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Der dreizehnte Apostel

Der dreizehnte Apostel

Titel: Der dreizehnte Apostel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilton Barnhardt
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gefährdet ist. Aber selbst wenn das nicht wäre – wichtiger ist, daß ich nie von der Vorstellung abgelassen habe, mich eines Tages dem Dienst am Guten zu weihen, einer großen Hingabe an Gott, wie auch immer das aussehen mag. Eine Weile hat das bedeutet, eine Superschülerin am St. Eulalia zu sein, die von den Nonnen gebilligt wurde. Dann hat es eine Weile bedeutet, Nonne zu werden. Dann habe ich entschieden, es bedeute, eine Doktorarbeit über ein religiöses Thema zu schreiben. Und jetzt bedeutet es, was es immer hätte bedeuten sollen: ein Leben des Dienens.
    Sie blickte auf ihre Hand, in der sie eine Visitenkarte der Catholic Relief Charities umklammert hielt. Als sie vor einer halben Stunde dort angerufen hatte, waren die Leute sehr begeistert gewesen, und wenn die Ausbildung und Vorbereitung im Oktober anfing, konnte sie wahrscheinlich zu Weihnachten wieder in Afrika sein. O Junge, was für einen Krach würde das geben: Mom und Dad, die sich bitter beklagten, daß ihr kleines Mädchen Weihnachten nicht zu Hause war, die Uni sausenließ, das Angebot dieses netten Mr. O’Hanrahan ablehnte. Mit ein wenig Glück werde ich in Afrika sein und ein wahreres Weihnachtsfest feiern, ein winzig kleines, hoffnungsvolles Teilchen zur Linderung all des Hungers und Elends beitragen.
    (Du bist für den Dienst am Guten bestimmt.)
    Was habe ich Gott in meiner Angst vor einer Schwangerschaft versprochen? Wie viele Jahre Entwicklungsarbeit im Sudan? Egal, nach dem, was ich jetzt tun werde, hat Gott mich in der Hand. Das wird die größte Sünde sein, die ich je begangen habe, aber
    das wird mein Leben nicht zum Entgleisen bringen … Nein, das wird mich nicht so sehr verändern wie das Leben, das danach folgen wird. Das, nicht das erste, ist der entscheidende Akt. Und ich verstehe, was die-se Helferin in Äthiopien gemeint hat: Diese Gesichter verfolgen einen.
    (Dann geh zu ihnen.)
    Einen Augenblick schwankte Lucy. Ich bin nicht Mutter Teresa …
    (Lucy Dantan wird genügen. Geh für einen Sommer oder für ein Jah r. Wir verlangen kein lebenslan ges Dienen, unsere Forderungen sind nicht so hoch. Aber wie wenige Menschen sind es, die wenigstens einen Sommer, eine Woche, einen Tag der Nächstenliebe aufbringen?)
    Ja, aber Du kennst mich. Ich gehe dorthin und fange mit etwas an, und dann habe ich das Gefühl, ich muss bleiben, bis die Sache beendet ist, und aus einem Sommer wird ein Jahr werden, dann zwei Jahre, dann ein ganzes Leben. Und ich kann mir vorstellen, wie ich vollkommen politisiert werde, bei der UNO vorspreche, mit Hilfsvereinigungen um Geldmittel kämpfe, mit korrupten Regierungsvertretern zusammentreffe und das ganze Zeug, das man tut, wenn man engagiert ist.
    (Ja. Wir können Uns das vorstellen.)
    Und eines Tages werde ich vielleicht in irgendeinem Flüchtlingslager arbeiten, so wie diese Krankenschwester, deren Namen ich nicht mehr weiß, und irgendjemand wird sich über mich Fragen stellen, so wie ich mir über sie Fragen gestellt habe: Warum hast du das mit deinem Leben gemacht? Und ich werde diesem Fragenden nicht mehr antworten als das, was diese Krankenschwester mir geantwortet hat, denn das ist mein Sakrament. Niemand außer mir und Gott wird verstehen, warum ich zurück nach Afrika gehe und warum ich das Gefühl habe, daß ich das tun muss . Niemand anderem kommt es zu, zu richten oder Spekulationen anzustellen. Das ist zweifellos die Unabhängigkeit von der Meinung der Leute und die Abhängigkeit von Gott, die die Heiligen gekannt haben müssen – oh, Heiliger Geist, lasse mich immer so sicher sein! Ich bete, daß meine Entschlossenheit nicht schwächer wird.
    (Könnte sie aber. So viele gute Absichten, so viele Chancen auf eine glückliche Welt sind vergangen, so viele gerechte Reiche, so viele Akte der Freundlichkeit, die das Leben, so wie es heute ist, verändert hätten … Alles Schall und Rauch, wenn jemand mit praktischem Sinn Unseren Kindern ihre Träume und Missionen ausgeredet hat.)
    Lucy sah hinaus auf die armen Randbezirke von Baton Rouge, schmutzig und voll mit Verzweiflung. Es tut mir weh, und ich bin traurig, aber ich habe keine Angst vor der kommenden Prozedur. Oder vor Afrika.
    (Wir können dir nicht versprechen, daß Flugzeuge nicht abstürzen, daß du die Cholera nicht bekommst oder daß Todesschwadronen dich nicht finden wer den … Aber Wir können dir Freude versprechen. Dauerhafte und sich immer wieder erneuernde Freude, das einzige Glück, das dauert.)
    Aber du weißt, daß ich

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