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Der Dreitagemann - Der Dreitagemann - The Pursuit of Alice Thrift

Der Dreitagemann - Der Dreitagemann - The Pursuit of Alice Thrift

Titel: Der Dreitagemann - Der Dreitagemann - The Pursuit of Alice Thrift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elinor Lipman
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ungebunden bleiben und bei Bedarf einen Klinikkollegen vernaschen. Und wenn ich vierzig bin, adoptiere ich ein kleines Mädchen aus China. Oder, Plan B: künstliche Besamung durch einen gescheiten, gut aussehenden, athletisch und auch musikalisch begabten Freiwilligen.«
    Ich lächelte. »Oder nicht -künstlich.«
    »Zu kompliziert. Und zu viel menschlicher Faktor. Schau dir Leo und sein zukünftiges Kind der Liebe an. Er möchte das Richtige tun, liebt Meredith aber nicht.«
    Ich selbst hätte diese Leiche nicht exhumiert, aber Sylvie, die Amazone ohne Furcht und Adel, hatte da kein Problem. »Also gut«, sagte ich. »Ist das jetzt der Moment, da du gestehst, mit Leo geschlafen zu haben?«
    Sylvie sagte: »N-E-I-N. So weit sind wir nicht gegangen. Ja, wir haben getanzt. Wir haben vielleicht sogar eng getanzt. Und ja, ich habe daran gedacht. Aber schließlich wurde ich vor der Sünde bewahrt, weil St. Leo sagte: ›Ich finde dich sehr nett, Sylvie, blablabla , aber morgen Früh würde ich mich dafür hassen.‹
    »Und was hast du gesagt?«
    »Ich wollte nicht dastehen wie jemand, für den Moral ein Fremdwort ist, also nickte ich traurig und sagte, ›Du hast ja so Recht. Ich würde mich auch hassen.‹ Und das ist ja der Witz an der Sache. Genau deshalb hat es mich so verletzt, dass du das Schlimmste vermutet hast: Ich hätte ihn in Grund und Boden vögeln können, und du wärst auch nicht saurer auf mich gewesen.«
    »Das war dumm von mir. Es tut mir Leid. Ich habe überreagiert.«
    »Schon gut. Rein technisch hattest du ja gar nicht so Unrecht. Ich meine, wenn es nach mir gegangen wäre …«
    Sie lehnte sich zur Seite, bis unsere Schultern zusammenstießen. »Also, wann wiederholen wir die heiligen Gelübde?«
    »Am neunundzwanzigsten Juni.«
    »Bin ich zu diesem Rummel eingeladen?«
    »Natürlich. Du stehst auf meiner Gästeliste an erster Stelle. Die Einladungen kommen noch … früher oder später.«
    »Steht Leo auch auf deiner Liste?«
    »Sollte er da stehen?«
    »Dann hätte ich jemanden, mit dem ich hinfahren und neben dem ich bei der Feier sitzen könnte. Außerdem habt ihr ein halbes Jahr lang die Wohnung geteilt. Er hat dich wirklich sehr gern.«
    »Aber Ray hat er nicht so besonders gern.«
    »Das ist die conditio humana , Süße: Leute, die man liebt, heiraten Leute, die man hasst.«
    »Hat er dir gesagt, dass er Ray hasst?«
    »Nein. Natürlich nicht. Das ist so eine Redensart. Außerdem habe ich versprochen, mich um meinen eigenen Kram zu kümmern.«
    »Siehst du Leo manchmal?«
    »Klar. Wir winken uns in der Kantine zu und setzen uns hin und wieder auf einen Kaffee zusammen. Aber er achtet sehr darauf, stets zu erwähnen, wie kompliziert sein Leben gerade ist. Soll heißen: Kein Interesse, Dr. Schwartz.«
    »Aber sein Leben ist wirklich kompliziert. Nur ein ganz oberflächlicher Typ hüpft mit einer anderen ins Bett, während er überlegt, ob er mit der Mutter seines Kindes zusammenbleiben will.«
    »Erstens, oberflächlich sind sie alle. Zweitens ist das in vieler Hinsicht die bessere Wahl. Ich hatte mal einen Freund, der war Fahrradkurier für eine Anwaltskanzlei - null Ehrgeiz, außer in Radlerhosen eine gute Figur abzugeben. Er hat sich nie beschwert, außer manchmal übers Wetter und über Bürogebäude ohne Hausnummern.«
    »Ich glaube, so bin ich auch: einfach. Ich stehe auf, wenn der Wecker klingelt. Ich gehe zur Arbeit. Zu Mittag kaufe ich mir ein Käsesandwich und eine Schokomilch. Ich lese und präge mir die Sachen ein und mache mir Notizen. Ich tu, was man mir sagt: Bringen Sie das ins Labor. Holen Sie den Befund. Halten Sie dieses. Nähen Sie jenes. Spritzen Sie dies. Intubieren Sie das. Wenn sich jemand mit mir treffen will, treffe ich mich mit ihm. Und wenn er mich heiraten will, mache ich eine Blutprobe.«
    »Alice. Mh-mh. Bitte, red nicht so. Denn, wenn dir jetzt Zweifel kommen, dann muss ich womöglich von einer der hinteren Bänke die ›So-spreche-er-jetzt-oder-schweige-für-immer‹-Option ausüben.«
    »Kannst du gar nicht. Wir sind schon verheiratet. Hochzeit Nummer zwei ist nur Show. Die ändert gar nichts.«
    »Aber …«
    »Aber was?«
    »Nichts. Nichts von Bedeutung. Meine eigenen Vorurteile und Spinnereien.« Entschlossen schüttelte sie den Kopf, die Augen geschlossen.
    »Man kann die Uhr nicht zurückdrehen«, sagte ich. »Nicht, dass ich das wollte.«
    Ich sah, dass sie nach etwas Wohlwollendem suchte, nach einer Antwort frei von Anti-Heirats-Emotionen.
    »Machst du

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