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Der Dreitagemann - Der Dreitagemann - The Pursuit of Alice Thrift

Der Dreitagemann - Der Dreitagemann - The Pursuit of Alice Thrift

Titel: Der Dreitagemann - Der Dreitagemann - The Pursuit of Alice Thrift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elinor Lipman
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der Bräutigam könne seine Meinung ändern.
    Ich sah meinen Mann an, der mich ansah. »Alice?«, sagte er. »Schnuckel?«
    Habe ich eigentlich vorausgeschickt, dass diese Geschichte ein warnendes Beispiel sein soll? Man lässt sich hin- und mitreißen. Etwaige Zweifel werden in einen Teil des Gehirns gedrängt, der nicht mit dem Sprachzentrum verbunden ist und in dem die Heiratswut anderer Menschen die Nervenbahnen blockiert, die normalerweise Warnsignale an die künftige Braut aussenden.
    »Sonst noch jemand?«, fragte mein Vater.
    »Ich liebe sie wirklich«, sagte Ray.
    »Ende Juni?«, fragte meine Mutter.

29
    WIR SIND VERLOBT
    Gute Nachrichten: Dr. Kennick lief mir, einen Tag, bevor sein Urteilsspruch fällig war, im Flur über den Weg und verkündete ohne Umschweife: »Ah, Thrift! Ihre Bewährung ist aufgehoben.«
    »Was im Klartext heißt?«
    »Sie sind wieder dabei.«
    »Danke.«
    »Hab gehört, Sie hatten alles im Griff.«
    »Das Gefühl hatte ich auch.«
    Er ging ein paar Schritte weiter, dann drehte er sich wieder um. »Kann es sein, dass mir jemand gesagt hat, Sie hätten sich verehelicht?«
    »Das war ich . Als ich Sie letzten Monat um zwei freie Tage hintereinander bat, damit ich nach Cape Cod fahren kann.«
    »Habe ich Sie Ihnen genehmigt?«
    Ja, sagte ich, noch mal vielen Dank.
    Natürlich war es reine Höflichkeit, die ihn fragen ließ: »Wer ist denn der Glückliche?«
    »Niemand, den Sie kennen«, antwortete ich. »Er heißt Raymond Russo.«
    »Arzt?«
    »Geschäftsmann.«
    »Das ist gut: berufliche Heterosis - jeder von Ihnen bringt einander ergänzende Talente in die Ehe ein.«
    »Na ja … ich glaube, ich muss jetzt wieder nach meinen Patienten sehen. Danke für das Vertrauensvotum.«
    »Bleiben Sie dran, Thrift«, sagte er. »Ich hab schon schlimmere Fälle erlebt.«
    Ich rief ihm nach: »Und was ist aus denen geworden?«
    Er deutete mit seiner Rechten vage hier hin und da hin, die Abschlussgeste auf die Außenwelt gerichtet. Übersetzung: Anästhesiologie, Pathologie, Mutterschaft, Jura.
     
    Ray nahm sich der Hochzeitsvorbereitungen an, die traditionellerweise in das Aufgabengebiet der Braut fallen. Er stellte in Kaufhäusern entlang der gesamten Ostküste und aus den luxuriösesten Katalogen für Haushaltsgeräte Hochzeitslisten zusammen. Er blätterte in Hochzeitsmagazinen, um sich Inspirationen für Kleidung und Blumen zu holen, und verpflichtete seine Cousine, eine Vollzeit-Kosmetikerin und Teilzeit-Kalligrafin, für den Entwurf der Einladungen. Eines Abends fand ich bei meiner Rückkehr auf meinem Bett ein durchaus kunstvolles Arrangement von sieben Brautkleidern in meiner Größe vor, versehen mit der Nachricht: Nimm das, was dir am besten gefällt, die anderen bringe ich zurück. Wurde in dem Brautkleid-Sonderverkauf fast zu Tode getrampelt. Ein paar sind schmutzig, das ist nur vom Probieren, das bringen wir in die Reinigung. P.S. Ich bin nicht abergläubisch, du? Am 29. Juni weiß ich eh schon nicht mehr, wie das Kleid aussieht.
    Angetan mit einem luftigen Gebilde mit riesigem Reifrock klopfte ich bei Sylvie. Am Rücken musste ich es mir zuhalten, weil ich der Finesse der Knöpfe entlang meines Rückgrats nicht gewachsen war. Als sie die Tür öffnete, entfuhr ihr ein spitzer Schrei - irgendwas zwischen Freude und Schmerz, so genau ließ sich das nicht ausmachen.
    »Gefällt es dir?«
    Ich bemerkte ihr Zögern, also beruhigte ich sie. »Kein Grund zur Diplomatie. Es gibt noch sechs andere.«
    »Das muss ich sehen«, sagte sie, schloss ihre Tür und folgte mir. In meiner Wohnung ging sie, nachdem sie mich zugeknöpft hatte, schnurstracks auf Brautkleidschau. »Grauenhaft«, sagte sie über das erste, das sie sich vor den Körper hielt. Dann, über die nächsten drei: »Acetat geht nicht … sieht so nach Südstaatenschönheit aus … nach Raumschiff Enterprise .«
    »Ich kann nichts dafür. Ray hat die ausgesucht.«
    »Mit dir zusammen?«
    »Nein. Ganz allein. Weil er dachte, sonst bekäme ich gar keins mehr. Offensichtlich gibt es da strenge saisonale Limits, und ein Brautkleid für Juni kannst du nicht dann kaufen, wenn dir danach ist.«
    »Obwohl man sagen muss«, meinte Sylvie nach Inspektion der Warenetiketten, »dass Filene sich da nicht so anstellt wie zum Beispiel Priscilla of Boston .«
    »Ich soll mir eins aussuchen, und er bringt den Rest zurück.«
    »Ist es üblich, dass der Bräutigam das Kleid bezahlt?«
    Nein, sagte ich. Ich würde ihm das Geld zurückzahlen.
    »Lass

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