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Der Dreitagemann - Der Dreitagemann - The Pursuit of Alice Thrift

Der Dreitagemann - Der Dreitagemann - The Pursuit of Alice Thrift

Titel: Der Dreitagemann - Der Dreitagemann - The Pursuit of Alice Thrift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elinor Lipman
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das doch deine Mutter machen! Du musst nicht dein sauer verdientes Geld für ein Kleid ausgeben, das du noch nicht einmal wolltest. Außerdem ist das ein richtiges Schnäppchen: dreihundertneunundneunzig Mäuse für etwas, das im Originalzustand das Fünffache gekostet haben muss.«
    »Könntest du mich wieder aufknöpfen?«
    »Du wirst noch einen Haufen andere Sachen brauchen«, sagte Sylvie, während sie die Seidenknöpfchen aus den schlüpfrigen Schlingen pulte. »Dessous, Strümpfe, Schuhe, Schleier. Das kann nicht alles Ray erledigen.«
    »Braucht man unbedingt einen Schleier?«
    Sylvie drehte mich an den Schultern herum, damit sie mir einen bedeutungsschwangeren Blick verabreichen konnte. »Du brauchst überhaupt nicht. Du kannst einen Federschmuck auf dem Kopf tragen oder eine Orchidee hinterm Ohr. Oder erst gar nicht zum Altar schreiten, wenn dir eine kleine Stimme in deinem Kopf zuflüstert, du sollst rennen, was das Zeug hält.«
    »Wir sind schon verheiratet«, sagte ich. »Also werd bloß nicht dramatisch. Das hier ist für meine Eltern.«
    Mit einem Seufzer wandte sie sich wieder den zur Auswahl stehenden Kleidern zu. »Der Horror«, sagte sie und warf ein dick mit Applikationen und Perlen überkrustetes Modell zu Boden. Dann griff sie nach dem letzten. »Nicht schlecht, abgesehen von den Flecken.«
    »Um den Zustand der Kleider soll ich mir keine Gedanken machen, meint Ray.«
    »Ach so: Zwei zum Preis von einem. Etwas Altes und etwas Neues.« Sie sah sich den Preis und das Originaletikett an. » Bergdorf, New York . Sehr schön. Und kein unnötiger Firlefanz. Lass mal sehen, wie du damit aussiehst.«
    Ich gehorchte. Es hatte einen Reißverschluss, um den Zugang zu erleichtern, eine durchaus seriöse Einstellung zur Trägerlosigkeit - gerade geschnitten, weit über dem Brustbein - und einen Schlitz vom Knie bis zum Knöchel, um Bewegungsfreiheit zu gewähren. Sylvie macht mir ein Zeichen mit dem Zeigefinger: Pirouette bitte.
    »Wonach sieht das jetzt aus?«, fragte ich.
    Sie trat einen Schritt zurück. »Was mich betrifft, haben wir einen Sieger.«
    »Es ist irgendwie rosa.«
    »Schamrot«, erklärte sie und zog das sch so in die Länge, dass ich lachen musste.
    Ich blickte an mir herunter. Es passte. Es war nicht unbedingt mein Stil, aber es war auch kein Barbie-Brautkleid - keine hundert Schichten, keine Spitzen, absolut schnörkellos.
    »Ich wette, das hat eine New Yorker Debütantin bei Bergdorf bestellt, die dann aus irgendeinem tragischen Grund die Hochzeit absagen musste. Dann ist es in den Abverkauf gekommen, aber jemand ist auf den Saum gestiegen und es kam zu Filene in den Restpostenverkauf. Ich tippe darauf, dass es einmal Tausende und Abertausende von Dollars gekostet hat.«
    »Ray hat Geschmack«, sagte ich.
    Sylvie sah hoch. »Das hat auch nie jemand bestritten.«
    Unversehens hatte sie ihr T-Shirt und ihre Klinikhosen ausgezogen und stand nur mehr im knallrosa BH und durchsichtigen lila Slip da. »Knöpf mich zu«, befahl sie mir unter dem Mieder des am reichsten verzierten und glitzerndsten Modells hervor. »So nah komme ich der Sache vielleicht nie wieder.«
    »Glaubst du das wirklich?
    »Ich bin niemand zum Heiraten«, antwortete sie. »Und das sage ich ohne jedes Selbstmitleid.«
    »Man kann nie wissen. Schau mich an.«
    Sylvie schüttelte den Kopf. »Verwechsle meine Pseudo-Popularität nicht mit dem Ehefrauen-Potenzial. Ich muss mich ganz schön abrackern, um die Aufmerksamkeit von Männern auf mich zu ziehen, weil ich keine Schönheit im herkömmlichen Sinn bin. Männer sind sehr empfänglich für gewisse Signale. Damit krieg ich sie an die Angel. Komm, wann du willst, geh, wann du willst. Du hast meine Genehmigung.«
    Ich setzte mich auf die Bettkante, und Sylvie setzte sich neben mich. Beide waren wir bräutlich gewandet. »Wer hat dir denn erzählt, dass du nicht attraktiv bist«, fragte ich sie. »Doch nicht die Jungs vom Football-Team an der High-School. Oder deine männlichen Kollegen.«
    »Manche Männer finden mich vielleicht als ausgeflipptes, böses Mädchen attraktiv. Aber glaub mir, ich bin nicht das, was du Muttern heimbringst.«
    »Wenn ich einen Sohn hätte, wäre ich entzückt, wenn er dich nach Hause brächte.«
    Sylvie tätschelte mir die Hand. »Das weiß ich doch.«
    » Ich hätte gern etwas von einem ausgeflippten, bösen Mädchen. Ich glaube nur, mir fehlen die Grundbausteine.«
    »Mach dir um mich keine Sorgen. Meine Lebensplanung steht schon. Ich werde

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