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Der Dreitagemann - Der Dreitagemann - The Pursuit of Alice Thrift

Der Dreitagemann - Der Dreitagemann - The Pursuit of Alice Thrift

Titel: Der Dreitagemann - Der Dreitagemann - The Pursuit of Alice Thrift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elinor Lipman
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wusste, dass es mir früher oder später in den Kram passen würde.«
    »Ein bisschen komisch finde ich es schon, dass du mir das jetzt erst erzählst.«
    »Alice. Denk doch mal nach. Vor einem Jahr kannte ich dich noch gar nicht. Und außerdem, sind wir so vertraut miteinander, dass ich heimkommen und dir eine schlüpfrige Geschichte aus der Klinik erzählen würde? Geschweige denn, die Wendung sich einen blasen lassen in ein Gespräch mit dir einflechten?«
    »So naiv bin ich auch wieder nicht. Ich weiß Bescheid über Affären im Krankenhaus. Das hätte mich wirklich nicht geschockt.«
    »Ha«, sagte Leo. Er ging in die Küche und kam mit zwei großen Dosen Budweiser zurück, von denen er mir eine reichte.
    Jedes Wort überkorrekt formulierend, als wäre ich Anfänger im Lippenlesen, sagte Leo: »Wir wollen Hastings eine kleine Peinlichkeit bereiten.«
    Ich wollte wissen, was die vermutlich in gegenseitigem Einvernehmen erfolgten Handlungen zweier Erwachsener mit meiner misslichen Lage zu tun hätten.
    »Er hat dich in diese missliche Lage gebracht.«
    »Mit meiner aktiven Beihilfe.«
    »Jetzt hör doch auf, alles so objektiv zu sehen! Glaubst du denn, es gibt eine Klinikvorschrift, die besagt, dass man sofort kündigen muss, wenn man einen Fehler macht?«
    »Gibt es die nicht?«
    »Ich habe jede Menge Fehler gemacht. Jeder macht Fehler. Wenn man Glück hat, bringt man niemanden um oder macht ihn zum Krüppel, und dein Vorgesetzter sagt dir: ›Gehe hin und sündige fortan nicht mehr.‹«
    Ich fragte, ob Hastings verheiratet sei.
    »Und wie. Kinder hat er auch.«
    »Und mit wem hat er da in der Bibliothek rumgemacht?«
    »Ist das wichtig?«
    »Mit einer Bibliothekarin? Einer Radiologin?«
    »Niemand, den du kennst.«
    »Ärztin oder Krankenschwester?«
    »Das ist doch egal. Was nicht egal ist, ist, dass Hastings unsere Bestimmungen über sexuelle Belästigung und sein eheliches Treuegelübde verletzt hat.« Leo trank einen Schluck Bier und verschränkte trotzig die Arme vor der Brust. Schließlich sagte er: »Na gut. Ich habe ein Wort für dich, das diesen Übergriff in die richtige Perspektive bringt. Dieses Wort heißt Putzfrau. Que solamente habla español. Wir haben also guten Grund zur Annahme, dass er sich gewisser Zeichen oder seines Schulspanischs, eines gewissen physischen Nachdrucks, oder, höchstwahrscheinlich, seiner Brieftasche bediente, um das gewünschte Ziel zu erreichen.«
    Ich fragte Leo, ob er den Vorfall gemeldet habe.
    »Ich hatte Angst, der Schuss könnte nach hinten losgehen und der Frau schließlich mehr schaden als ihm. Keiner von beiden hat mich gesehen. Ich habe die Tür aufgemacht und gleich wieder den Rückzug angetreten. Draußen bin ich Schmiere gestanden, damit sie niemand überrascht.«
    »Das ist schon ein bisschen seltsam.«
    »Sie wäre vor Scham gestorben. Ich dachte mir, eines Tages würde ich ihn schon allein erwischen - vielleicht in stiller Eintracht neben mir am Pinkelbecken -, und dann würde ich mich hinüberbeugen und sagen: ›Herr Doktor? Ich hab Sie in der Filmbibliothek gesehen, mit offenem Hosenstall und geschlossenen Augen, und sollten Sie jemals wieder jemanden in dieser Klinik um eine sexuelle Gefälligkeit ersuchen, der Sie nicht vorher darum gebeten hat, dann poliere ich Ihnen die Fresse, dass Ihnen Hören und Sehen vergeht.‹«
    »Leo, ich bin entsetzt. Du würdest doch nicht wirklich jemandem physische Gewalt androhen?«
    »Was glaubst denn du, wie wir unsere Differenzen in der High School geregelt haben? Durch Einreichung einer schriftlichen Beschwerde oder eine Tracht Prügel?«
    »Und hast du ihn jemals allein erwischt?«
    »Jawoll. In einem Aufzug. Ich sagte ›Morgen‹, als er einstieg. Keine Antwort. Da sagte ich ein paar Stockwerke später: ›Hab Sie vor ein paar Wochen in der Filmbibliothek gesehen. ‹«
    »Nein!«
    »So ungefähr. Da riss er den Kopf herum. Und ich sagte in aller Freundlichkeit: ›Leo Frawley, staatlich geprüfter Krankenpfleger. Ich glaube, wir sind uns noch nicht vorgestellt worden.‹«
    »Hat er was gesagt?«
    »Er erstarrte, dann sagte er: ›Ich habe nicht die leiseste Ahnung, wovon Sie sprechen, und an Ihrer Stelle würde ich mir dreimal überlegen, was ich zu meinen Vorgesetzten sage.‹ Ich sagte: ›Soll das heißen, ich habe den Falschen erwischt? Oder ich lüge? Ich werde nämlich bei der Anhörung meine rechte Hand heben und schwören.‹«
    Es muss wohl die Wirkung des Alkohols gewesen sein, der sich in meinem

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