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Der dreizehnte Apostel

Der dreizehnte Apostel

Titel: Der dreizehnte Apostel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilton Barnhardt
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Ihres Mannes nicht in die Quere kommt.«
    »So ist es natürlich nicht, Lila …«
    »Ihr Mann hat sich einer Gruppe von Fanatikern und Spinnern angeschlossen, gefährliche Leute, die diese Welt in einen Krieg stürzen wollen!«
    Aber Reverend Bullins hatte nichts zu fürchten von Lila Mae, die man schon lange zuvor mit einer Gehirnwäsche auf die Frequenz »Komm zu Jesus«, »Jesus ist Liebe« und »Gott ist gut« gepolt hatte, was sie ständig den Tränen nahe hielt … Ein Arzt hätte allerdings erkannt, daß diese Symptome mehr auf immer höhere Dosen von Antidepressiva zurückzuführen waren.
    »Nichts Schlimmes wird jenen geschehen, die Jesus predigen, so wie es in den Evangelien geschrieben steht, Patrick. Ich bin im Alter von dreizehn Jahren geweiht worden …«
    O’Hanrahan rieb sich die Nase. Lucy bemerkte, daß sein Gesicht immer noch tiefrot und nicht rosig wie sonst war. Vielleicht hatte er einen Sonnenbrand? Nein, das sah eher nach Fieber aus. » … und deshalb bin ich stolz darauf«, Schloss Reverend Bullins seine Ausführungen, »mich als Fundamentalisten zu bezeichnen.«
    »Mens bedeutet ›Verstand‹. Fundus bedeutete für die Römer A nus. Fundamentalist heißt also: ein Verstand wie ein A nus. Ich bin überrascht, daß je mand sich auf diesen Beinamen etwas zugutehält .«
    »Nun, ich bin stolz darauf«, wiederholte Bullins unerschütterlich, als Camilla mit seiner Zitronen scheibe zurückkam. »Hehe, als Katholik müssen Sie es leid sein, zur Verlierermannschaft zu gehören. In Wirklichkeit richtet sich Ihr Zorn gegen unseren Erfolg. Schauen Sie sich um: Im letzten Jahr waren wir mit unseren Sendungen in 1,8 Millionen amerikanischen Haushalten vertreten.«
    »Wir strahlen unser Programm in alle osteuropäischen Länder aus«, mischte Farley jr. sich ein. »Wir werden Russland zu Jesus bekehren.«
    »Jeeeesus«, wiederholte seine Mutter, die sich zunehmend aus der Gegenwart entfernte.
    »Bei unserer letzten Reise nach Russland sind die Leute nur so herbeigeströmt«, prahlte Reverend Bullins. »Die Zahl unserer Geistlichen in Afrika nimmt ständig zu – und sie sind nicht katholisch oder lutherisch, sondern gehören der Pfingstgemeinde an. Unsere Bewegung wächst sprunghaft!«
    O’Hanrahan stützte sich am Tisch ab. »Mit welchen Versprechen gehen Sie in der Dritten Welt hausieren? Schnell reich zu werden und sich ein großes, funkelndes Auto zu kaufen wie Reverend Bullins?«
    Reverend Bullins legte genießerisch die Hände auf den Bauch. »Wir haben triumphiert; die Fernseh-Evangelisten werden Jesus zu den indischen Heiden bringen, zu den gottlosen Kommunisten, zu den Heiden in Afrika, die Steine und Pfähle verehren – o danke, Camilla …« Camilla hatte ihm eine Scheibe Hackbraten auf den Teller gelegt. »Mexiko«, fuhr er fort und erreichte seine vertraute Fernsehlautstärke. »Vor zehn Jahren hat es dort nicht einen einzigen Protestanten gegeben. Jetzt sind zehn Prozent der Mexikaner protestantisch, und so ist es in Lateinamerika – sie nehmen unsere Art von Protestantismus an, die Pfingstgemeinde mit ihrem lebendigen, heilenden, atmenden Glauben!«
    »Preiset Jesus …«, sagte Mrs. Bullins fast schluchzend. »Sehen Sie sich das Promised Land an, Patrick, und Sie sehen die Zukunft der Christenheit. Oh, was für ein Geschenk hat Gott uns gegeben, als Er uns Fernsehen und Radio in den Sinn gebracht hat. So konnten wir endlich, endlich die Botschaft verbreiten: Gott wird kommen! Alle Zeichen sagen, daß es 1999 sein wird! Die Endzeit! Die Endzeit! Gott ist auf dem Weg.«
    »Preiset Jesus!«
    »Mom, ist schon gut …«, wollte Farley jr. beschwichtigen. »Wie lange hat Ihre Frau schon einen religiösen Wahn, Bullins? Sie braucht Hilfe, wissen Sie.«
    »Kommt zu Jeeeesus!« rief Mrs. Bullins mit glasigen Augen, hob die Arme und richtete den Blick zur Decke, tief in Ekstase versunken. »Mama.« Farley jr. tätschelte ihr leicht verlegen den Arm. Camilla – die an viel Schlimmeres gewöhnt war – legte wortlos eine Scheibe Hackbraten auf den Teller, während ihre Arbeitgeberin sich in ihren Taumel steigerte.
    »Vielleicht solltest du dich hinlegen, Lila Mae«, schlug Reverend Bullins ohne große Besorgnis vor. »Ihr Dämon ist nicht so stark wie der Ihre, Patrick. Weder Trunkenbolde noch Lästerer, noch Habsüchtige, noch Räuber werden Anteil haben am Reich Gottes.«
    »Nun, wenn es heißt Habsüchtige, sind Sie ebenfalls ausgenommen. Und Sie sind auch ein Lästerer. Ich habe mir in

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