Der Drachenthron: Roman (German Edition)
fliegen.«
Jaslyn warf den Kopf in den Nacken und brach in lautes Gelächter aus. Sie riss die Wagentür auf.
»Eure Hoheit! Lady Nastria hat Reiter Tiachas wegen Verrats hinrichten lassen. Er gehörte einer Gruppe Verschwörern an, die die Königin vergiften wollten.«
Jaslyn kletterte in die Kutsche und wollte die Tür schließen.
»Prinz Jehal ist ebenfalls darin verwickelt.«
Diese Worte ließen die Prinzessin innehalten. Atemlos erklärte Semian, was die Königin ihnen befohlen hatte. Jaslyn verengte die Augen zu Schlitzen.
»Mutter schickt mich also fort?« Sie spuckte aus, und ihre Augen blitzten zornig auf. »Wird das genügen, um Jehal das Genick zu brechen, Reiter Semian?«
Semian senkte den Blick. »Das kann ich nicht sagen, Eure Hoheit.«
Die Prinzessin schnaubte verächtlich und stieg langsam wieder aus der Kutsche. »Warum schickt sie mich, Reiter Semian? Warum nicht Euch? Seid Ihr etwa unfähig, einen solchen Auftrag auszuführen?«
Klugerweise schwieg Semian.
»Oder Ihr , Jostan?« Sie brach erneut in ein raues Lachen aus.
»Reiter Nastria wollte eigentlich höchstpersönlich gehen, Eure Hoheit«, sagte Jostan leise. »Die Königin hat sich jedoch umentschieden.«
»Natürlich.« Jaslyn fletschte die Zähne. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, schritt sie zurück zum Drachennest.
Zu dem Zeitpunkt, als sie wieder in der Luft waren, versank die Sonne bereits am Horizont. Die Dunkelheit machte Drachen nervös, aber Jaslyn trieb sie unbarmherzig voran. Auf der Suche nach dem weißen Drachen hatten sie alle viele Monate zwischen den Tälern der Purpurnen Berge verbracht. Selbst mit verbundenen Augen hätte Semian ihr Ziel erreicht.
Ein Dutzend Drachen und dreimal so viele Reiter, zusammen mit mehreren Alchemisten und unzähligen Handlangern hausten immer noch draußen im Weltenkamm. Im Laufe der Monate waren die Zelte verschwunden und von einer fein säuberlichen Reihe Blockhäuser ersetzt worden. Große Teile des Waldes wurden weiterhin gerodet, um Platz für das Vieh zu schaffen, das von den nahegelegenen Tälern aus König Valgars Reich zu ihnen getrieben wurde.
Ein Leuchtfeuer, entzündet am höchsten Punkt des Lagers, wies ihnen den Weg. Die Drachen flogen weite Kreise und stießen zu ihrer Ankündigung Feuersalven aus, bevor sie zaghaft zum Fluss herabglitten und mit den Schwanzspitzen den sicheren Boden suchten. Sobald sie die Wasseroberfläche berührten, rissen sie den Kopf nach hinten, breiteten die Flügel aus, hielten mitten im Flug inne und ließen sich die letzten paar Meter auf die Gesteinsbrocken im Flussbett fallen. Reiter Semians Drache schlingerte und wäre beinahe zur Seite gekippt. Semian verzog das Gesicht und schloss die Augen, doch Matanizkan gewann das Gleichgewicht zurück und rappelte sich wieder auf.
Als Semian abgesessen hatte, war Prinzessin Jaslyn bereits in derselben Hütte verschwunden, in der sie den Großteil der letzten beiden Monate verbracht hatte. Semian und Jostan sahen sich an, zuckten mit den Schultern und gingen zu Bett.
Beim ersten Morgenlicht waren sie schon wieder im Sattel, durchquerten in nördlicher Richtung König Valgars Reich und umflogen den Rand des Weltenkamms. Am Nachmittag erreichten sie ein scheinbar provisorisches Drachennest, das nicht viel mehr als ein Feld mit einem kleinen Wehrgehöft war. Anfangs hielt es Semian fälschlicherweise für den Wohnsitz eines adligen Hinterwäldlers, einen günstig gelegenen Ort, um kurz anzuhalten und sofort wieder weiterzureisen. Doch schon bald sah er seinen Irrtum ein. Das Haus wurde vom Orden der Drachenschuppen geführt und beherbergte eine Menge Alchemisten. Es wimmelte hier auch von Soldaten, und nicht irgendwelchen Soldaten, sondern Männern des Adamantpalasts. Soldaten des Sprechers.
Gespannt lauschte Semian dem Gespräch zwischen Prinzessin Jaslyn und den Alchemisten, und allmählich verstand er. Irgendwo einige Meilen östlich begann ein alter versteckter Pfad, der tief in den Weltenkamm führte. Am anderen Ende befand sich die verborgene Feste der Alchemisten, die Quelle ihrer Macht – ein Tagesritt auf dem Drachenrücken und anschließend eine Woche oder noch länger zu Fuß oder auf dem Ochsenkarren, auf denen die Fässer mit den Elixieren der Alchemisten transportiert wurden. Jede Woche und bei jedem Wetter verließ ein Konvoi die Feste, um die Drachennester der Reiche zu speisen. Das Geheimnis ihrer Elixiere war ein kostbares Gut, das vom Orden sorgsam gehütet und nur mit
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