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Der dreizehnte Apostel

Der dreizehnte Apostel

Titel: Der dreizehnte Apostel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilton Barnhardt
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aus der Welt zu schaffen oder doch an den Rand der Welt, nach Elephantine. Bitte, noch hast du mir deinen Namen nicht gesagt. Heißt du Benjamin?«
     
    30.
    Nach einer Pause sagte er: »Natürlich. Allerdings heiße ich so.« Ich bat ihn, die Wahrheit dieser Aussage zu beschwören, was er bereitwilligst mit dem feierlich sten Ei de tat. Schließlich fragte ich ihn: »Kannst du beweisen, was aus den Reliquien des Meisters geworden ist?«
    Er sagte zu mir: »Wir haben die Leiche nach Ägypten geschafft, soll ich sie dir zeigen?«
    Entsetzliche Gotteslästerung! Ich sagte zu ihm: »Glaubst du, daß der Anblick eines Haufens verrotteter sterblicher Überreste mir den Glauben nehmen kann?«
    Er sagte zu mir: »Man kann nicht glauben, lieber Freund, was Menschen einem als Wahrheit sagen, aber vielleicht wirst du deinen eigenen Augen glauben. Du wirst doch wohl vom Geheimnis der Pharaonen haben re den hören, der Kunst, sterblichen Überresten den Anschein des Lebens zu bewahren? Wenn du Eingang in dieses Haus fändest, würde ich dich in den kühlen Keller führen, wo dein Meister dich erwartet.« Entsetzlicher Frevel! Die Vorstellung, daß der Meister nicht aufgefahren zum Himmel, nicht sitzend zur Rechten Gottes, von dannen er kommen wird zu richten die Lebenden und die Toten, stattdessen wie Dörrfleisch oder Backpflaumen in dieses Schurken Keller läge!
     
    31.
    Vor Bewegung außer mir, sagte ich zu ihm: »Ich würde auf den ersten Blick erkennen, ob, was da hast, wirklich Er ist, Der uns das Leben brachte …«
    Da lachte dieser Schurke und sagte: »Du meinst beim ersten Blick auf das, was von seinem Gesicht übriggeblieben ist?«
    All das sei Gotteslästerung, so unerhört, sagte ich, daß meines Wissens in der ganzen Heiligen Schrift keine ähnliche verzeichnet sei. Im Übrigen habe er gut reden: Wisse er doch, daß mir nie gestattet werde, sein Haus zu betreten und zu besichtigen, was immer er da für eine Scheußlichkeit im Keller aufbewahre.
    Doch er sagte zu mir: »Da sich hier niemand vorstellen kann, daß jemand so dumm sein könnte, in das Haus eines Gefangenen einbrechen zu wollen, sollte es damit keine sonderliche Schwierigkeit haben. Du könntest dich wahrscheinlich einschleichen, wenn mir das Essen gebracht wird. Wieder herauszukommen allerdings – das wird nicht ganz so leicht sein.« Ich sagte zu ihm: »Das wohl nicht, denn sonst wärst du doch längst selber über alle Berge.«
    »Von mir weiß jeder, daß ich hier gefangen sitze. Von dir ist dergleichen nicht bekannt. Wenn ich auch ausbräche
    – mich hätten sie binnen kurzem wieder eingefangen. Solange aber niemand erfährt, daß du hier drin warst, hast du, wenn du wieder draußen bist, von niemandem was zu fürchten.«
     
    32.
    Dennoch hoffte ich, das Risiko eines Verstoßes gegen die hiesigen Gesetze vermeiden zu können. Einstweilen versuchte ich mich durch weitere Fragen wenigstens davon zweifelsfrei zu überzeugen, daß der Mann am Fenster der war, für den er sich ausgab. Ob ihm irgendeine von den Taten oder Reden des Meisters erinnerlich sei, fragte ich ihn. Er verneinte das, denn er selber habe sich von den Na siräern oder Nazaräern eher ferngehalten. Ich bat ihn, mir das Landgut Arimathia zu beschreiben. Er tat mir den Gefallen, und was er sagte, widersprach meiner eigenen Erinnerung nicht, war allerdings so allgemein gehalten, daß man wahrscheinlich jedes beliebige Landgut in dieser Schilderung hätte wiedererkennen können. Dann fragte ich ihn nach dem Namen der Gattin des Josephus. Der war ihm entfallen. Mir übrigens leider auch. Er sagte zu mir: »Du musst dich entscheiden, Jünger. Wenn du heute die Gelegenheit nicht wahrnimmst, musst du auf die nächste einen ganzen Monat warten. Pass auf: Ich werde einen Tisch mit Geschirr umkippen, einen Heidenlärm machen und klagen, ich habe mich verletzt. Dann sagst du dem Wächter, du seist Arzt, und er wird dich ins Haus lassen. Du wirst dann hier bleiben, bis abends die Wache abgelöst ist. Der neue Wächter wird dich ohne Schwierigkeiten herauslassen, denn er wird von seinem Kameraden gehört haben, daß ein Arzt bei mir ist, und ich werde meine Rolle so gut spielen, daß er keinen Verdacht schöpft. Allerdings wird dich das eine Kleinigkeit kosten.«
    Das war mir klar. Er brauchte Geld, um sich freizukaufen. Ich beschloss , ihm zu geben, was ich noch hatte (abzüglich der Summe, die ich als Honorar für meinen Schreiber beiseite gelegt). »Und du bist wirklich Benjamin?« fragte

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