Der Drachentoeter
freundschaftlich. Und außerdem sagte sie: ›Danke Makri‹, als du ihr das Wasser eingeflößt hast. Für eine Meuchelmörderin ist das ziemlich freundlich.«
Makri schnaubt verächtlich. »Ach ja? Man hat ihr auf den Kopf geschlagen. Du plapperst Unsinn, Thraxas. Ich habe sie erst einmal getroffen, als sie dich in deinem Zimmer angegriffen hat.«
Ich bin zwar weiterhin skeptisch, lasse die Sache aber zunächst einmal auf sich beruhen. Wir beeilen uns stattdessen, zu Astral Trippelmond zu kommen. Es ist immer noch mitten in der Nacht. Auf den Straßen ist es ruhig, und nur ein paar Bäckereiarbeiter sind unterwegs, um die Öfen für das morgendliche Brot anzuzünden.
Unser Besuch bei Astral erweist sich als recht unproduktiv. Er stört ihn zwar nicht, dass ich ihn mitten in der Nacht geweckt habe, aber als ich ihn bitte, Sarin aufzuspüren, zieht er eine Niete. Dasselbe gilt für die sechs Säcke Boah.
»Sie muss die Stadt verlassen haben.«
»Das ist unmöglich. Sie will uns in einer halben Stunde im Stadion Superbius treffen.«
Der Zauberer zuckt mit den Schultern und fragt, ob ich noch etwas anderes habe, das er sich ansehen kann. Ich habe noch den Fetzen Rotes Elfentuch, aber daraus erfährt er nichts. Mittlerweile habe ich von dem Stoff allmählich die Nase voll. Das Zeug hat mir nichts als Ärger eingebracht. Ich reiche ihm den Felsbrocken, den ich mit mir herumschleppe, derjenige, mit dem Marihana niedergeschlagen wurde, und frage Astral, ob er etwas daraus lesen kann.
»Das dauert eine Weile, Thraxas. Es ist immer recht schwierig, Informationen aus Felsbrocken zu ziehen. Auras bleiben nur sehr spärlich an ihnen haften, wenn überhaupt.«
Ich bitte ihn, sein Bestes zu versuchen und frage ihn, ob er uns in der Zwischenzeit seine Kutsche leihen kann.
»Ihr dürft nachts doch nicht in der Stadt herumkutschieren.«
»Ich habe das Senatsprivileg.«
»Ach wirklich?«
»Nein. Aber ich arbeite für Zitzerius; also kann ich so tun, als ob. Und außerdem sind wir spät dran.«
»Wer von uns spielt denn den Senator?«, erkundigt sich Makri, als wir in der Kutsche davonrumpeln.
Makri weiß ganz genau, dass Frauen keine Senatoren werden können. Mich beschleicht langsam der Verdacht, dass sie zu häufig zu diesen Kränzchen geht.
26. Kapitel
Im Stadtzentrum wimmelt es immer noch von Zivilgardisten, wohl wegen der Spannung, die über der Stadt liegt. Wilde Gerüchte kursieren. Einige verbreiten, die Wahlen würden gestrichen, andere reden von geplanten Putschversuchen, von Korruption und Meuchelmord. Es wird sogar gemunkelt, dass die Königliche Familie selbst Drogen von den Orgks gekauft habe und sie jetzt mit Gewinn an ihre Untertanen weiterverschachert. Also wirklich.
Die Wachen halten uns an. »Dringende Geschäfte für Prätor Zitzerius!«, rufe ich und galoppiere weiter zum Stadion. Ich habe einen Sack Gold von Zitzerius bei mir und bin instruiert, so viel zu bieten, wie nötig ist, um den Schuldbrief des Prinzen zu bekommen.
Das Stadion Superbius liegt direkt an der Stadtmauer, an der östlichen Seite der Stadt. Es ist ein gewaltiges Amphitheater und wurde vor etwas über hundert Jahren von König Versailius erbaut. Es ist ein sehr wichtiger Ort. Hier wird der Zirkus abgehalten, Theaterstücke werden aufgeführt, religiöse Treffen abgehalten, Gladiatorenkämpfe vorgeführt und hier findet auch der Grund meiner aktuellen Notlage statt, die Wagenrennen. Ich liebe die Wagenrennen. Während der Rennsaison ist das Stadion zweimal in der Woche bis auf den letzten Platz besetzt. Dann treffen sich Rennliebhaber aus allen sozialen Schichten Turais. Konsule, Prätoren, Präfekten, Senatoren, Priester, vornehme Damen der Gesellschaft, Zauberer, hochrangige Bonzen der Zünfte und Gilden und Innungen und Genossenschaften. Sie alle vermischen sich mit der gewaltigen Masse der proletarischen Turanier, die hier einen freien Tag genießen und versuchen, ein bisschen Geld auf die Seite zu schaffen. Prinz Frisen-Lackal ist ein begeisterter Rennfan und unterhält seinen eigenen Wagenpark. Selbst der König gibt uns manchmal die Ehre. Natürlich zieht die »Superschüssel«, wie wir sie nennen, auch einen ganzen Schwarm von Kleinkriminellen an, und die meisten Buchmacher werden vom Freundeskreis und der Bruderschaft kontrolliert.
Wir steigen aus und betreten das gewaltige Bauwerk, das jetzt im Dunkeln liegt. Makri hat eine Fackel dabei. Sie zündet sie an, und die Statuen berühmter Gladiatoren und Wagenlenker der
Weitere Kostenlose Bücher