Der Drachentoeter
Aufenthaltsortes des Tuchs herumtaste, und was noch wichtiger ist, ich bin davon überzeugt, dass ich die Prinzessin von jeder Schuld frei waschen kann, wenn ich es finde.
Prätor Zitzerius betritt die Rächende Axt in seiner kleidsamen blaugesäumten Toga. Zur allgemeinen Bestürzung der bunt gemischten Säuferschar. Sie glotzen verdattert, als er zu mir an den Tisch tritt und mich begrüßt. Nicht schlecht, denke ich, wenn der Prätor höchstpersönlich bei mir vorbeischaut. Vielleicht verschafft mir das ja ein bisschen Respekt in der Gegend.
Wir gehen in meine Zimmer hinauf, und der Prätor teilt mir einige bedenkliche Neuigkeiten mit. »Der Ermittler Bossiarius hat erfahren, dass Prinz Frisen-Lackal Harm den Mörderischen beauftragt hat, Boah nach Turai zu schmuggeln. Darüber hinaus hat der Prinz dem Zauberer als Bezahlung auch noch einen Schuldbrief geschickt. Sollte das in der Öffentlichkeit bekannt werden, wird diese Regierung stürzen!« Der Prätor schüttelt traurig den Kopf. »Mein Sohn ist tatsächlich darin verwickelt. Er sollte die Drogen von diesem abtrünnigen Halb-Orgk-Zauberer an Prinz Frisen-Lackal liefern. Die ganze Angelegenheit ist schlimmer, als ich mir jemals hätte vorstellen können. Wie soll ich das Konsul Kahlius erklären? Denkt nur an die fürchterlichen Auswirkungen, die es haben wird, wenn etwas davon durchsickert! Es war schon vorher schlimm genug, als die Populären einfach nur versucht haben, mich zu diskreditieren! Aber welche Chancen haben die Traditionalisten denn noch bei der Wahl, wenn selbst Prinz Frisen-Lackal in eine solch schmutzige Drogenaffäre verwickelt ist?«
Zitzerius wiederholt nachdrücklich, dass es ihm bei dem Posten des Vizekonsuls nicht um persönliche Machtbereicherung, sondern um das Wohl der Stadt geht. Eigenartigerweise glaube ich ihm. Er will wissen, was ich zu tun gedenke.
»Was will Bossiarius tun?«, frage ich ihn.
»Der kann nichts mehr tun. Nachdem er mir diese Information überbracht hat, wurde er auf dem Heimweg ermordet. Er hatte einen Armbrustbolzen im Hals.«
»Ihr bemüht Euch nicht gerade, mir diese Untersuchung schmackhaft zu machen, Prätor. Wie wäre es, wenn Ihr die Zivilgarde einschaltet?«
»Das ist unmöglich. Viele Mitglieder der Garde schulden Rhizinius Gehorsam. Wir können nicht riskieren, dass dieser Skandal jetzt schon bekannt wird. Ihr müsst diesen Schuldbrief zurückholen und dafür Sorge tragen, dass der Name von Prinz Frisen-Lackal nicht mit dieser Angelegenheit in Verbindung gebracht wird.«
Zitzerius bemerkt meinen offensichtlichen Mangel an Begeisterung und verlangt in scharfem Ton zu wissen, was ich für ein Problem habe. Ich mache ihm klar, dass jeder Mensch seine Grenzen hat. Selbst ich.
»Wenn in diesen Fall Harm der Mörderische, Georgius Drachenfresser und Prinz Frisen-Lackal verwickelt sind, dann wundert es mich keineswegs, dass Euer Sohn verängstigt ist. Sie jagen auch mir Angst ein, und zwar jeder einzelne von ihnen. Bedenkt, was Bossiarius passiert ist. Außerdem, was erwartet Ihr von mir? Der Staat sollte die Angelegenheit in die Hand nehmen, fertig. Fertig? Nein, nicht fertig, weil die Hälfte der Staatsbeamten auf der Lohnliste dieser Leute stehen. Wenn Ihr Georgius Drachenfresser daran hindern wollt, Boah von Harm dem Mörderischen zu kaufen, dann bittet jemand anderen, seinen Kopf dazwischenzustecken.«
»Ich bitte Euch nicht darum, so etwas zu tun«, kontert Zitzerius mit seiner sonoren Stimme. »Aber mein Sohn darf nicht wegen dieser Geschichte angeklagt werden, und Prinz Frisen-Lackal darf ebenso wenig in die Sache hineingezogen werden.«
»Das dürfte schwierig sein, denn der einzige Weg, der Euren Sohn aus der Mausefalle führt, ist, den Prinzen zu beschuldigen.«
Zitzerius bedenkt mich mit einem stahlharten Blick und erkundigt sich eisig, ob mir die Tragweite dieser Affäre eigentlich bewusst ist.
»Allerdings. Vermutlich verliere ich dabei mein Leben.« »Für diese Stadt sind andere Dinge wichtiger als Euer Leben oder meines«, wischt er meinen fadenscheinigen Einwand vom Tisch. »Falls es Vizekonsul Rhizinius gelingt, Zerberius anzuklagen und den Namen der königlichen Familie zu entehren, wird er diese Wahl gewinnen. Falls Rhizinius wiedergewählt werden sollte, werden noch mehr Senatoren zu Lohdius’ Partei überlaufen. Die Populären werden möglicherweise die Kontrolle im Senat bekommen und Turai wird zerrissen werden. Lohdius will nur eins: Er will die Monarchie stürzen, und er
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