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Der Dreitagemann - Der Dreitagemann - The Pursuit of Alice Thrift

Der Dreitagemann - Der Dreitagemann - The Pursuit of Alice Thrift

Titel: Der Dreitagemann - Der Dreitagemann - The Pursuit of Alice Thrift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elinor Lipman
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an.
    »Ich kann mich nicht auf Unkenntnis berufen«, sagte Henry.
    »War das geplant?«, wollte Ray wissen.
    »Wir kennen uns zwar nicht so gut, dass das eine angemessene Frage wäre, aber ich werde sie trotzdem beantworten: Geplant war’s nicht, aber wir freuen uns trotzdem riesig.«
    »Da sieht man’s wieder«, sagte Ray. »Wenn das Ihnen passiert, einem Profi, der sich im Schlaf mit so was auskennt -«
    »Ich glaube, du meinst zwei Profis«, warf ich ein.
    Leo sagte ruhig: »Man kann alle Vorsichtsmaßnahmen treffen, und trotzdem kann ein Unfall passieren.«
    »Ich dachte, wir hätten uns darauf geeinigt, das Wort Unfall nicht zu benutzen.« Meredith streichelte ihren Unterleib.
    »Wie alt sind Sie?«, fragte Ray.
    Meredith zögerte, dann sagte sie: »Nächsten Monat werde ich siebenunddreißig.«
    »Höchste Zeit«, meinte Ray. »Weil, wenn vierundzwanzig ideal ist -«
    »Wissen die Familien schon Bescheid?«, ging ich dazwischen.
    »Kannst du dir doch denken, oder?«, sagte Leo.
    »Wir werden es allen erzählen, wenn ich’s bis zum zweiten Trimester geschafft habe«, erklärte Meredith.
    Ich fragte sie, in der wievielten Woche sie schon sei.
    »In der zehnten.«
    »So genau wissen Sie das?«, fragte Ray.
    Meredith lächelte.
    »Wenn man die Zeit des Eisprungs weiß«, belehrte ich Ray, »dann kann man sich das Datum der Empfängnis ausrechnen.«
    »Stark«, sagte Ray.
    »Ist es noch zu früh, um darauf anzustoßen?«, fragte Henry.
    »Ganz bestimmt nicht«, antwortete Meredith.
    Henry stand auf und erhob sein Glas. »Auf ein neues Leben. Auf Merediths Baby -«
    »Und ihren Vater, nicht zu vergessen«, sagte Meredith.
    » Ihren? «, wiederholte ich. »Ihr wisst schon, dass es ein Mädchen ist?«
    »Nein, das wissen wir nicht«, sagte Leo.
    »Nur so ein Gefühl«, meinte Meredith.
    »Ha«, sagte Henry.
    »Er, sie - egal«, sagte Ray. Jetzt stand er auf. »Viel Glück für die Mutter. Und den Vater. Und den Doktor, und unsere bezaubernde Gastgeberin.«
    »Bravo«, sagte Henry.
    »Werdet ihr heiraten?«, fragte ich.
    Leo schlug sich mit der Faust auf die Brust und hustete künstlich. »Nicht mehr als eine folgenschwere Lebensentscheidung auf einmal, bitte.«
    »Warum fragen Sie?«, wollte Meredith wissen.
    »Alice hat einen Schwips«, sagte Ray. »Ich glaube, das war ihr erster Martini. Ich meine, ihr erster überhaupt. Und dann noch der Wein.«
    Zu meiner Rechten sagte Leo: »Alice hat sich Ohrringe stechen lassen.«
    »Stimmt«, gab ich zu. »Zu Hause. Und auch noch ohne Beistand eines zugelassenen Arztes.«
    Einige lange Sekunden herrschte Schweigen.
    »Alice hat einen Witz gemacht«, sagte Ray.

19
    TAGEBUCH EINER CHIRURGIN
    Was war von einem Menschen meines wissenschaftlichen Gepräges und etikettären Analphabetismus schon anderes zu erwarten als das, was ich als Nächstes tat: ein Gespräch unter vier Augen herbeizuführen? Ich hinterließ lieber keine Nachricht auf dem Anrufbeantworter, die möglicherweise Meredith dechiffrieren konnte, sondern schrieb ihm: Ich würde gern etwas mit dir besprechen. Lass mich per Piepser wissen, wann und wo es dir recht wäre. Deine Alice. Auf dem verschnürbaren Hauspostkuvert gab es keine Zeile für persönlich und geheim . Deshalb schrieb ich einfach Leo Frawley, Pfleger, Neonatologie darauf und hoffte, dass die notorisch überforderten Hausboten den Adressaten finden würden.
    Am nächsten Morgen erstattete ich Sylvie Bericht. Durch ihren kühnen Eingriff und die postoperative Flasche Wein waren wir einander im wahrsten Sinne des Wortes sehr nahe gekommen. Auf dem Weg durch den endlos langen Tunnel zwischen Wohngebäude und Klinik, den sie zur Schlechtwettertrainingsstrecke für unseren wöchentlichen Gesundheitsspaziergang erklärte, machte ich sie mit den Tatsachen vertraut, soweit sie mir bekannt waren. Von den Hauptdarstellern des Stückes kannte sie zwar keinen einzigen, war aber sofort fasziniert von Leos Vaterschaftsmisere.
    »Reingelegt », lautete Sylvies Diagnose. »Typischer Fall von Samenraub. Den Job hätte auch eine Bratenspritze erledigen können. Da hätte sie sich auch noch den unappetitlichen Umgang mit menschlichem Fleisch erspart.«
    »Woher willst du das wissen? Ich glaube, ein bisschen Liebe war da schon auch im Spiel.«
    »Wie alt ist sie? Vierzig?«
    »Sechsunddreißig. Fast siebenunddreißig.«
    »Tick-tack. Tick-tack«, intonierte Sylvie.
    »Laut Leo war’s ein Unfall.«
    »Mit einer Hebamme? Ich bitte dich. Das sind lauter Übermütter,

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