Der Drachentoeter
dem Kriegerkloster von Kung La verbracht«, erwidert Sarin und lächelt beinahe.
»Offenbar hast du da nicht bloß meditiert«, keuche ich. Ich bin heilfroh, dass ich wieder zu Atem komme.
»Nein. Nur gekämpft. Ich fand es ziemlich ärgerlich, dass mich jeder dahergelaufene Schwertträger besiegen konnte. Jetzt besiegt mich so leicht keiner mehr.«
»Als wir dich gefunden haben, sahst du nicht sehr gut aus.«
»Jemand hat sich von hinten an mich herangeschlichen.« Sarin die Gnadenlose runzelt die Stirn und wirkt ein bisschen verwirrt. »Normalerweise schafft das keiner.«
»Vielleicht ist dein Kumpel Georgius Drachenfresser ja deiner Gegenwart überdrüssig geworden.«
Sie schüttelt den Kopf. »Georgius ist nicht mehr mein Partner. Harm und Georgius haben mich aufs Kreuz gelegt. Nachdem ich ihnen mit meiner Armbrust den Weg freigeschossen habe, wollten sie mich aus dem Geschäft drängen. Anscheinend wollen sie den Gewinn nicht mit jemand Drittem teilen. Schon gar nicht, wenn es sich dabei um eine Frau handelt.«
Sie zuckt mit den Schultern. »Umso schlimmer für sie. Ich habe sie ausgetrickst. Und es war nicht Georgius, der mich niedergeschlagen hat. Das hätte er niemals geschafft.«
Sie sieht sich um und wirkt besorgt. »Mein Pferd ist weg und das Boah ebenfalls.« Sie greift in ihr Wams und zieht den Schuldbrief des Prinzen hervor. »Aber den hier habe ich noch. Und es wird dich zehntausend Gurans kosten. Es sei denn, du willst versuchen, ihn mir abzunehmen?«
Das lasse ich lieber. Und ich halte die Klappe.
»Also zum Geschäftlichen.«
»Ich denke, dieser Brief gehört mir«, ertönt eine Stimme.
Eine große Gestalt in einem Regenbogenmantel kommt aus der Dunkelheit auf uns zu. Es ist Georgius Drachenfresser. Er starrt mich hasserfüllt an.
»Mich deucht, wir sind hinter demselben Wisch her«, sagt er.
Ich antworte ihm mit einem Grunzen.
»Du verschwendest deine Zeit, Thraxas. Der Brief gehört mir.«
»Ach ja? Du scheinst Schwierigkeiten zu haben, ihn bei dir zu behalten.«
»Ich hatte von Sarin der Gnadenlosen einen solchen Verrat nicht erwartet.«
Ich wende mich an Sarin. »Also was willst du jetzt tun? Ich bezweifle, dass dein Mönchstraining genügt, um dir gleichzeitig mich, Makri und Georgius vom Leib zu halten.«
Sarin schnaubt verächtlich. Offenbar habe ich sie nicht beeindrucken können. »Als Vertreter der ehrenwerten Politiker dieser Stadt gebt ihr ein erbärmliches Paar ab. Ein fetter, versoffener Ermittler und ein verräterischer, krimineller Zauberer.« Sie hält den Brief hoch. »Wer will den Prinzen erpressen? Das Eröffnungsangebot liegt bei zehntausend Gurans. Wer bietet?«
Georgius Drachenfresser hebt die Hand. Aber er hat offenbar nicht die Absicht, Sarin den Gefallen zu tun. Stattdessen feuert er einen Zauberspruch gegen sie ab. Sekunden später liegt er betäubt am Boden. Sein Spruch ist auf ihn zurückgeschlagen. Eine andere Gestalt in einem Regenbogenmantel schwebt sanft von dem Steinbogen herunter.
»Wer ist das denn jetzt wieder?«, will Makri wissen.
»Budhaius von der Östlichen Erleuchtung«, antworte ich. »Sieht so aus, als würde die Palastwache doch endlich eingreifen.«
Ich erwarte, dass Budhaius Sarin den Brief entreißt und sie mit einem möglichst heftigen Spruch gegen eine Wand schleudert. Doch er macht etwas ganz anderes. Er schlendert gelassen zu ihr hin und küsst sie auf die Wange. Makri und ich sehen verblüfft zu, wie sie seinen Kuss inniglich erwidert.
»Kein Wunder, dass er sie angeblich nicht finden konnte. Sie stecken unter einer Decke.«
»Allerdings«, dröhnt Budhaius. Er ist ein großer Mann mit langem, braunem Haar, das über seinen Regenbogenmantel fällt.
»Was ist bloß mit diesen verdammten Zauberern in Turai los?«, knurre ich und verwünsche sie alle. »Wenn sie keine Boah-Süchtigen oder Alkoholiker sind, dann sind sie psychotische Kriminelle.«
»Ein Glück, dass du deine Studien niemals zu Ende geführt hast«, flüstert mir Makri ins Ohr, während sie das Gaunerpärchen misstrauisch beäugt. »Ist Budhaius mächtiger als du?«
»Mächtiger als ich? Ein Kampf zwischen uns wäre, als kämpfe ein Tiger gegen eine Ratte. Eine fette Ratte, wohlgemerkt. Versuch lieber, ihn nicht zu erzürnen. Vergiss nicht, was Blumius Adlerschwinge passiert ist.«
»Höre ich ein Gebot?«, fragt Sarin die Gnadenlose.
Ich biete zehntausend Guran. Georgius Drachenfresser rappelt sich schließlich wieder hoch und stößt einen unflätigen
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