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Der dritte Mond

Der dritte Mond

Titel: Der dritte Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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ihr sagten, daß ihre Arbeit erfolgreich gewesen war.  Sie erlebte allerdings auch eine unangenehme Überraschung. Außer Hartmann, Gurk, Skudder und ihr selbst waren noch drei weitere Personen anwesend: Zwei schwerbewaffnete Soldaten, die rechts und links vom Aufzug postiert waren, und Gouverneur Drasko, der mit hinter dem Rücken verschränkten Händen dastand und den Monitor betrachtete, obwohl im Moment noch gar nichts zu sehen war. Als sie eintraten und Drasko sah, daß Gurk die anderen begleitete, verfinsterte sich sein Gesicht. »Was tut dieser Außerirdische hier?« fragte er scharf. »Guten Tag, Gouverneur«, entgegnete Charity. »Ja, ich freue mich auch, Sie zu sehen.« Draskos Augen schossen wütende Pfeile in ihre Richtung. »Captain Laird, ich –« »Gurk ist auf meinen ausdrücklichen Wunsch hier«, fiel Hartmann ihm ins Wort. Charity mußte sich beherrschen, um ihn nicht erstaunt anzuschauen. Gurk war ganz eindeutig nicht auf Hartmanns Wunsch hin mitgekommen. Ganz im Gegenteil… »Wieso?« schnappte Drasko. »Weil es möglich ist, daß wir ihn brauchen«, antwortete Hartmann gelassen. »Wir erhoffen uns wertvolle Erkenntnisse von den Bildern, die uns das Teleskop liefert. Möglicherweise kann Gurk uns dabei helfen, die Bilder auszuwerten.« »Und Sie halten es für klug, einen Angehörigen einer nichtmenschlichen Spezies in einem solchen Moment dabei zu haben?« sagte Drasko. »General Hartmann, ich glaube nicht, daß –« »Wir sind soweit«, sagte einer der Techniker. Drasko verstummte mitten im Wort, warf Hartmann aber einen Blick zu, der sehr deutlich machte, daß das Thema damit noch nicht erledigt war, ehe er sich wieder zum Bildschirm herumdrehte. Einen Moment lang blieb der übermannsgroße Monitor noch schwarz, dann füllte er sich mit grauen Schleiern, um im nächsten Augenblick eine gewaltige, rostrot schimmernde Kugel mit dunkleren und hellen Flecken zu zeigen. Den Mars. Es war ein Anblick von einer Majestät, daß Charity im ersten Moment wie erschlagen war. Sie hatte den Mars unzählige Male gesehen. Sie war zweimal dort gewesen, in ihrem früheren Leben als Raumpilotin, nicht auf der Oberfläche, aber doch in einer Umlaufbahn, die niedrig genug war, um mit ein wenig gutem Willen als Beinahe-Landung durchzugehen. Doch es war lange her, sehr lange. So lange, daß Charity vergessen hatte, wie unglaublich schön dieser Planet war. Seine Oberfläche war fast so lebensfeindlich wie die des Mondes, aber das änderte nichts daran, daß er eine Aura von Gewaltigkeit, Erhabenheit und Alter ausstrahlte, die man fast körperlich spüren konnte. »Was… ist das?« murmelte Drasko. »Der Mars«, antwortete Charity. »Unser Nachbarplanet.« Drasko warf ihr einen bösen Blick zu. »Das meine ich nicht. Diese Linien. Sind das… Straßen?« Im allerersten Moment konnte Charity Drasko nur verblüfft ansehen. Aber dann wurde ihr klar, daß niemand in diesem Raum sehr viel über den Mars wußte. Niemand außer ihr hatte den Planeten je gesehen. Nicht so. Die Menschen der neuen Erde hatten genug mit dem nackten Überleben zu tun. Niemand hatte Zeit, sich um die Geographie eines anderen Planeten zu kümmern. »Die Kanäle«, sagte Charity. »Es sind nur riesige Schluchten. Als die Menschen damit begannen, den Mars durch Teleskope zu beobachten, dachten einige dasselbe wie Sie, Gouverneur. Sie hielten diese Linien für künstliche Kanäle, angelegt von den Bewohnern des Mars.« »Hatte er denn Bewohner?« Charity schüttelte den Kopf. »Niemals. Es ist ein natürliches Phänomen. Soviel wir herausgefunden haben, hat es auf dem Mars außer einigen Mikroben niemals Leben gegeben.« »Schade«, sagte Drasko. »Wieso?« Drasko deutete ein Achselzucken an, und auf seinem Gesicht erschien tatsächlich so etwas wie die Andeutung eines Lächelns, auch wenn er den Blick nicht für eine Sekunde vom Monitor nahm. »Vielleicht wären wir besser… vorbereitet gewesen, hätte es die kleinen grünen Männchen wirklich gegeben.« »Bestimmt nicht«, sagte Gurk. Erstaunlicherweise ignorierte Drasko ihn, schaute statt dessen weiter auf den großen Monitor, auf dem die Oberfläche des Mars in allen nur erdenklichen Rot- und Brauntönen schimmerte. Charity wandte sich an die beiden Techniker. »Geht es noch größer?« »Ich werde es versuchen.« Der Mann begann verschiedene Tasten und Schalter zu drücken, und das Bild auf dem Monitor wechselte tatsächlich. Allerdings erschien keine

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