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Der Drachenthron: Roman (German Edition)

Der Drachenthron: Roman (German Edition)

Titel: Der Drachenthron: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Deas
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wand, und anstatt sich an ihrem Unbehagen zu laben, fühlte er sich … nun ja, irgendwie schuldig. Da stimmte etwas nicht. Da lief etwas grundlegend falsch!
    Vielleicht lag es an der Hitze. Er seufzte, erhob sich und hielt eine hübsche Rede darüber, wie dies der Beginn einer neuen Ära sei und mit welchem Stolz und gleichzeitig mit welch großer Demut es ihn erfülle, nun einem solch mächtigen Clan anzugehören. Als er mit der Ansprache geendet hatte, hoffte er, dass ihr wenigstens ein paar seiner Gäste mehr Aufmerksamkeit geschenkt hatten als er selbst.
    Der Ritt zurück zum Palast war wenig hilfreich. Eine Ehefrau zu haben hatte in der Theorie schrecklich einfach geklungen, und alles war schon vor so langer Zeit arrangiert worden, dass Jehal die Hochzeit nie in Frage gestellt hatte. Seine Gattin jedoch in natura zu treffen, war irgendwie … befremdlich. Eines Tages wäre sie seine Königin, vielleicht sogar schon früher als später. Was in Ordnung war, solange sie die richtige Königin war. Eine einfältige Königin mit einer sonderbaren Besessenheit für Filethäkelei oder Sticken oder etwas Ähnlichem, die den ganzen Tag in ihrem Turm blieb, keinerlei Interesse am Weltgeschehen zeigte und nur von ihrer Handarbeit aufsah, um einen stetigen Strom an Erben zu gebären, vorzugsweise des männlichen Geschlechts. Das war die Art Königin, die er brauchte.
    »Eine furchtbare Sache«, murmelte eine Stimme neben ihm. Mit einem Schlag wurde Jehal aus seinem Tagtraum gerissen. Lord Meteroa hatte sein Pferd neben seines gelenkt. »Aber nicht weiter schlimm, oder, Hoheit?«
    »Was willst du?«
    »Ich fürchte, du musst einen kleinen Umweg einplanen, Hoheit. Immerhin darf niemand die feierliche Geschenk – übergabe verlassen, bis du und König Tyan aufgebrochen seid, und dennoch wird auf wundersame Weise erwartet, dass jeder Gast für das Hochzeitsfest zurück ist, bevor du ankommst. Normalerweise würde es reichen, wenn du einen besonders umständlichen Weg von einem Teil des Palastes zum anderen wählst, vielleicht sogar noch mit einem kleinen Aufenthalt in den Gärten, um etwas Zeit totzuschlagen. Doch wie die Dinge stehen …«
    Jehal hob eine Augenbraue. »Du meinst, mit mehreren hundert Verwandten, die alle so schnell wie möglich zurück zum Palast stürmen und sich gegenseitig auf die Füße steigen? Und das ist allein Tante Fyons Familie.«
    Meteroa nickte lächelnd. »Deine Ankunft muss ein wenig hinausgezögert werden.«
    »Und du hast bereits etwas Bestimmtes im Sinn, Drachenmeister?«
    »Wie der Zufall so will, ja, Hoheit.« Meteroa warf Jehal einen vielsagenden Blick zu und trieb sein Pferd zum Trab an. Im nächsten Moment folgte ihm Jehal. Sie bogen von der Straße ab und galoppierten einen schmalen, mit Bäumen gesäumten Pfad entlang, bevor sie aufs offene Feld preschten. Hinter ihnen ritten ein Dutzend von Jehals Drachenrittern, die stets einen gemessenen Abstand wahrten, jedoch nie zu weit zurückfielen.
    »Du hast keinen einzigen Gedanken an die Drachen verschwendet, als du einen ausgewählt hast, nicht wahr?«, rief Meteroa.
    »Ganz im Gegenteil«, sagte Jehal. »Ich habe mir die ganze Zeit darüber den Kopf zerbrochen, dass keiner von ihnen weiß ist.«
    »Wirklich? Ich hätte schwören können, dass du mit den Gedanken ganz woanders warst. Ich an deiner Stelle hätte sicherlich eine andere Wahl getroffen.«
    Jehal spürte, wie ein Anflug von Ärger in ihm hochstieg. Lord Meteroa war klug und treu ergeben und führte das Klippennest so reibungslos wie eine Maschinerie, und seine unverblümte Offenheit war für gewöhnlich eine erfrischende Abwechslung von der unerträglichen Speichelleckerei, die dem restlichen Hofstaat von König Tyan zu eigen war. Manchmal schien der Drachenmeister allerdings zu vergessen, dass Jehal schon lange nicht mehr König Tyans kleiner Junge war.
    »Nun, die Entscheidung lag allein bei mir. Königin Shezira kann mir dankbar sein, dass ich mir nicht ihr bestes Tier unter den Nagel gerissen habe.« Innerlich schlug sich Jehal an die Stirn. Eigentlich hatte er natürlich den Aschgrauen nehmen wollen, den Drachen von Prinzessin Lystras älterer Schwester. Er hatte es völlig vergessen, und jetzt wusste er nicht einmal, welcher von Sheziras Rittern ohne ein eigenes Reittier nach Hause fliegen würde. Er seufzte. Er sollte es herausfinden. Zweifelsohne hatte er sich heute einen neuen Feind gemacht.
    Der Boden wurde allmählich steinig. Lord Meteroa tauchte in einen weiteren

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