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Der dreizehnte Apostel

Der dreizehnte Apostel

Titel: Der dreizehnte Apostel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilton Barnhardt
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ich nicht gehört habe, was du zu sagen hast. Die Sache macht nicht gerade einen koscheren Eindruck.«
    Rabbi Hersch strich sich mit seiner typischen Gelassenheit über den Bart, wirkte aber doch weniger gefasst als sonst. »Also, Paddy, hör mir zu, und reg dich nicht auf. Okay, ich habe mich als Mönch verkleidet – du hast mich selbst in Rom auf die Idee gebracht. Es war die einfachste Möglichkeit, in Athen einen Blick auf diese Register und die Bücher über Alphabete zu werfen. Nichts Schlimmes passiert …«
    »Außer daß du mir nicht vertraut hast. Das war doch mein Job. Morey, was soll ich davon halten? Du rufst mich an und sagst, ich solle kommen und an dem theologischen Fund des Jahrhunderts mitarbeiten. Und wenn ich dann da bin, bereit, den Rest meines Lebens diesem Projekt zu widmen, finde ich heraus, daß du hinter meinem Rücken herumschnüffelst und versuchst, mich auszustechen! Was soll ich davon halten?«
    »Ich sage dir die Wahrheit. Ich musste den Schlüssel zu dieser Sprache finden. Ja, vor dir. Ich habe dich um deine Hilfe gebeten, bevor mir klar war, was dieses Evangelium an Folgen nach sich ziehen könnte.« O’Hanrahan war sprachlos.
    »Hör mir zu, Paddy. Seit April sind die merkwürdigsten Dinge passiert. Besuche vom Mossad, Besuche von Regierungsbeamten. Mein Telefon ist abgehört worden. Letzte Woche ist jemand in mein Büro eingedrungen und hat meinen Safe aufgebrochen. Die Obligationen meines Onkels Leopold, die Goldmünzen aus der Zarenzeit, die ich von meinem Onkel Sascha habe – das alles ist nicht gestohlen worden. Wer auch immer der Einbrecher war, er muss reicher sein, als wir uns vorstellen können.« O’Hanrahan dachte an die Kreditkarte ohne Limit, die er zur Verfügung gehabt hatte, an die Million Deutsche Mark, die Matthias Kellner ihm angeboten hatte.
    »Ich vermute, daß diese Leute nach dem Matthäusevangelium gesucht haben, ohne zu wissen, daß es bei den Franziskanern war. Dann hast du es gestohlen, aber die Einbrüche hörten nicht auf. Dann sind diese Typen sogar in meine Wohnung eingebrochen und haben sie durchsucht. Und dann ist es mir klargeworden: Sie haben nach dem fehlenden letzten Kapitel gesucht; sie dachten, daß ich es habe.« O’Hanrahan und Lucy starrten den Rabbi an, der sich jetzt erhob. »Und ich habe es gehabt«, erklärte der Rabbi.
    »Du hast das fehlende letzte Kapitel …«, flüsterte O’Hanrahan.
    »Rabbi, nein!« rief Lucy.
    »Seit ein paar Jahren schon. Ich war mir nicht sicher, weil ich zunächst die ersten sechs Teile sehen musste , um sicher zu sein, ob mein Teil der siebte war. Als ich die Schriftrolle in Nordirland gesehen habe, war ich mir sicher. Die Buchstaben stimmten überein, es war derselbe Papyrus – ich hatte keinen Zweifel mehr. Vor ein paar Jahren habe ich Mrs. Rosen aufgesucht, und sie hatte diesen letzten Teil unter ihren Sachen. Rabbi Rosen hatte ihn am Tag vor seinem Unfall mit nach Hause genommen.«
    »Warum hast du nichts davon gesagt?« fragte O’Hanrahan.
    »Das wirst du vielleicht nicht verstehen …«
    »Doch, ich glaube, ich verstehe es!« rief O’Hanrahan, der sich nun ebenfalls erhob. »Es war nicht genug, daß du ein ganzes Regal voller Bücher mit deinem Namen hast! Du wolltest auch diese Entdeckung für dich haben! Natürlich, du hast das Recht dazu – das Ding gehört deiner Universität. Aber warum hast du mich getäuscht? Mir Hoffnungen gemacht? Ich habe darauf gezählt – habe all meinen weltlichen Besitz verkauft, Morey. Das war mein Leben!«
    »Beruhige dich, Paddy, bitte, lasse mich …«
    »Oder geht es um Geld?« Eine Anschuldigung, die O’Hanrahan besonders überzeugend vorbrachte, da man ihn selbst mit verlockenden Summen in Versuchung geführt hatte. »Mir hat man eine Million Deutsche Mark angeboten, um diese Schriftrolle für einen Privatsammler zu stehlen, und ich habe es nicht getan. War es das? Wolltest du Kohle machen?«
    »Ich glaube, ich weiß, was der Grund war«, sagte Lucy mit harter Stimme. »Es hatte nichts mit Geld zu
    tun, Dr. O’Hanrahan.«
    »Das Mädchen hat recht, Paddy …«
    »Es hat mit dem Christentum zu tun. Mir ist das Buch eingefallen, das der Rabbi geschrieben hat, Nicht der Messias. Welche Arbeit und Disziplin sind nötig gewesen, um diese zweihundert Seiten lange Attacke gegen das Christentum zu schreiben. Ich ha be gehört, wie Rabbi Hersch sagte, er traue den Jesuiten oder den Franziskanern oder der ganzen katholischen Kirche nicht, er glaube nicht, daß sie

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