zu folgen, die entscheidende Frage vergessen zu haben. »Können wir ihnen wirklich glauben?«
    »Ich denke schon. Wahrscheinlich verschweigen sie uns irgendetwas, aber nur, um sich selbst zu schützen, wenn sie davon überzeugt sind, dass uns eine Antwort nicht gefällt.«
    »Und Norkham? Wollen sie ihn nicht auch schützen? Er war ihr Oberhaupt, ist es vielleicht noch, wenn sie nicht aus Überzeugung den Glauben gewechselt haben. Und wer hält schon wirklich zu den Leuten, die einem zwei Löcher in die Haut brennen?«

    Yanko zuckte mit den Schultern, sagte aber: »Ich glaube nicht, dass sie uns als Bedrohung für ihn ansehen, dafür waren sie zu sehr mit der Angst um ihr eigenes Leben beschäftigt. Halten die Ketzer nicht Drachen für Geschöpfe Samoths?«
    Nica nickte.
    »Dann haben sie Angst vor Juri und Feuerschuppe, egal, wie niedlich sie Sitz machen.« Yanko kicherte beim Gedanken daran. »Wir sollten es wirklich bei den Spielen versuchen. Die ganze Geschichte klingt glaubwürdig. Sollten wir ihn bei den Spielen nicht finden, können wir hierher zurückkehren und nach einer neuen Spur suchen. Doch was, wenn er wirklich dort ist, aber wir nicht? Wenn wir ihn trotz der Hinweise entkommen lassen?«
    Nica nickte mit zusammengepressten Lippen, und Yanko nahm sie in den Arm. Wenn der trollhirnige Ben doch bloß gewartet hätte, könnten sie jetzt zusammen fliegen. Dinge ergaben sich manchmal eben, wenn man ein wenig Geduld hatte. Wenn man sich absprach!
    »Was machen wir jetzt mit den Gefangenen? Meinst du, sie ahnen etwas und können dem Orden unser Ziel verraten?«
    »Nein. Aber zur Sicherheit können wir sie ja von Juri und Feuerschuppe irgendwohin fliegen lassen. Nicht

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