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Der Dreitagemann - Der Dreitagemann - The Pursuit of Alice Thrift

Der Dreitagemann - Der Dreitagemann - The Pursuit of Alice Thrift

Titel: Der Dreitagemann - Der Dreitagemann - The Pursuit of Alice Thrift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elinor Lipman
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Kelly und Fürst Rainier vor dem spektakulären Ereignis in der Kathedrale auch erst nur standesamtlich geheiratet? Ray hatte der Liste seiner Argumente noch hinzugefügt, dass für ihn als Pralinenvertreter ein Ehering ein Aktivposten sei. Und wenn teilnahmsvolle Kunden ihre Bestellungen erweiterten, weil sie glaubten, dass Ray Russo nun weitere Mäuler zu stopfen hatte, warum sollte er sich ins Zeug legen, um diesen Eindruck zu korrigieren?
    Ich ging ins Bad, um mir ein Glas Wasser zu holen. »Sag mir noch mal, warum du das getan hast«, forderte ich mein Spiegelbild auf. Ich machte das Licht aus, damit ich im Dunkeln antworten konnte und mein unglückliches Gesicht nicht sehen musste. Vielleicht bist du ja autistisch. Du hast ausgerechnet die Freundschaft aufgekündigt, die dem Basismodell Alice zu ein paar Extras verholfen hätte. Und Leo? Welcher Teufel hat dich denn geritten, dein Schlafzimmer für einen Zweck zu opfern, für den es gar keinen Spendenaufruf gab? Oder war’s nur dein anämisches Selbstwertgefühl?
    Saubere Arbeit, Mrs. Russo, herzlichen Glückwunsch. Sie haben bekommen, was Sie verdient haben: einen Ehemann.
     
    Sie hätte voll Sarkasmus sagen können: »Ja, wen haben wir denn da ?« Aber sie tat es nicht. Ich fragte, ob es eine günstige Zeit zum Reden sei.
    Sie öffnete die Tür weiter und gab den Ausblick frei auf einen Küchentisch, der mit Zeitungspapier bedeckt war, und auf etwas Verschrumpeltes, Embryonales, das von Zahnstochern über einem Glas gehalten wurde. »Hast du schon mal einen Avocadokern eingepflanzt?«, fragte Sylvie.
    Ich verneinte. Meine gärtnerischen Fähigkeiten seien inexistent.
    »Ich weiß auch nicht, warum ich es tue«, sagte sie. »Ich will ja gar keinen Avocadobaum oder auch nur eine Avocadopflanze, aber jedes Mal, wenn ich Guacamole mache und sehe, wie der Kern austreibt, spüre ich diesen Zwang Blumentopferde zu kaufen.«
    »Was hast du so getrieben?«
    »Meine Wut genährt.«
    »Auf mich?«
    »Ganz richtig, Zuckerschnute. Auf dich, hundert Pro.«
    Ich machte einen Schritt zurück. »Soll ich gehen?«
    »Nein«, sagte sie. »Ich habe meinen Teil dieser Unterhaltung schon ein Dutzend Mal im Bett geübt, jetzt möchte ich gern das gegnerische Argument hören.«
    »Bei dir oder bei mir?«
    »Komm rein.«
    Sie schenkte zwei Gläser Rotwein ein und bat mich inständig, nichts auf die Couch zu schütten.
    Wir setzten uns hin. Ich trug meinen alten Bademantel über einem noch älteren Morgenmantel und war barfuß über den Flur gegangen.
    »Also«, sagte Sylvie, und ihre Stimme befand sich noch immer in den eisigen Regionen, in die sie sich neuerdings verstiegen hatte. »Was hast du so getrieben?«
    »Habe viel gearbeitet. Auch an mir.«
    »Wir arbeiten alle viel. Wir reißen uns alle den Arsch auf, und trotzdem finden ein paar von uns die Zeit, über den Flur zu gehen und unsere Freundschaften zu pflegen.«
    »Ich bin doch gerade über den Flur gegangen. War das ganz allein meine Aufgabe?«
    »Sieh mal. Ich weiß doch, du denkst, dass ich ganz unverschämt mit Leo geflirtet und dich auf dem Trockenen sitzen gelassen habe. Dass du dich wie das fünfte Rad am Wagen gefühlt hast. Dass du so sauer auf mich warst, dass du nicht bei mir klopfen und fragen konntest: ›Was sollte das heute Abend, verdammt noch mal?‹
    Ich fragte sie, ob sie tatsächlich glaube, ich sei in der Lage, ganz ungeniert ein Kreuzverhör zu starten, geschweige denn, jemanden zur Rede zu stellen.
    Sie schloss ein paar Sekunden die Augen und öffnete sie wieder. »Eigentlich nicht.«
    Ich fragte kleinlaut: »Ist es zu spät zu fragen, was das an diesem Abend sollte, verdammt noch mal?«
    Sylvie blickte finster auf ihren Schoß. Dabei fiel ihr Blick auch auf meinen. Sie streckte die Hand aus und berührte den goldenen Ring. »Ist das, was ich glaube, dass es ist?«
    »Sieht so aus.«
    Sie stellte ihr Glas auf ihren alles andere als ebenen Überseekoffer-Couchtisch. »Nein. Du kannst nicht geheiratet haben. Niemand heiratet, wenn er sich gerade dem Einfluss entzogen hat, der ihm dringend davon abgeraten hätte.«
    »Ich hab’s aber getan. Am Freitag.«
    »Ich trau mich gar nicht zu fragen …«
    »Ray«, sagte ich.
    Sylvie drehte sich zur Seite und zog beide Beine unter sich. »O. K. Ich bin nicht hysterisch. Ich bin eine völlig vernünftige, nüchterne Person. Das verlangt nach einer detaillierten Wiedergabe jedes einzelnen Wortes, das zu dieser schockierenden Blitzmeldung geführt hat.«
    »Wir

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