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Der Drachenthron: Roman (German Edition)

Der Drachenthron: Roman (German Edition)

Titel: Der Drachenthron: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Deas
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Drachen spielen, aber die Gedanken des Kleinen waren eindeutig: Er wollte weg. Weit, weit weg. Er wusste nicht, welchen Weg sie einschlagen sollte, und es kümmerte ihn auch nicht, also ließ sie sich einfach treiben, flog durch Täler, zwischen Bergketten hindurch und über Seen. Sie hatte ein solches Land noch nie zuvor zu Gesicht bekommen, mit all seinen sonderbaren Formen und Farben und funkelnden, rauschenden Gewässern. Sie zog ihre Schwanzspitze durch schimmernde Spiegel, schoss in die Höhe, tauchte wieder hinab und schnappte nach Wasserfällen, bevor sie um Gebirge sauste und sich auf Steig – winden zum Himmel emportragen ließ.
    Allmählich verblasste das Licht, die Sonne versank, und die Gedanken des Kleinen verstummten. Schneeflocke spürte, wie sie langsam zu glühen begann, aber die Landschaft war einfach zu neu und berauschend, und sie flog weiter, bis die Hitze in ihrem Körper unerträglich wurde. Dann landete sie in der Nähe eines Sees. Behutsam setzte sie den Kleinen an einer Stelle ab, die sie gut im Auge behalten konnte, und hüpfte in das köstlich kalte Wasser. Sie planschte und spielte unter den Sternen, bis sie wieder abgekühlt war, rollte sich dann vorsichtig um den Kleinen und glitt in den Schlaf.
     
    Sie träumte. In weiter Ferne geschahen Dinge. Wichtige Dinge. Irgendwie war sie ein Teil davon, doch die Dinge ereigneten sich in so großer Entfernung, dass sie sie nicht sehen, nicht hören, sich nicht daran erinnern konnte. Sie versuchte, auf sie zuzufliegen, aber sie wichen ihr ständig aus, entschlüpften ihr, huschten davon, sobald sie sich auf sie stürzen wollte.
     
    Schlagartig war die Sonne wieder am Himmel und kroch über die sie umgebenden Bergspitzen. Schneeflocke gähnte, streckte den Schwanz aus und drückte den Rücken durch. Der Kleine war ebenfalls erwacht. Sie konnte seine Gedanken spüren. Er war hungrig.
    Ja. Hungrig. Sie war auch hungrig. Sie sah zum Kleinen und entblößte die Zähne, wie immer, wenn die Fütterungszeit gekommen war.
    »Tut mir leid, Schneeflocke. Du wirst dir dein Frühstück wohl selbst fangen müssen.«
    Sie ließ den Blick schweifen. Sie verstand nur wenige der Geräusche, die der Kleine von sich gab, aber manchmal genügten seine Gedanken. Er hatte kein Essen für sie. Und er litt Schmerzen. Außerdem hatte er Angst. Ihr gefielen diese Gedanken nicht. Sie beunruhigten sie, weshalb sie sie einfach ausblendete. Stattdessen dachte sie an ihren eigenen Hunger und wartete darauf, dass der Kleine etwas unternahm. Als er nichts tat, fletschte sie erneut die Zähne.
    »Geh auf die Jagd«, sagte er. »Du musst jagen.«
    Jagen . Sie kannte dieses Geräusch. Es bedeutete fliegen und ein Tier verfolgen und, ja!, fangen und töten und essen.
    Sie ließ sich auf alle viere fallen, senkte den Kopf und lud den Kleinen ein, auf ihren Rücken zu klettern.
    »Ich kann nicht, Schneeflocke. Ich bin ein Knappe, kein Reiter. Das darf ich nicht.«
    Die Geräusche machten keinen Sinn. Jagen bedeutete, dass ein Kleiner auf ihrem Rücken saß und ihr befahl, wohin sie fliegen sollte. Sie senkte den Hals noch weiter und rieb mit dem Kopf über die Steine am Boden.
    »Sie würden mich zum Tode verurteilen, wenn sie davon erfahren.« Der Kleine begann im Kreis zu gehen. Seine Gedanken waren durcheinander und immer noch mit Schmerz verwoben. Immer noch voller Angst. »Nur Reiter reiten auf Drachen. So lautet das Gesetz. Wir sollten zurückkehren. Was ist geschehen? Wurden wir angegriffen?« Er schüttelte den Kopf. »Oh, ich wünschte, du könntest sprechen. Was, wenn sie noch dort sind? Die Königin kann noch nicht gekommen sein, oder? Oh, was soll ich nur tun? Ich kann nicht auf dir reiten, Schneeflocke. Es gibt keinen Sattel. Ich würde fallen. Aber hier können wir auch nicht bleiben, und allein findest du niemals den Weg nach Hause. Ich habe nicht den blassesten Schimmer, wo wir sind. Weißt du , wo wir sind?«
    Sie rieb den Hals am Boden und entblößte wiederum die Zähne. Jagen. Hungrig .
    »Du willst essen. Ja, du musst hungrig sein. Oh, aber hier gibt es keine Alchemisten. Du musst das Wasser trinken, das sie für dich zubereiten. Andernfalls wirst du krank. Wir müssen zurück.«
    Jagen. Hungrig . Sie wiederholte die Gesten. Allmählich wurde sie ärgerlich, und die Gedanken des Kleinen verwirrten sie. Sie leuchteten ihr einfach nicht ein.
    »Ich kann nicht auf deinen Rücken klettern, Schneeflocke. Es gibt kein Geschirr. Es geht nicht.« Der Kleine ging zu

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