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Der Dreitagemann - Der Dreitagemann - The Pursuit of Alice Thrift

Der Dreitagemann - Der Dreitagemann - The Pursuit of Alice Thrift

Titel: Der Dreitagemann - Der Dreitagemann - The Pursuit of Alice Thrift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elinor Lipman
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sind einfach aufs Standesamt gegangen.«
    Sylvie schüttelte den Kopf. »Ich will wissen, ob man dich gezwungen hat. Hast du dich an der Tat beteiligt oder sie nur begünstigt? Oder war es ein Überraschungsausflug, und er hat gesagt: ›Folge mir. Ich kann dir nicht sagen, wohin wir gehen, aber zieh dir was Schönes an und bring deine Geburtsurkunde mit.‹?«
    »Nein, ich habe mich aktiv beteiligt. Anders geht’s gar nicht. Ich hab einen Bluttest gemacht und die Dokumente unterschrieben, und als der Standesbeamte mich fragte, ob ich es nur widerstrebend täte, sagte ich nein.«
    »Aber Alice … heiraten! Das ist doch … eine Wahnsinnsentscheidung. So was tut man doch erst, wenn man alles abgegrast hat und sich vorstellen kann, dass man den Rest seines natürlichen Lebens nur mehr mit einer einzigen Person schläft. Und - auch nicht gerade bedeutungslos - wenn man diese Person bis zur Verzweiflung liebt.«
    »Bis zur Verzweiflung?«, fragte ich. »In welcher Hinsicht?«
    »Bis zur glückseligen Verzweiflung. Nicht bis zur Mitleid erregenden Verzweiflung.«
    »Na ja, eine gewisse Verzweiflung habe ich schon verspürt. Ich meine … es ist kompliziert. Es hatte was damit zu tun, dass da so eine Leere war, seitdem wir nicht mehr miteinander sprachen -«
    » Wir ? Du und ich? Weil ich mit Leo geflirtet habe? Menschenskind!« Sie schloss wieder die Augen. »Aber darum geht’s doch jetzt gar nicht mehr. Unser heutiges Thema ist, dass du Ray aus Gründen geheiratet hast, die ich nur ahnen kann. Also bitte, erzähl weiter. Ich werde dich nicht unterbrechen, außer ich werde provoziert.«
    »Ich weiß ja, dass du Ray nicht besonders magst, aber wenn du -«
    »Er ist ein Manipulateur! Das hab ich gespürt, als er mir zum ersten Mal unter die Augen gekommen ist.«
    »Wenn du ihn näher kennen lernst, ist er sehr lieb. Und ergeben.«
    »Tatsächlich? Wie kommt es dann, dass er sich immer gegen Mitternacht verzogen hat und nie über Nacht geblieben ist?«
    »Das hat nichts mit Ergebenheit zu tun. Er hat einen Hund - hatte einen Hund -, den man nicht allein lassen konnte. Außerdem muss ich um halb fünf aufstehen, es ist also nicht fair ihm gegenüber, dass er sich nach meinem Zeitplan richten muss.«
    »Es ist nicht fair? Präsens? Schleicht er sich noch immer davon, nachdem er seine ehelichen Pflichten erfüllt hat?«
    »Das ist ganz schön rüde, so etwas über den Mann einer anderen zu sagen.« Ich machte eine Handbewegung, die das ganze Apartment einschloss. »Könntest du hier mit jemandem zusammenleben?«
    »Ja, ich glaube, das könnte ich wirklich«, sagte sie leise. »Wenn’s der Richtige wäre, würde ich das auch wollen.«
    »Wir brauchen zwei Schlafzimmer. Er hat ein Büro daheim. Und seine Wohnung ist mietpreisgebunden.«
    »Und Liebe? Spielt die da auch eine Rolle?«
    »Ich liebe ihn schon.«
    »Ich habe auch schon viele geliebt, aber ich habe noch keinen geheiratet.«
    »Du bist ganz anders als ich. Ich wäre ein hoffnungsloser Fall, was Affären angeht. Ich kann mit einem Oberarzt nicht mal reden, geschweige denn, ihm auf ein Schäferstündchen in die Fluoroskopie folgen. Da ist ein großer Unterschied: Du hast Leo kaum fünf Minuten gekannt und konntest schon wunderbar mit ihm flirten. Und das soll jetzt keine Kritik sein.«
    »Dazu kommen wir schon noch, glaub mir. Aber zuerst zu dir.« Sie beugte sich zu mir, unsere Köpfe stießen beinahe zusammen. »Wir rekapitulieren: Im Vollbesitz deiner geistigen und körperlichen Kräfte hast du diese Eheschließung durchgezogen. Was verschweigst du mir?«
    »Nichts. Es ist einfach passiert.«
    »Aber ich habe das Warum noch nicht gehört. Da muss noch etwas anderes dahinterstecken. Vielleicht sollte ich mir das näher ansehen. Vielleicht hat er für seine Braut Versicherungen in Millionenhöhe abgeschlossen und sich selbst als Begünstigten eingetragen.«
    »Wäre dazu nicht eine ärztliche Untersuchung nötig?«
    »Weißt du eigentlich selbst, was dich dazu verführt hat? Und erst recht warum es so eilig war?«
    »Ray glaubt, dass der Hauptbeweggrund animalischer Magnetismus war.«
    »Aber du hast dich ja nicht gerade bis zur Hochzeit aufgespart, richtig? Das ist schon ein paar Jahrzehnte her, dass man durchbrennen musste, weil man es unbedingt tun wollte und die Heirat der einzige Passierschein war.«
    »Richtig. Ich habe mich nicht aufgespart.«
    »Übersehe ich hier etwas, das man gar nicht übersehen kann? Wie zum Beispiel eine Schwangerschaft?«
    Ich sagte,

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