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Der Dreitagemann - Der Dreitagemann - The Pursuit of Alice Thrift

Der Dreitagemann - Der Dreitagemann - The Pursuit of Alice Thrift

Titel: Der Dreitagemann - Der Dreitagemann - The Pursuit of Alice Thrift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elinor Lipman
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dir Gedanken, dass wir zwei Schlafzimmer brauchen werden und ich wegziehe?«, soufflierte ich.
    Sylvie tätschelte mir die gebeugte, trägerlose Schulter. »Ja«, sagte sie. »Du hast Recht. Das ist es. Die Geografie. C’est tout .«
     
    Was die Organisation der Feier betraf, hatte Ray meiner Mutter die alleinige Entscheidungsbefugnis überlassen. Und zwar nicht nur, weil es ihr Haus, ihr Party-Service, ihr Florist, ihre Tochter und ihre Unterschrift auf den Schecks waren, sondern auch, weil es Zeit für ihn war, hinzugehen und seine Waren unter das Volk zu bringen. Am 1. Mai brach er auf Richtung Norden. Die Strecken waren mit gelbem und die Volksfest-Stationen mit rotem Textmarker gekennzeichnet. Ich fragte ihn, warum er seinen Kundenstamm nicht auf Feinkost- und Souvenirläden erweiterte, die in Touristengegenden Ahornsirup- und sonstige Bonbon-Spezialitäten verkauften. Und was mit all den Sommer- und Wintersportorten sei.
    »Werd’s versuchen«, versprach er. »Egal, was es ist, wenn’s draußen ein Schild und drinnen ein Glas mit getrocknetem Rindfleisch hat, dann bleib ich stehen.«
    Er teilte mir mit, dass er mit seinem Handy im Großteil des nördlichen Neuengland kein Netz habe. Doch würde er mich anrufen, wann immer er eine Tankstelle anfahren müsse. Die Nacht vom 30. April verbrachte er bei mir, machte Gebrauch von seinen ehelichen Rechten und war angezogen und aufbruchbereit, als mein Wecker am 1. Mai klingelte. »Ich weiß, das kommt dir jetzt lang vor«, sagte er, den Vorführkoffer in der Hand. »Aber es hat auch sein Gutes. Wenn du mich am Altar siehst, werden deine trüben Augen wieder leuchten.«
    »Soll das heißen, dass du jetzt zwei Monate unterwegs bist?«
    »Das kann dich doch kaum überraschen, bei der Größe des Gebiets, mit den ganzen Inseln und Fähren und 50 km/h-Limits.« Er zog seine Karte heraus und legte sie mir auf den Schoß. »Ich glaube, du weißt gar nicht, wie groß Neuengland ist. Schau dir zum Beispiel mal die Strecke zwischen hier und Presque Isle an. Dann stell dir vor, dass auf dieser Strecke alle hundertfünfzig Kilometer ein Dutzend Läden auf mich warten. Da sind zwei Monate eh schon die Expressroute, damit ich rechtzeitig wieder da bin.«
    Ich sagte, dessen sei ich mir gar nicht bewusst gewesen.
    »Dafür brauche ich meine ganze Energie. Das ist ›In Achtzig Tagen um die Welt‹, nur ohne das nötige Kleingeld. Das ist Ray Russo in billigen Motels oder an irgendeiner düsteren Landstraße im Auto, weil mir beim Fahren schon die Augen zufallen.«
    »Ray, du solltest unter gar keinen Umständen am Straßenrand schlafen.«
    »Ich schlafe ja in meinem Wagen. So viel ist mir da noch nicht passiert.«
    »Wurdest du schon überfallen?«
    »Ausgeraubt. Aber jetzt sehe ich zu, dass ich es bis zu einem Campingplatz schaffe.«
    »Ist es eine Frage des Geldes?«
    Er zuckte die Achseln.
    »Du wolltest mich nicht darum bitten?«
    »Ich hab auch meinen Stolz. Ich spare halt, wo ich kann. Wenn du dein eigener Herr bist, musst du auch für deine eigenen Spesen aufkommen. Nicht gerade die angenehmste Art, sein Geld zu verdienen.«
    Ich deutete Richtung Küche. »Bitte bring mir meine Geldbörse.«
    »Ich kann nicht beides haben: ›Heirate mich, Alice. Werde meine Frau. Hoppla, das gilt jetzt nicht. Noch einmal. Erst wollen wir verlobt sein.‹ Nur ein Verlierer würde von seiner Verlobten Geld nehmen.«
    »Ich bin deine Frau. Ich habe Geld auf der Bank. Wenn ich dir welches geben will, solltest du es annehmen.«
    »Wie viel?«
    Ich schaute in die Börse. »Ich habe sechs Zwanziger. Reicht das?«
    Er fragte, ob es auch ein paar Zwanziger mehr sein könnten.
    »Wenn es dir nichts ausmacht, schnell zum Bankomaten zu rennen.«
    »Passwort?«
    »Tumor.«
    Er tippte sich an die Schläfe. »Weißt du, was wirklich hier drin vorgeht? Ich möchte, dass deine Eltern einverstanden sind. Ich glaube, ich sollte mich jetzt zurückziehen, damit sie sich an den Gedanken mit der Heirat gewöhnen können. Ich werde mich voll ins Zeug legen, um ihnen zu zeigen, dass ich genauso gut für dich sorgen kann wie einer von den Typen, die du im Country Club oder in der Bibliothek hättest aufgabeln können.«
    »Ich war in meinem ganzen Leben noch nie in einem Country Club. Und außerdem brauche ich auch niemanden, der für mich sorgt.«
    »Soll das heißen, du willst nicht, dass ich fahre? Als wir geheiratet haben, da wusstest du doch ganz genau, dass ich Schokolade per Telefon verkaufe.«
    »Es kommt

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