Der Drachentoeter
versuche, die Orgk-Wächter zu finden. Aber es gibt keine. Ich kann nirgendwo eine Spur von Orgks entdecken. Makri erzählt mir dasselbe, als wir uns wieder treffen. Die Orgks bewachen den Hain nicht.
»Merkwürdig. Dann warten sie wohl außerhalb des Waldes und bewachen die Pferde.«
»Ich kenne diesen Wald«, sage ich. Meine Zuversicht wächst. »Ich kann uns nach Norden und aus dem Wald herausführen, weit weg von dem Weg zur Stadt. Dann sind wir wieder in Turai, bevor die überhaupt wissen, dass wir fort sind.«
Ich bin überrascht. Eine so armselige Taktik von einem erfahrenen Krieger wie Harm dem Mörderischen? Anscheinend hat er sich den Verstand »weggeboaht«. Die Feen umflattern Makri immer noch fröhlich. Sie scheinen das alles zu genießen. Kentauren rufen uns, das heißt Makri, anerkennende Worte hinterher, als wir die Lichtung erreichen. Taur hat sein Stelldichein mit der Dryade offenbar bereits hinter sich, und macht Makri gerade unmissverständliche Komplimente wegen ihrer Figur, als er plötzlich innehält, den Kopf beunruhigt zurückwirft und die Luft einsaugt. Meine Nackenhaare richten sich auf. Ich spüre, das etwas passieren wird.
»Was ist los?«, erkundigt sich Makri.
»Harm der Mörderische. Er ist in der Nähe.«
»Harm kann doch nicht hier herein!«
Ich blicke hinauf und schütze meine Augen gegen die grelle Sonne. Hoch oben umkreist ein gewaltiger Schatten den Hain. Als er hinabsinkt, peitschen die riesigen Flügel die Luft wie eine Erscheinung aus der Hölle. Die Kentauren wiehern. Die Feen kreischen und flüchten zwischen die Bäume. Die Nymphen tauchen unter das Wasser ab. Harm der Mörderische und dreißig Orgks gleiten auf dem Rücken eines Drachen zu uns hinunter. Es ist ein richtiger Kriegsdrache. Nicht so ein Winzling wie der im Zoo des Königs. Und auch kein halbwüchsiger wie derjenige, den Makri in der Sklavengrube besiegt hat. Dies hier ist ein ausgewachsener orgkischer Kriegsdrache, schwarz und golden, unglaublich groß, mit fürchterlichen Reisszähnen, einem glühenden Atem, Schuppen wie Eisen und Klauen, die einen Mann mit einem kurzen Zucken in zwei Stücke reißen können. Es ist die furchteinflößendste Kreatur, die jemals gelebt hat, und sie fliegt geradewegs auf uns zu. Und das verdammt schnell.
»Ein Kriegsdrache«, erkläre ich Makri. »Gott allein weiß, wie Harm ihn unter seine Kontrolle gebracht hat, aber er ist anscheinend fest entschlossen, sich mit Gewalt den Weg in den Hain zu bahnen.«
Makri steht breitbeinig da und hebt ihre Axt. »Ich habe schon mal einen besiegt…!«
Der Drache kommt näher.
»Allerdings war der erheblich kleiner«, räumt sie etwas eingeschüchtert ein. »Haben du und Ghurd wirklich einen Drachen im Krieg getötet? «
»Ja. Aber der war auch nicht annähernd so groß wie der hier, und außerdem hat uns der Schlafzauber die nötigen Sekunden Zeit gegeben, die wir brauchten, um an seine Augen zu kommen. Aber im Feenhain kann man keine Magie benutzen. Mein Schlafzauber würde hier nicht funktionieren.«
»Ist schon komisch, dass deine Zaubersprüche immer dann versagen, wenn wir sie am dringendsten benötigen.«
»Ja. Das ist mir auch schon aufgefallen.«
Als der Drache näher kommt, sehen wir, dass er ein Visier aus Stahlgeflecht trägt, das seine Augen schützt. Als sich der Drache noch fünfzehn Meter über uns befindet, und Harm und seine Handlanger schreien und ihre Schwerter schwingen, zuckt plötzlich ein greller Blitz auf, als das Vieh auf das magische Feld prallt, das den Hain schützt. Der Drache brüllt und eine Stichflamme zuckt aus seinen Nüstern. Ein Orgk fällt herunter, aber die anderen halten sich mit aller Kraft fest, als der Drache sich wütend gegen die Barriere wirft. Er kreischt und krümmt sich, und peitscht die Luft mit Flügel und Klauen. Blaue Blitze zucken in der Luft, und der Donner scheint den ganzen Hain zu erschüttern. Schließlich ist die ganze Luft von einem gewaltigen Blitz erfüllt, als die Barriere schließlich nachgibt. Das gewaltige, schwarzgoldene Biest schlägt schwer mit seinem massigen Wanst auf den Boden auf und bleibt dort in einer riesigen Rauch-und Staubwolke wie betäubt liegen. Einen Moment herrscht Ruhe. Die Ruhe vor dem Sturm. Dann tauchen die Orgks mit wildem Kriegsgebrüll aus dem Rauch auf und stürzen sich Schwerter schwingend auf uns.
Ich will fliehen, aber Makri bleibt einfach stehen. Ich verwünsche sie und schnappe mir ihren Arm, aber sie schüttelt mich ab.
»Ich
Weitere Kostenlose Bücher