Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der dritte Schimpanse

Der dritte Schimpanse

Titel: Der dritte Schimpanse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jared Diamond
Vom Netzwerk:
Wissenschaftsstiftung National Science Foundation seit ihrer Gründung für die Klassifizierung des Lebens auf der Erde weit über­traf. Vor wenigen Jahren machte die US-Regierung wei­tere 100 Millionen Dollar dafür locker, Funksignale von intelligenten Lebewesen außerhalb unseres Sonnensy­stems aufzufangen. Mehrere Raumfahrzeuge befinden sich zur Zeit auf dem Weg aus unserem Sonnensystem und haben, für den Fall einer Begegnung mit Außerir­dischen, Tonbänder und Photos von unserer Zivilisati­on an Bord.
    Es leuchtet ein, warum für Laien ebenso wie für Bio­logen die Entdeckung außerirdischen Lebens die wohl aufregendste wissenschaftliche Entdeckung aller Zei­ten wäre. Stellen Sie sich nur vor, welchen Einfluß es auf unser Selbstbild hätte, wenn wir erfahren würden, daß es im Universum noch andere intelligente Wesen mit komplexen Gesellschaften, Sprachen und erlernten kul­turellen Traditionen gibt, die sich mit uns verständigen könnten. Die meisten von uns, die an ein Leben nach dem Tode und an einen strengen Herrgott glauben, sind sich darin einig, daß ein Leben nach dem Tode zwar auf Menschen, aber nicht auf Käfer (oder selbst Schimpan­sen) wartet. Der Schöpfungsglaube geht mit der Vor­stellung von einem separaten Ursprung unserer Spezi­es einher. Aber nehmen wir einmal an, wir entdeckten auf einem anderen Planeten eine Gesellschaft siebenfü-ßiger Kreaturen mit höherer Intelligenz und Moral als unserer und mit der Fähigkeit, sich mit uns zu verstän­digen, allerdings mit einem Funkempfänger und -sender statt mit Augen und Ohren. Sollten wir etwa glauben, es gäbe für diese Kreaturen (aber nicht für Schimpansen) ein Leben nach dem Tode und sie seien wie wir Kinder Gottes ?
    Viele Wissenschaftler haben versucht, die Wahr­scheinlichkeit der Existenz intelligenten Lebens im All zu bestimmen. Ihre Berechnungen ließen ein neues wis­senschaftliches Fachgebiet, die Exobiologie, entstehen – die einzige Disziplin, für deren Gegenstand noch nicht bewiesen ist, ob er überhaupt existiert. Beschäftigen wir uns nun mit den Zahlen, auf die sich die Zuversicht der Exobiologie stützt.
    Die Anzahl hochentwickelter technischer Zivilisatio­nen im Universum wird von Exobiologen mit Hilfe der sogenannten Green Bank- Formel errechnet, in der eine Reihe von Schätzwerten miteinander multipliziert wer­den. Manche dieser Werte lassen sich mit ziemlicher Ge­nauigkeit schätzen. Wir wissen, daß es Milliarden von Galaxien gibt, von denen jede wiederum aus Milliar­den von Sternen besteht. Astronomen gehen davon aus, daß viele Sterne wahrscheinlich von einem oder mehre­ren Planeten umkreist werden und daß auf vielen dieser Planeten geeignete Bedingungen für die Entstehung von Leben herrschen. Nach Ansicht von Biologen entwickelt sich dort, wo geeignete Bedingungen vorliegen, frü-her oder später auch Leben. Multipliziert man all diese Wahrscheinlichkeiten bzw. Schätzwerte miteinander, so ergibt sich, daß wir es mit Milliarden und Abermilliar­den von Planeten zu tun haben dürften, auf denen irgen­deine Form von Leben existiert.
    Wir wollen nun versuchen zu schätzen, auf wie vie­len dieser belebten Planeten wohl intelligente Lebewe­sen mit einer hochentwickelten technischen Zivilisation wohnen. (Darunter sollen hier Zivilisationen verstan­den werden, die zu einer interstellaren Funkkommu­nikation in der Lage sind; das stellt geringere Ansprü-che, als wenn man fliegende Untertassen zum Kriterium machen würde; unsere eigene Entwicklung läßt ja ver­muten, daß interstellarer Funkverkehr der interstella­ren Raumfahrt vorausgeht.) Zwei Argumente sprechen dafür, daß ihr Anteil erheblich sein dürfte. Erstens ent­wickelte sich eine hochentwickelte Zivilisation auf dem einzigen Planeten, von dem wir sicher wissen, daß dort Leben entstand, nämlich auf der Erde. Wir haben be­reits mehrere interplanetare Sonden ins All geschossen. Auch haben wir einigen Fortschritt mit Techniken des Einfrierens und Wiederauftauens von Leben sowie der Herstellung von Leben aus DNS erzielt – wichtige Tech­niken, wenn es um die Erhaltung von Leben während der langen Dauer einer Reise zu anderen Sonnensyste­men geht. Der technische Fortschritt verlief in den letz­ten Jahrzehnten in so rasantem Tempo, daß interstellare Expeditionen mit Sicherheit in höchstens ein paar Jahr­hunderten möglich sein werden. Manche unserer unbe­mannten interplanetaren Raumfahrzeuge sind ja bereits dabei, unser

Weitere Kostenlose Bücher