Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der dreizehnte Apostel

Der dreizehnte Apostel

Titel: Der dreizehnte Apostel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilton Barnhardt
Vom Netzwerk:
zuwandte, sah sie, daß die Aufnahmen beendet waren und er über das Rollfeld auf sie zukam, um sie zu begrüßen. Bullins, der über das ganze Gesicht grinste, packte O’Hanrahans Hand. »Gott zum Gruße und Gottes Segen!« rief er, entsprechend der Eröffnung jeder Promised Land-Bibelstunde im Fernsehen, die sein Markenzeichen war. »Sie sind also Patrick O’Hanrahan. Meine Güte, ich freue mich, Sie endlich kennenzulernen, nachdem ich Ihre Abenteuer seit so vielen Wochen aus zweiter Hand verfolgt habe.«
    »Lucy!« rief Farley jr. und kam auf sie zugerannt.
    »Mein Sohn«, sagte Bullins, »und Sie müssen Miss Lucy sein, nicht wahr, Ma’am«, flötete er und bemühte sich, Südstaatencharme auszustrahlen. »Warum nimmst du nicht die Koffer von Miss Lucy und dem Professor … Colonel, würden Sie uns helfen? Genau, ins Flugzeug. Wir fliegen heute Abend nach New Or leans.«
    »Wohin fliegen wir?« fragte O’Hanrahan scharf. »Ins Gelobte Land, mein Freund. Bis New Orleans fliegt man dreize hn Stunden, mit einem Zwischen stop zum Auftanken in Accra, hat man mir, glaube ich, gesagt. Dann fahren wir von dort aus mit dem Auto. Zeit genügend, Zeit genügend.«
    Mr. Billiganzug streckte dem Professor nun ebenfalls die Hand hin. »Nett, Sie endlich kennenzulernen, Sir«, näselte er. »John Smith ist mein Name.« In O’Hanrahans Gedächtnis rastete etwas ein.
    »Ja«, nickte Smith, »ich schneide das Thema nur ungern an, aber könnte ich Mr. Merriwethers Kreditkarte zurückbekommen? Die wir Ihnen für Ihre Reisen geschickt haben?«
    O’Hanrahan fummelte in seiner Brieftasche. John Smith, Schatzmeister. Es war also tatsächlich sein richtiger Name.
    »Du hast gesagt, daß man dich nach dem Prediger Farley Bullins benannt hat. Warum hast du mir nicht erzählt, daß du in Wirklichkeit sein Sohn bist?« fragte Lucy den jungen Farley.
    Der scharrte mit den Füßen und zuckte die Achseln. »Äh, na ja … Ich wollte nicht … ich wollte nicht, daß du glaubst, ich würde angeben oder so.«
    Lucy war sprachlos.
    »Weißt du«, erklärte Farley, »in Philadelphia, Louisiana, mache ich die Bibelstudiumsendungen, und die Leute behandeln mich seither anders, in Geschäf ten und so, und ich wollte … ich wollte einfach, daß du mich als den magst, der ich bin.«
    Bevor Lucy protestieren konnte, nahm Reverend Bullins O’Hanrahan am Arm und führte ihn beiseite. Zu Lucy sagte er: »Wir haben einige Erfrischungen an Bord, wenn Sie möchten. Ich hätte hier draußen gerne ein Wörtchen mit Dr. O’Hanrahan gesprochen.« Während die anderen sich zerstreuten, legte Reverend Bullins O’Hanrahan den Arm um die Schulter, von Mann zu Mann. »Wirklich schön, Sie endlich kennenzulernen. Ein Segen, wirklich ein Segen. Einen Gelehrten von Ihrem Ruf. Ich habe versucht, alles über Sie herauszufinden. Ich war in der Bibliothek, um mir Ihre Bücher anzusehen, aber Sie haben anscheinend keine geschrieben, hebe … Sie sind wie ich! Sie sind ein Redner. Ein Prediger. Und ein höllisch guter Übersetzer, habe ich mitbekommen. Der beste. Oh, wir haben uns umgehört und eine Menge anderer Gelehrter überprüft, etwa Ihren Freund Philip Beaufoix an der Amerikanischen Universität von Kairo, aber Sie sind der richtige Mann für den Job.«
    »Welchen Job?«
    »Dieses Anti-Evangelium zu übersetzen.« Bullins machte eine Pause und kostete die Details genießerisch aus. »In derselben Sekunde, als unsere Scouts
    hörten, daß ein Evangelium aus dem 1. Jahrhundert auf dem Markt ist, wollten wir es natürlich in die Hände bekommen, darauf können Sie wetten! Bob Jones, Oral Roberts – ich musste sie doch glatt ausstechen! Ich bin sicher, Sie werden unsere Behauptung bestätigen, daß dieses Matthäusevangelium die falsche Prophezeiung ist, die in der Bibel vorhergesagt wird. Das Werk des Antichrist selbst und seines Lakaien, des Falschen Propheten. Wir nehmen natürlich an, daß der Papst als der Falsche Prophet entlarvt werden wird – aber da sind wir durchaus offen. Wir werden mehr wissen, wenn mehr der Zeichen offenbar werden.« O’Hanrahan versuchte, vernünftig zu argumentieren. »Sehen Sie, Reverend, es sind schon öfter häretische Evangelien ans Licht gekommen. Mehrere in diesem Jahrhundert. Warum soll diese Schrift die Falsche Prophezeiung aus der Offenbarung sein?«
    »Was sollte es anderes sein? Die Kirchenväter haben das Matthäusevangelium als ketzerisch und gefährlich verurteilt. Wollen Sie mir sagen, es sei ein Zufall, daß 1900

Weitere Kostenlose Bücher