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Der Drachentoeter

Der Drachentoeter

Titel: Der Drachentoeter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Scott
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dich zu töten?«
    Diese Frage kann ich ihr nicht beantworten. Ich bin mal wieder in irgendwas hineingestolpert. Aber wenn Harm meine Zimmer auseinander nimmt, muss ich seinen dunklen Geschäften wohl näher gekommen sein, als er gutheißen kann.
    Selbst Makri hat schon Geschichten über die bösartige Macht von Harm dem Mörderischen gehört. »Sagtest du nicht einmal, dass du dich niemals gegen ihn stellen würdest?«
    Ich zucke mit den Schultern und spiele den Unbeeindruckten. Doch Makri lässt sich nicht so schnell täuschen. Sie wiederholt ihren Vortrag darüber, wie blöd ich bin, dass ich mich in zu viele Fälle auf einmal stürze.
    »Du weißt nicht einmal mehr, warum dich welche Leute umbringen wollen.«
    »Ich sage dir doch, dass ich das Geld brauche.«
    »Du hättest eben keine Schulden bei der Bruderschaft machen dürfen.«
    »Glaubst du denn, das wusste ich nicht? Kannst du nicht irgendwas Nützliches tun, statt mir die ganze Zeit Vorträge über Dinge zu halten, die ich nicht mehr ändern kann?«
    Ich hasse es, wenn ich plötzlich die Kreise von mächtigen Zauberern störe. Vielleicht sollte ich doch lieber Scheidungsfälle bearbeiten.
    Ghurd ist sauer wegen der Räume. Sie sind in drei Tagen dreimal verwüstet worden. Das ist ein neuer Rekord. Er murmelt finster etwas davon in seinen Bart, sich einen neuen, ruhigen Mieter zu suchen, der seine Möbel heil lässt. Ich lenke ihn ab, indem ich das Gespräch auf Tanrose lenke, obwohl ich dafür jetzt eigentlich gar keine Zeit habe.
    Später berichte ich Makri von den neuesten Entwicklungen, was Zerberius und den Armbrustschützen angeht.
    »Ich habe mein letztes Kuriya dafür verbraucht, nach irgendwelchen Hinweisen zu suchen, aber das Einzige, das ich bekommen habe, war ein Bild vom Feenhain.«
    »Wie sieht das aus?«
    »Wie eine Pfütze schwarzer Tinte.«
    »Nicht das Kuriya, du Idiot. Ich meine den Feenhain.«
    »Oh. Ach so. Ganz idyllisch, jedenfalls tagsüber. Feen fliegen herum, Einhörner grasen friedlich unter Bäumen. Nymphen und Dryaden musizieren, es gibt wunderschöne Blumen und glitzernde Bäche. Du solltest mal hingehen, Makri. Es würde dir gefallen.«
    »Vielleicht. Ich könnte nach einem Jahr in dieser stinkenden Stadt ein bisschen Frieden gebrauchen. Aber Ghurd hat gesagt, dass niemand da hineinkommt, der orgkisches Blut in den Adern hat.«
    Das stimmt. Der Fennhain liegt tief in einem Wald, weit weg von der Stadt, und ist vor jedem Bösen durch natürliche Magie geschützt. Und eine davon verwehrt jedem Orgk den Zutritt.
    »Du bist doch nur zu einem Viertel Orgk. Und ein Viertel von dir ist Elf. Die Feen stehen auf Elfen. Vielleicht machen sie ja bei dir eine Ausnahme.«
    Makri erwidert, dass ihr bereits die Vorurteile der Menschen genügen. Jetzt noch Pöbeleien von Feen, Nymphen und Dryaden zu riskieren, wäre ihr zu viel.
    Ich frage mich, wohin meine Ehefrau und der junge Zauberlehrling eigentlich weitergezogen sind, nachdem sie damals zum Feenhain durchgebrannt sind. Lange haben sie dort nicht bleiben können. Kein Mensch darf eine Nacht dort verbringen. Man schläft ein, selbst wenn man dagegen ankämpft, und dann kommen die Träume. Sie treiben einen in den Wahnsinn, und zwar im wörtlichen und unwiderruflichen Sinne. Alle Jahre wieder versucht irgendein romantischer oder schwachsinniger junger Mensch es aufs Neue, und alle Jahre wieder ist das Ergebnis dasselbe: er verendet irgendwo hilflos in der Wildnis, oder auch in Turai, wo er ziellos durch die Straßen torkelt, unzusammenhängendes Zeug brabbelt und bettelt. Man sollte sich an die Besuchszeiten des Feenhains halten: vom Morgengrauen bis zur Abenddämmerung.
    Makri sagt, dass sie ständig an Menschenmengen vorübergekommen ist, die auf offener Straße einem Redner zugehört haben. Und heute morgen hat sie miterlebt, wie eine solche Zusammenkunft ziemlich abrupt von einer Abteilung Bewaffneter aufgelöst worden ist.
    »Wahlen. Der Posten des Vizekonsuls steht demnächst zur Disposition.«
    »Warum?«
    »Weißt du denn gar nichts über die Stadt, in der du lebst? «
    »Nö.«
    Mir fällt wieder ein, dass Makri noch nicht lange genug in Turai wohnt und noch keine Wahl miterlebt hat. Also erkläre ich ihr, dass der Vizekonsul in der Rangordnung nur noch den Konsul über sich hat, der wiederum nur noch den König über sich hat, und dass der Vizekonsul alle zwei Jahre neu gewählt wird.
    »Die Traditionalisten, die den König unterstützen, hatten den Posten fast ununterbrochen

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