Der Dreitagemann - Der Dreitagemann - The Pursuit of Alice Thrift
jenem Abendessen. Und ich möchte Ihnen auch nicht verhehlen, dass Ihre Freundin Sylvie Leos allerzynischste Saite zum Klingen gebracht hat. Ich hatte das Gefühl, dass an diesem Abend ein eiserner Vorhang zwischen uns beiden heruntergegangen ist.«
»Dieses Gefühl hatte ich auch - als ob Leo und Sylvie sich gegen uns verbündet hätten.«
»Gegen uns ? Nein. Gegen mich . Nichts, was ich sagte, war recht. Ich stand so daneben, dass ich richtig froh war, als der Piepser losging.«
»Ich habe mich auch schon selbst angepiepst, um mich aus einer unangenehmen Situation zu befreien.«
»Bei mir war’s echt, und eine sehr lange Nacht dazu. Da hatte ich genügend Zeit, mir die ganze Episode durch den Kopf gehen zu lassen. Wissen Sie, woran mich das erinnert hat? An die High School. Und Dr. Schwartz? Hat sie geglaubt, ich würde ihren Sarkasmus nicht bemerken? Ich hatte sie noch nie zuvor gesehen, aber sie hat sich genüsslich auf Leos Seite geschlagen und mich zum Gespött des Abends gemacht.«
Ich aß ein Stück Kuchen und trank einen Schluck Kaffee, bevor ich sie fragte: »Wissen Sie, ob die beiden sich treffen?«
»Ich dachte, Sie wüssten das besser als ich.«
Es stimme schon, sagte ich, dass Sylvie mir gegenüber wohnte, aber ich hätte mich sehr für mich gehalten. Nun ja, nicht ganz für mich. Ob sie sich an Ray Russo erinnere? Von dem Abendessen bei Dr. Shaw?
»Lebhaft.«
Ich streckte meine linke Hand aus. »Wir haben gestern heimlich geheiratet.«
Meredith atmete scharf ein und fragte im Ausatmen: » Warum? «
»Aus demselben Grund, aus dem andere heiraten. Um zusammen zu sein.«
Sie sah sich angestrengt um. »Ja, und wo ist er?«
»Zu Hause.«
»Die geben Ihnen nicht mal einen Tag frei, wenn Sie durchbrennen«
Ich murmelte etwas über einen Mr. Smith, um dessen Bruch ich mich am Tag der Hochzeit gekümmert hatte, und nach dem ich kurz sehen wollte. Als ich gehört hätte, dass der Patient entlassen worden sei, hätte ich einen Abstecher in die Kantine gemacht, um mir einen Kuchen zu holen. Zur Feier des Tages.
»Glückwunsch«, sagte Meredith. »Er schien Sie wirklich sehr zu mögen.« Sie öffnete den zweiten Milchkarton. »Aber wer tut das nicht? Anscheinend haben sie diese Ausstrahlung des hilflosen kleinen Mädchens, um das alle Männer sich kümmern wollen.«
»Die habe ich ganz bestimmt nicht.«
»Ich bin genau das Gegenteil. Ich wirke so unabhängig, dass es schon an Arroganz grenzt. Aber für eine allein erziehende Mutter ist das wiederum nicht die schlechteste Eigenschaft.« Sie tätschelte ihren Bauch und strich die blaue Baumwolle glatt, damit ich die Andeutung einer Wölbung erkennen konnte.
»Nur weil Leo nicht mit Ihnen und dem Baby unter einem Dach lebt, heißt das nicht, dass er kein fürsorglicher Vater sein wird. Heutzutage ist doch jedes Arrangement normal. Getrennte Wohnungen, getrennte Städte, getrennte Zeitzonen.«
»Nicht da, wo ich herkomme.«
»Wann ist es denn so weit?«
Meredith sah auf die Uhr. »Als ich ging, war der Muttermund gerade drei Zentimeter geöffnet. Ich würde also sagen, morgen. Ein kleiner St. Patrick.«
»Ich meinte Sie.«
»Oh. September. Mitte.«
»Zeit genug, um alles auf die Reihe zu kriegen.«
Meredith stand auf. »Wenn ich Leo sehe, soll ich ihm von Ihrer Heirat erzählen, oder wollen Sie’s ihm lieber selbst sagen?«
»Ich glaube, das macht keinen Unterschied.«
»Glückwunsch noch mal«, sagte sie, steckte die Banane ein und begann, die Überreste ihrer Mahlzeit einzusammeln.
»Ich kümmere mich schon darum«, sagte ich. »Ich bin sicher noch eine Weile hier.«
»Danke. Grüßen Sie Ihren Mann.« Sie lächelte. »Vielleicht komme ich ja eines Tages vom Essen zurückgerannt, und da sitzen Sie auf dem Gebärstuhl.«
»Was sollte ich auf dem Gebärstuhl machen?«
»Pressen. Schauen Sie nicht so schockiert. Das ist der Lauf der Dinge, wie ich ihn sehe: Heirat, Empfängnis, Wehen, Geburt.«
»Aber ich habe noch sieben Jahre Ausbildung vor mir. Und wenn ich dann die Chance kriege, plastische Chirurgie -«
Meredith unterbrach mich, indem sie mir eine Hand auf die Schulter legte. »Darf ich Ihnen einen Rat geben? Sie wissen das so gut wie ich: Plastische Chirurgin können Sie auch mit vierzig noch werden, aber Fertilität hat ein Ablaufdatum.«
»Ich weiß, aber -«
»Ich muss jetzt wirklich zurück zu Rachel«, sagte sie. »Ich lasse meine Mütter nicht gern allein, insbesondere die nicht, die keinen Partner haben.«
Es war
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