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Der Dreitagemann - Der Dreitagemann - The Pursuit of Alice Thrift

Der Dreitagemann - Der Dreitagemann - The Pursuit of Alice Thrift

Titel: Der Dreitagemann - Der Dreitagemann - The Pursuit of Alice Thrift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elinor Lipman
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mein Vater. »Ich meine, eigentlich wollten wir nur belegte Brötchen und ein paar Salate, aber er stand sofort Gewehr bei Fuß.«
    Ray kam nach Ablauf der versprochenen dreißig Sekunden aus der Toilette, die rechte Hand ausgestreckt. »Ray Russo«, stellt er sich vor, »alias Privater Personen-Fernverkehr.«
    »Wir sind um sechs losgefahren«, erklärte ich.
    »Zum Glück kann ich mir meine Zeit selbst einteilen«, fügte Ray hinzu.
    Mein Vater lächelte unschlüssig.
    »Erstklassige Schokolade«, erläuterte Ray.
    »Schokolade?«, fragte ich.
    »Hauptsächlich saisonale Vertragshändler. Ich hätte eine Schachtel für Mrs. Thrift in meinem Wagen, wenn Sie das nicht für ein unziemliches Mitbringsel an einem Tag wie dem heutigen halten.«
    Mein Vater schrie die Treppe hinauf: »Joyce! Alice ist da! Und ein junger Mann.«
    In Windeseile kam meine eins achtzig große Mutter die Treppe herunter und knöpfte sich dabei ein schwarzes Kleid mit Kimonoärmeln aus Chiffon zu. Bei ihrem abrupten Wechsel von trauernder Tochter zu gewandter Gastgeberin vergaß sie, mich zu küssen. Wir hielten zwar im Allgemeinen wenig von öffentlichen oder privaten Liebesbeweisen, doch diesmal tätschelte ich ihr den Rücken und überprüfte dabei ihre Garderobe. »Du hast ein paar Knöpfe ausgelassen«, flüsterte ich ihr zu.
    An der Ausrichtung ihrer Wirbel konnte ich erkennen, dass sie Ray tapfer und eifrig begrüßte. »Ich bin Joyce Thrift«, sagte sie. »Und Sie sind …?«
    »Ray Russo«, antworteten Ray und ich unisono.
    »Sind Sie ein Kollege von Alice?« Ihr Blick glitt hinunter zu seinen Füßen und zu Schuhen, die zu spitz für einen Mediziner waren.
    »Er hat mich gefahren«, klärte ich sie auf.
    Ray neigte den Kopf und machte zwei unterwürfige Schritte rückwärts. »Ich glaube, ich warte am besten im Wagen, damit Sie ungestört sind.«
    »Kommt überhaupt nicht in Frage! Alice? Geh mit Mr. Russo in die Küche und schau mal, von welchen seiner Köstlichkeiten Frederick sich eventuell trennen würde.«
    »Mom - Mr. Russo hat mich aus Gefälligkeit gefahren. Er lässt mich nicht einmal das Benzin zahlen.«
    Als sie uns in Erwartung weiterer Aufklärung einen nach dem anderen ansah, fügte mein Vater hinzu: »Sie meint, dass dieser Herr nicht von einem Chauffeur-Service kommt. Mr. …«
    »Russo«, soufflierte ich.
    »Mr. Russo ist im Vertrieb tätig.«
    »Apropos«, sagte Ray, war mit drei langen Schritten bei der Tür und zwanzig - von den Thrifts in einträchtigem Schweigen verbrachten - Sekunden später mit einer Geschenkpackung wieder zurück, die bequem einen Videorecorder hätte beherbergen können.
    »Schoko-Marshmallow, Schwarzwälder Kirsch, Toffee-Creme«, erläuterte Ray. »Keine Nüsse, falls jemand allergisch ist.«
    »Pralinen«, sagte meine Mutter. »Die werden mir in den kommenden Wochen sehr zum Trost gereichen.«
    »Oder vielleicht«, sagte Ray und stieß sie mit dem Ellbogen an, »in den kommenden Tagen , wenn Sie sie einmal probiert haben.«
    Meine Mutter reichte mir die Schachtel. »Sag Frederick … keine Ahnung: die blaue Wedgwood-Platte vielleicht.«
    »Diese Größe hat ein eigenes Präsentationstablett«, verkündete Ray.
    Meine Mutter blickte angestrengt auf ihre bestrumpften Füße. »Ich sollte mich jetzt fertig anziehen«, murmelte sie.
    Mein Vater drehte sie Richtung Treppe. »Sie hat kaum geschlafen, seit sie uns angerufen haben.«
    »Vielleicht könnte Alice mir ja etwas verschreiben.«
    Mir war klar, dass meine Mutter damit auf ihre Art meinen Doktortitel reklamiert hatte. »Du weißt genau, dass ich noch keine Rezepte ausstellen darf. Schon gar nicht in New Jersey.«
    »Sie braucht keine Beruhigungsmittel«, mischte sich mein Vater wieder ein. »Sie ist einfach nur erschöpft. Alles, was sie braucht, ist, dass dieser Tag vorübergeht.«
    »Mir hilft warme Milch«, teilte Ray uns mit. Er zwinkerte. »Insbesondere mit einem Schuss Cognac drin.«
    »Ich trage das jetzt in die Küche«, kündigte ich an. »Das hat vielleicht ein Gewicht.«
    »Zweitausenddreihundert Gramm«, sagte Ray. »Das heißt über hundert Gramm beste Süßrahmbutter und mindestens ein Liter Kondensmilch. Die Liste unserer Zutaten steht auf unserer Homepage.«
    »Vielleicht lege ich mich wirklich hin«, meldete sich meine Mutter.
    »Sie haben ein wunderschönes Haus«, sagte Ray und durchquerte die Halle, um eine Totenmaske aus Bronze zu inspizieren, die angeblich von Pocahontas stammte.
    »Sie begleiten uns natürlich zur

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