Der dreizehnte Apostel

Titel: Der dreizehnte Apostel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilton Barnhardt

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die Flugzeugtür gerollt wurde. Dann erschien Underwood. Sein sorgfältig über den Kopf verteiltes Haar wurde sofort zur Seite geweht, und mit beiden Händen versuchte der Mann, den Schaden wieder zu beheben. »Die ganze Bande ist da«, knurrte O’Hanrahan.
    »Dieser Underwood ist eine kolossale Nervensäge«, sagte Westin kopfschüttelnd.
    »Ich dachte, Sie arbeiten zusammen«, meinte O’Hanrahan. »Ich nehme an, das tun wir. Ich wollte aber, daß das eine reine Operation unseres Vereins ist, und dann fängt dieser Merriwether an herumzuwühlen.«
    »Mr. Merriwether hat großzügig für unsere Operation gespendet …« Agent Thorn sah auf seinen finster blickenden Vorgesetzten. »Das ist kein Geheimnis. Das kann ich ihm doch sagen, oder?«
    »Conrad, ich schwöre …« Dann schlug der Colonel vor, sie sollten zur Begrüßung des Gottesmannes alle aussteigen.
    Lucy und O’Hanrahan lehnten sich gegen die Re gierungslimousine und sahen den vertrauten Schmerbauch von Reverend Bullins aus dem Flugzeug auftauchen. Der Reverend blieb wie angewurzelt stehen, als zwei Männer in hellblauen Trainingsanzügen, die auf dem Rücken wie ein Mannschaftslogo die Buchstaben TPL und ein weißes Kreuz hatten, die Gangway hinunterliefen, um Reverend Bullins’ dramatische Ankunft in Äthiopien per Videokamera festzuhalten. Kurz darauf tauchte Lila Mae auf. Eine Angestellte folgte ihr, um ihren silberweißen Haarturm mit der mindestens dreißig Zentimeter breiten hellblauen Schleife noch einmal mit Haarspray festzukleistern, bevor die beiden Kameras zu filmen begannen.
    Einer der Kameramänner führte zwei kleine äthiopische Kinder zum roten Empfangsteppich. Action. Farley und seine Frau, die winkten, als begrüßten sie eine große Menschenmenge, kamen die Treppe herunter und nahmen die beiden spindeldürren Kinder auf den Arm. »Reverend, wir wollen Sie und den Jungen und den Lollipop aufs Bild bringen«, rief einer der Kameramänner. Als das Kind den breitge sichtigen Südstaatler flehend ansah, machte er eine große Schau daraus, es mit dem Lutscher zu necken, indem er ihn immer wieder hinhielt und dann wegnahm. Schließlich steckte ihn der Junge gierig in den Mund, samt dem Einwickelpapier.
    »Da ist Ihr Freund«, sagte O’Hanrahan.
    Lucy erblickte Farley, der hektisch winkte, um auf sich aufmerksam zu machen, oben auf der Treppe. Er trug einen pastellblauen Anzug, ein weißes Rüschen hemd und eine Lederkrawatte, die zu einem Country-und-Western-Star gepasst hätte.
    Als nächster streckte der Mann im billigen Anzug den Kopf zur Tür heraus und sagte etwas zu Farley, bevor sich beide wieder ins Flugzeuginnere zurückzogen.
    Underwood, der sein Haar festhielt, verließ den Bereich der Kameras und kam jetzt über die Rollbahn auf Lucy und O’Hanrahan zu, übers ganze Gesicht lächelnd, und streckte ihnen die Hand entgegen: »Hallo, Leute!« Weder Lucy noch O’Hanrahan gaben ihm die Hand. »Aaach, jetzt seien Sie doch nicht so. Ich bin derjenige, der eingeschnappt sein müsste . Sie haben mich mit der falschen Schriftrolle in Verlegenheit gebracht.« Er reichte O’Hanrahan den Pappbe hälter mit den Abenteuern des heiligen Andreas, während Thorn und Westin hörbar über Underwoods Blödheit kicherten.
    Alle wandten die Köpfe und sahen zu, wie Reverend Bullins, jetzt umringt von fünf äthiopischen Kindern, seinen Videospot beendete, mit lauter Stimme Jeeeeeeesus pries, die Arme ausgestreckt und das Gesicht gen Himmel gewandt. Farley jr. nun an der Seite seines Vaters, winkte Lucy zu.
    »Da kann’s einem ja schlecht werden«, flüsterte sie.
    »Ich glaube, Sie werden Reverend Bullins bestimmt bald ins Herz schließen«, prophezeite Thorn. »Er ist ein Gelehrter, so wie Sie, Professor. Lassen Sie sich nicht von seinen flammenden Predigten durcheinanderbringen, er ist ein richtiger Schauspieler, jawohl, aber in erster Linie ist er ein lebendes Beispiel für christliche Nächstenliebe.« O’Hanrahan spottete, während er beobachtete, wie Bullins vor den Kisten mit den Aufschriften MEDIKAMENTE und LEBENSMITTEL gefilmt wurde, zwei äthiopische Kinder auf dem Arm.
    »Diese Kisten waren schon da, bevor das Flugzeug gelandet ist«, bemerkte der Professor trocken.
    »Die sind auch nur für die Kameras, wissen Sie«, sagte Underwood. »Das richtige Zeug ist im Flugzeug.«
    Aber niemand lud etwas aus dem Flugzeug aus. Lucy bemerkte, daß einer der Mechaniker den Jet auftankte.
    Als sie sich wieder dem feierlichen Reverend Bullins