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Der Dreitagemann - Der Dreitagemann - The Pursuit of Alice Thrift

Der Dreitagemann - Der Dreitagemann - The Pursuit of Alice Thrift

Titel: Der Dreitagemann - Der Dreitagemann - The Pursuit of Alice Thrift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elinor Lipman
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Männer gelesen, die ein Doppelleben führten, die sich ihr Gehalt von der Post holten, und in Wirklichkeit war der CIA ihr Auftraggeber. Rays Firma konnte als Tarnung für irgendein streng geheimes Unternehmen dienen, bei dem man hin und wieder mit dem Auto die sechs Neuenglandstaaten bereisen musste.
    Nein, ich hatte seine Pralinen gegessen und hatte Pralinen-Storys gehört, die nur ein Insider wissen konnte. Ich hatte überhaupt keinen Grund, an Rays Glaubwürdigkeit zu zweifeln - außer, dass ich seine Adresse, sein Geburtsdatum und seinen zweiten Vornamen erst erfahren hatte, als wir um unsere Heiratslizenz angesucht hatten.
    Ich wählte Griechischen Salat und gefüllte Weinblätter, legte aber auf, bevor im Restaurant jemand ans Telefon ging. Ich brauchte Bargeld. War es der Bankomat, der mich an einem Samstagabend in den Fahrstuhl und den Tunnel entlang ins Krankenhaus rief? Oder war es Einsamkeit?
    »Was gibt’s Neues«, konnte ich einen Praktikumskollegen über die Glasabtrennung der Salatbar hinweg fragen. »Ich war jetzt zwei Tage nicht da. Ich habe nämlich gestern geheiratet und auf Cape Cod geflittert.«
    Doch als ich die spießige, in Beige gehaltene Kantine betrat, war das Licht gedämpft, als verlange Samstagnacht eine besondere Atmosphäre, und an den Tischen saßen keine Kollegen in fröhlicher Runde, zu der ich mich gesellen konnte. Ich sah ein paar verlorene Seelen und Erwachsene, die aussahen wie die deprimierten großen Kinder von Eltern, die an lebenserhaltende Geräte angeschlossen waren. Das Ranch-Dressing auf meinem Salat war ebenso ausgetrocknet wie die Karotten, die sich darunter ringelten, die Zwiebelsuppe war wässerig. Als ich mir Kaffee und das letzte Stück Kokoscremekuchen holte, stand ich plötzlich Tablett an Tablett mit Meredith in ihrer blauen Hebammenuniform.
    Ihr Gruß - »Alice! Hallo!« - war freundlich, ja herzlich. »Wo sitzen Sie?«
    Ich führte sie zu meinem Tisch. Dort stellte sie zwei Packungen fettarme Milch, eine Banane und eine Schüssel voll Hüttenkäse mit Paprika in eine Reihe.
    »Was macht die Arbeit?«, fragte ich. »Und was macht der Fötus?
    »Die Arbeit macht Spaß«, antwortete sie. »Ich weiß, ich sollte eigentlich müde sein, aber ich bin voller Energie. Shaw sagt, das ist nichts anderes als die Aufregung.«
    »Wie geht’s Dr. Shaw?«
    »Gut. Er hat sich nach Ihnen erkundigt. Ich glaube, er glaubt …« Sie sprach nicht weiter. »Ich glaube, er glaubt, wir sehen uns öfter, als wir uns tatsächlich sehen.«
    »Und Leo? Ist er auch aufgeregt?«
    »Leo und ich … wir haben eine Art Sendepause eingelegt.«
    Ich wartete darauf, dass sie mir erklärte, was damit gemeint sei, und nach zwei wohl abgewogenen Löffeln Hüttenkäse tat sie das auch. »Wir kommen prächtig miteinander aus, aber wir verbringen unsere Zeit nicht zusammen. Es war meine Entscheidung. Erstens hat er seiner Familie noch nichts erzählt. Und zweitens hatte ich das Gefühl, ich kann bei ihm nicht mit der richtigen, ungetrübten Begeisterung über das Baby reden. Ich wollte nicht ständig auf Eiern gehen.«
    »Warten nicht viele Frauen erst eine Weile ab, bevor sie über ihre Schwangerschaft reden?«
    »Weil sie abergläubisch sind. Und das ist wirklich der unsinnigste aller Gründe. Ich meine, was wäre, wenn das Schlimmste passiert und man eine Fehlgeburt hat? Würde man dann diese Schwangerschaft für immer geheim halten? Heutzutage denken die Leute anders. Wenn Sie ein Kind verlören, würden Sie das vor der Welt verbergen? Würden Sie nicht wollen, dass die anderen davon wissen? Dass Ihre Umgebung davon weiß?«
    Meine Umgebung . »Ich würde es wahrscheinlich für mich behalten.«
    »Na, ich nicht. Ich war offen und ehrlich, was meine Schwangerschaft betrifft, und ich glaube nicht, dass ich mir die Freude verkneifen muss, die ich jede Sekunde verspüre, nur weil Leo die Aussicht, Vater zu werden, nicht zu Begeisterungsstürmen hinreißt. Für ihn ist es eine Belastung, und ich bin so … unbelastet.«
    »Wollten sie schwanger werden?«
    »Nicht bewusst. Aber Leo hält mich für eine Samenräuberin.«
    Mir war klar, worauf Meredith anspielte, aber ich gab dazu keinen Kommentar ab. Ich fragte mich, warum Meredith sich zu mir gesellt hatte, und warum sie mir überhaupt solche Dinge anvertraute. Es sei denn, sie rechnete damit, dass ich Leo unverzüglich über ihre Unabhängigkeit und Autonomie Bericht erstattete. »Wie lange dauert diese Sendepause schon?«, fragte ich sie.
    »Seit

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