Der Drachentoeter
Schweigen versinkt. Keiner von uns hat eine weitere Eingebung. Es ist drückend schwül, und ich möchte einfach nur noch meinen Boden frei räumen und mich zum Schlafen legen. Aber selbst diesen bescheidenen Wunsch kann ich mir nicht erfüllen, denn als ich in der Rächenden Axt ankomme, erwartet mich Zitzerius in einer Kutsche, mit seiner gewohnt strengen Miene und zwei Dienern, die es offenkundig nervös macht, mitten in der Nacht in Zwölf Seen herumzulungern.
Mein heutiger Bedarf an Oberschicht ist eigentlich gedeckt. Ich bin so müde, dass ich mich nicht einmal dazu aufraffen kann, unverschämt zu sein. Ich frage Zitzerius, ob er nicht bis morgen auf den Bericht über meine Fortschritte im Fall der Prinzessin warten kann.
Aber er ist gar nicht hier, um sich über meine Fortschritte zu erkundigen. Er ist gekommen, um mich zu engagieren, seinen Sohn aus der Bredouille zu helfen. Ich kann ein Gähnen nicht unterdrücken und bitte ihn herein. Ich greife mir eine Flasche Bier von der Bar und versuche, mich auf das zu konzentrieren, was Zitzerius zu sagen hat. Ich komme ganz gut damit klar, Turais preiswertester Detektiv zu sein, aber es macht mir erheblich zu schaffen, plötzlich der gefragteste zu sein.
18. Kapitel
Eines muss man Zitzerius lassen, er kommt wirklich schnell zum Punkt, wenn es nötig ist. Er entschuldigt sich steif dafür, dass er mein früheres Angebot, ihm zu helfen, so barsch ausgeschlagen hat, und räumt dann widerstrebend ein, dass ich vermutlich der beste Mann für diese Aufgabe sei.
»Wie Ihr wisst, wird mein Sohn Zerberius Canius beschuldigt, mit Boah zu handeln.«
Früher einmal hätte mich das schockiert. Aber das ist schon lange her.
»Vizekonsul Rhizinius hat eine Information erhalten und heute Abend einen Durchsuchungsbefehl ausgestellt. Er hat mein Haus durchsuchen lassen, als ich nicht da war. Dabei hat er in Zerberius’ Zimmern Boah gefunden.«
»Wieviel?«
»Zwei kaiserliche Pfund.«
»Klar. Das ist zu viel, um sich mit Eigenbedarf herauszureden. An wen verkauft es Euer Sohn?«
Zitzerius verzieht das Gesicht. »Ich weigere mich zu glauben, dass mein Sohn ein Boah-Händler ist.«
Ich weise darauf hin, dass heutzutage selbst die angesehensten Familien nicht vor dem Kontakt mit Boah sicher sein können. Zitzerius runzelt die Stirn. Seine berühmte Beredsamkeit verlässt ihn, als er über die Möglichkeit nachdenkt, dass sein Sohn vielleicht seine Tage auf einer Galeere beschließen könnte.
»Also, was soll ich tun?«, frage ich und trinke einen Schluck Bier.
»Findet die Wahrheit heraus. Ihr wisst, dass Rhizinius und ich erbitterte Konkurrenten um den Posten des Vizekonsuls sind. Rhizinius hat diese Chance, mich zu diskreditieren, natürlich sofort ergriffen. Falls Rhizinius mich besiegt und Vizekonsul bleibt, wird dieser Stadt großer Schaden erwachsen.«
Womit Zitzerius meint, dass Lohdius Populäre Partei die Mehrheit gewinnen könnte. Als eine Stütze der Traditionalisten kann der gute Zitzerius diese Vorstellung natürlich überhaupt nicht ertragen. Ich bin nicht sonderlich an Politik interessiert, deshalb kümmert mich das einen feuchten Dreck.
»Ich würde sagen, Ihr seid bereits diskreditiert.«
»Noch nicht. Konsul Kahlius hegt nicht den Wunsch, meinen Sohn zu ruinieren. Und er will auch nicht, dass ich Schaden nehmen werde und die Populären noch mehr an Boden gewinnen. In dieser angespannten politischen Stimmung, die im Augenblick in Turai herrscht, ist es von vordringlichster Wichtigkeit, dass Senator Lohdius seinen Einfluss nicht noch vergrößern kann.«
»Also wird der Konsul das Boah unter den Teppich kehren? Wozu braucht Ihr mich dann noch?«
»Der Konsul wird nichts unter den Teppich kehren«, fährt Zitzerius schroff hoch. »Alle Bürger in Turai sind dem Gesetz unterworfen. Aber er wird dafür sorgen, dass dieser Fall nicht vor Gericht kommt, wenn Zerberius die Leute nennt, von denen er das Boah gekauft hat, und wenn er verrät, für wen es gedacht war. Das ist die übliche Praxis.«
Das stimmt. Viele kleine Boah-Händler haben sich in die Freiheit gewunden, indem sie ihre »Geschäftsfreunde« verpfiffen haben.
»Unglücklicherweise weigert sich Zerberius, zu sprechen. Ich verstehe das einfach nicht. Er könnte seinen Ruf retten, ganz zu schweigen von dem seiner Familie, wenn er dem Konsul die ganze Geschichte erzählt. Doch er weigert sich.«
Der arme Zitzerius. Da widmet er sein ganzes Leben dem Ziel, der angesehenste Politiker in Turai zu
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