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Der Dreitagemann - Der Dreitagemann - The Pursuit of Alice Thrift

Der Dreitagemann - Der Dreitagemann - The Pursuit of Alice Thrift

Titel: Der Dreitagemann - Der Dreitagemann - The Pursuit of Alice Thrift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elinor Lipman
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du?«, fragte Leo.
    Die alphabetische Liste der Beläge veranlasste mich, »Ananas« zu sagen.
    Da ging Leo vom Kniestand in die Hocke und sagte ehrfürchtig: »Mensch. Wenn ich das geahnt hätte.«
    Ich sagte, eine einfache Pizza würde es auch tun, wenn ihm das lieber sei. Ob das dasselbe sei wie eine Käsepizza? Laut Karte bestehe eine kleine aus sechs Stücken, das sollte wohl reichen?
    Da mischte sich eine gewisse Verlegenheit in Leos Miene. Er meinte, dass wir wahrscheinlich eine große brauchen würden. Ob es mir recht sei, wenn er eine große bestelle? Ich sei eingeladen.
    »Pizzareste schmecken gut«, sagte ich. »Ich hatte mal eine Mitbewohnerin, die kalte Pizza zum Frühstück aß.«
    »Na ja, eigentlich kommt noch jemand. Wenn ihre Schicht zu Ende ist.«
    »Wer?«
    »Meredith. Von der Entbindungsstation. Kennst du sie? Sie hört um elf auf.«
    Ich sagte, auf der Entbindungsstation sei ich noch nicht gewesen. Ob sie eine Krankenschwester sei?
    »Krankenschwester und Hebamme.«
    »Kennst du sie schon lange?«
    Er zuckte die Achseln.
    »Deine Freundin?«
    Seine Antwort klang unnatürlich munter: »Brrr! Ab wann gilt denn diese Bezeichnung - Freundin? Huch! Schwer zu sagen.«
    »Kommt sie heute zum ersten Mal?«
    Er schüttelte kaum merklich den Kopf.
    Ich sagte, ich fände es gut, einen Bericht über seine Unternehmungen abseits vom Dienstplan zu bekommen, egal wann. Ob ich wissen dürfe, wie lange die beiden schon zusammen seien?
    Die Antwort kam in ziemlich unverständlicher Körpersprache, im Wesentlichen aus dem Schulterbereich.
    »Du weißt es nicht?«
    Noch mehr Kopfeinziehen und Achselzucken. »Männer tun sich mit solchen Fragen einigermaßen schwer«, brachte er schließlich heraus.
    Ich wolle ihn nicht bedrängen, meinte ich, aber die Fragen, die ich ihm stellte, seien mehr oder weniger die, die er mir zum Thema Ray gestellt hatte.
    Das gab ihm zu denken. Er zog einen Küchenstuhl heran, setzte sich und faltete die Hände. »O.K. Was willst du wissen?«
    »Ist sie intelligent?«
    »Absolut. Das steht bei Männern immer ganz oben auf der Liste der bevorzugten Eigenschaften.«
    »Hat sie einen Uni-Abschluss?«
    Leo lächelte und sagte: »Ja. Sollen wir uns auch ihre Noten im Uni-Eignungstest schicken lassen?«
    Nein, sagte ich, natürlich nicht.
    »Sie hat geholfen, meine jüngste Nichte auf die Welt zu holen. Das erste Kind meines Bruders Christopher, wenn du wissen willst, wie wir uns kennen gelernt haben.«
    Die nächste Frage mochte ich überhaupt nicht, aber ich musste sie stellen: »Ist sie attraktiv?«
    »Die meisten Leute würden sie als attraktiv bezeichnen.«
    Dem fügte ich mein eigenes Kompliment hinzu - offenbar sei sie ruhig und rücksichtsvoll.
    Wie ich darauf käme?
    »Sie muss ruhig und rücksichtsvoll sein, weil ich nie mitgekriegt habe, wann sie kommt oder geht.«
    Da errötete Leo ein wenig. Eigentlich sei sie genau das Gegenteil, murmelte er. Recht lebendig. Und offen. Äußerst beliebt bei den Patienten.
    Das Gegenteil von mir, das meinte er.
    Er nahm mir die Karte aus der Hand und ging ans Telefon. Ich hörte ihn bestellen, und mir fiel auf, wie sehr er bei der Sache war, sogar den Oberkellner der Pizzaria wusste er zu bezaubern.
    »Eine halbe Stunde«, meldete er. »Du isst deine gleich, wenn sie kommt. Du musst wirklich nicht auf Meredith warten.«
    »Drei ist einer zu viel. Das weiß sogar ich.«
    Er kam wieder an den Tisch und setzte sich. »Ich habe das Gefühl, als hätte ich dir etwas völlig Unerwartetes zugemutet, und du bist jetzt ganz entgeistert. Das höre ich an deiner Stimme.«
    »Aber gar nicht. Ich verstehe das vollkommen. Hast du bei der Auswahl deiner Hausgenossen nicht mir den Vorzug gegenüber den Krankenschwestern gegeben, weil du damit deine Privatsphäre besser schützen kannst? Mach dir keine Gedanken um mich. Wenn ich überrascht klinge, dann ist das meine eigene Schuld, weil ich so unaufmerksam bin und mir die Ohren zustöpsle, wenn ich schlafen gehe.«
    »In echt?«
    »In echt!«
    Im nächsten Moment stand er hinter mir, massierte mir höchst professionell die Schultern und starrte vor sich hin. »Vielleicht habe ich ja ein zu großes Geheimnis daraus gemacht … In der Arbeit hat es jedenfalls keiner mitgekriegt. Ich hänge so was nicht an die große Glocke, besonders dann, wenn ich noch nicht weiß, ob es über ein paar Verabredungen hinausgeht.«
    »Und? Ist es was Ernstes?«
    »Da muss ich erst mal im Wörterbuch nachschauen, wie ernst definiert

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