Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Drachenthron: Roman (German Edition)

Der Drachenthron: Roman (German Edition)

Titel: Der Drachenthron: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Deas
Vom Netzwerk:
Shezira und ihre Ritter aufgestockt worden. Hyram musste dasselbe für alle Drachenkönige und -königinnen veranlasst haben. Wie leicht es wäre, einen ganzen Clan zu vergiften!
    Sie schob den Gedanken beiseite. Kein Sprecher der letzten zweihundert Jahre hatte einen König oder eine Königin ermordet, während sie bei ihm zu Gast waren, und Nastria bezweifelte, dass Hyram mit dieser Tradition brechen würde. Sie wählte eine Flasche Wein, öffnete sie und goss sich ein Glas ein. Kurz darauf hörte sie Kithyrs watschelnde Schritte über den Steinboden auf sie zukommen, doch sie blickte sich nicht um.
    »Tiachas ist nur das Instrument«, sagte sie leise. »Ich will wissen, wer die Fäden zieht.«
    Der Zauberer benötigte eine Stunde. Es gab keine Schreie, aber das war auch nicht Meister Kithyrs Art. Bei ihm ging alles stets leise vonstatten. Während der gesamten Prozedur wandte sich Nastria nicht um. Sie stand starr da, wie eine Statue, nippte an ihrem Wein, und am Ende war die Flasche leer. Sie fühlte sich kein bisschen beschwipst. Stattdessen war ihr kalt. Blutmagie. Ein weiteres notwendiges Übel. Wie Söldner.
    Als der Blutmagier seine Arbeit beendet hatte, hörte Nastria, wie er leise auf sie zutappte.
    »Nun? Habe ich recht? Ist es Jehal?«
    »Nein«, flüsterte der Zauberer. »Die Taiytakei.«
    Sie dachte einen kurzen Moment nach. Der Magier rührte sich nicht.
    »Er hat einen von ihnen getroffen, der ihm etwas gegeben hat«, sagte Lady Nastria nach einer Weile. »Ein Fläschchen. Mit einer silbernen Flüssigkeit. Wie das letzte. Ich will immer noch wissen, was es ist und wofür man es benutzen kann.«
    »Fragt Eure Alchemisten. Es gibt doch so viele von ihnen. Ihr wisst, dass es nur eine einzige Flüssigkeit gibt, die mich interessiert, und die ist nicht silbern.« Die Verachtung in der Stimme des Zauberers war nicht zu überhören.
    Nastria spuckte aus. »Jedes Mal, wenn ich das versuche, verliere ich einen Alchemisten. Huros, Bellepheros …« Ein kurzes Schweigen breitete sich zwischen ihnen aus.
    »Was soll ich mit dem Leichnam anstellen?«, wollte der Zauberer wissen. »Soll ich ihn hierlassen?«
    »Nein, Meister Kithyr. Er muss verschwinden und darf nie wieder gesehen werden.«
    Sie seufzte, als sich der Magier an die Arbeit machte. So viel zum Thema ›ihn in jedem Hof eines jeden Reiches an den Pranger stellen‹. Es wäre einfach nicht dasselbe, wenn von dem Mann nichts weiter als ein paar unkenntliche Hautfetzen übrig waren.

44
     
    Ein Riss im Stein
     
    H och über der Stadt, auf einem winzigen Steinplateau mit Blick auf das Tal des Diamantwasserfalls, standen Hyram und Königin Shezira Seite an Seite und sahen dem Wasser nach, das sich in unzähligen Kaskaden Hunderte von Meter in die Tiefe stürzte.
    »Königin Zafir. Wie geht es ihr?« Shezira stand nur wenige Zentimeter vom Abgrund entfernt. Hyram befand sich sogar noch näher am Felsrand. Seine Stiefelspitzen ragten ins Leere. Ein leichter Stoß, und beide wären ver – loren.
    »Erholt sich zusehends.«
    »Das sind gute Nachrichten. Wurde sie nun vergiftet oder nicht?«
    »Ihr ist in letzter Zeit häufiger ein wenig unwohl.«
    Shezira legte den Kopf schief. »Ein wenig? Hyram, als sie zusammenbrach, dachte jeder, sie sei tot.«
    »Sie hatte sich verschluckt. Das ist alles.«
    »Nun, dann tut es mir leid, dass sie den Rest Eures Fests ruiniert hat.«
    Hyram lachte. »Wir wissen beide, dass es längst ruiniert war. Als Königin Zafir in Ohnmacht gefallen ist, konnten die meisten von Euch gar nicht schnell genug aus meinem Saal fliehen. Sie hat euch allen einen Gefallen getan. Durch sie hattet ihr einen wunderbaren Vorwand, euch eiligst zu verabschieden.«
    »Sehr freundlich von ihr, das muss man sagen.« Shezira taumelte leicht, als ein Windstoß durchs Tal pfiff. »Ich würde nun lieber wieder zurück zum Pavillon gehen.«
    Hyram rührte sich nicht. »Das hier war einer meiner Lieblingsorte, als ich noch jünger war. Von hier oben kann man in alle Reiche blicken.«
    »Ich ziehe einen Drachenrücken vor.«
    »Ich weiß. Aber hier oben zu stehen ist mir immer wieder eine Warnung, wie tief unsereiner fallen kann. Ein einziger Fehltritt kann uns zum Verhängnis werden. Es ist schon über zwei Jahre her, seit ich das letzte Mal hierherkam. Während meiner Krankheit hätte ich nicht einfach so dastehen können. Ich wäre hinuntergestürzt.«
    »Hyram, wenn wir reiten, tragen wir Gurte, die uns an den Rücken unseres Drachen schnallen. Dann

Weitere Kostenlose Bücher