Der Drachenthron: Roman (German Edition)
…«
Königin Shezira scheuchte sie mit einer Handbewegung fort. »Hyram wird Königin Zafir als nächste Sprecherin vorschlagen.«
Alles im Saal hielt inne. Die Menschen erstarrten. Das Flüstern erstarb. Jeder starrte die Königin an.
Shezira legte den Kopf schief und blickte Lady Nastria an. »Was wolltet Ihr sagen?«
Nastria verbeugte sich tief. »Einer Eurer Ritter hat Euch hintergangen. Er wurde gekauft.«
»Ach.« Die Königin presste die Lippen aufeinander. »Ein weiterer Versuch, mich zu vergiften, Feldmarschall?«
Lady Nastria nickte. »Das vermute ich, Eure Heiligkeit. Ich habe das Gift. Ich muss es zur Feste der Alchemisten bringen, damit sie herausfinden, worum genau es sich handelt.«
»Ausgeschlossen.« Shezira schüttelte nachdrücklich den Kopf. »Jetzt, da Hyram unser Abkommen gebrochen hat, brauche ich Euch hier. Ich werde seine Entscheidung anfechten und muss sicher sein, dass ich genügend Drachenlords hinter mir weiß. Ich möchte nicht, dass aus dieser Angelegenheit ein Krieg wird.« Sie machte eine kurze Pause und wirkte auf einmal nachdenklich. »Schickt Prinzessin Jaslyn zu mir. Sie soll es tun.« Ein leises Lächeln umspielte ihre Mundwinkel. »Ja. Es wäre besser, wenn sie in den nächsten paar Tagen nicht hier ist.«
Reiter Jostan, der an der Tür gestanden hatte, rannte bereits hinaus in den Hof und winkte laut rufend, um Vidar aufzuhalten, bevor sich der Drache und die Prinzessin wieder in die Lüfte schwangen. Er kam zu spät. Semian beobachtete das Gesicht des Feldmarschalls. Sie sah keineswegs glücklich aus. Doch sie schluckte ihre Zweifel hinunter und verneigte sich erneut.
»Natürlich, Eure Heiligkeit. Ich würde gerne eine Eskorte mitschicken.«
Shezira runzelte die Stirn. »Aber wir haben ein Lager in den Bergen. Es liegt nur ein paar Stunden entfernt.«
Dieses Mal beharrte Nastria auf ihrem Standpunkt. »Dennoch.«
»Also schön.« Die Königin seufzte. »Zwei Reiter, nicht mehr. Sorgt dafür, dass wir vom Lager Ersatz erhalten.«
Das käme keinem der Ritter ungelegen , dachte Semian kläglich. Seit dem Tag, als er von dem Söldner angeschossen worden war, hatten sie weder eine Spur von dem weißen Drachen noch von dem Knappen gefunden, der bei ihr gewesen war. Sehr wahrscheinlich waren sie längst über alle Berge, und die Suche war reine Zeitverschwendung. Niemand hatte jedoch gewagt, dies der Königin offen ins Gesicht zu sagen, und so wurde die Suche einfach fortgeführt.
Die Königin rümpfte die Nase. »Was riecht hier eigentlich so erbärmlich?«
Lady Nastria erbleichte. »Es ist der Keller, Eure Heiligkeit. Etwas muss verfault sein. Es wird in Bälde beseitigt.«
»Zusammen mit dem Gestank, hoffe ich.« Shezira ging entschlossenen Schrittes weiter und hatte bereits die breite Wendeltreppe erreicht, die sich genau in der Mitte des Turms der Abenddämmerung emporwand. »Jemand soll meinem Verwalter ausrichten, dass er Vorbereitungen für Gäste treffen soll. Und eine Einladung verschicken. Ich werde wohl heute Abend ein wenig Zeit mit meinem Schwiegersohn verbringen und herausfinden, welchen Eindruck Lystra auf ihn macht. Sobald es ihm genehm ist. Feldmarschall, zu mir. Ihr seht wie ein Bauerntölpel aus, und ich brauche Euch herausgeputzt in Eurem besten Gewand. Und da wir Gäste erwarten, sollte sich wirklich jemand um den Gestank kümmern.«
Shezira verschwand hinter der nächsten Windung der Treppe. Lady Nastria folgte der Königin, doch bevor sie es tat, drückte sie Semian etwas in die Hand. »Bringt das zu Prinzessin Jaslyn ins Nest, und zwar schnell.«
Semian starrte sie mit aufgerissenem Mund an. Sie ist eine Prinzessin. Wie kann ich es wagen, ihr aufzutragen, was sie zu tun hat?
»Nehmt Reiter Jostan zur Verstärkung mit. Die Prinzessin hat ein Auge auf Euch beide geworfen.« Und dann zwinkerte der Feldmarschall ihm zu, was ihn noch sprachloser zurückließ.
Zu Pferde galoppierte er mit Jostan zum adamantinischen Drachennest, wobei die Schmerzen in seinem Bein stetig zunahmen. Als sie dort ankamen, verließ Prinzessin Jaslyn gerade das Nest und lief zu einer von Königin Sheziras Kutschen.
»Eure Hoheit!« Semian sprang hastig vom Pferd. In der Eile hätte sein Bein beinahe unter ihm nachgegeben. Jaslyn bedachte ihn mit einem eisigen Blick, der keineswegs mit dem vereinbar war, was Lady Nastria angedeutet hatte.
»Semian?« Sie blieb nicht einmal stehen.
»Eure Hoheit, Ihre Heiligkeit bittet Euch, zur Feste der Alchemisten zu
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