Der dritte Schimpanse
Wissenschaftsstiftung National Science Foundation seit ihrer Gründung für die Klassifizierung des Lebens auf der Erde weit übertraf. Vor wenigen Jahren machte die US-Regierung weitere 100 Millionen Dollar dafür locker, Funksignale von intelligenten Lebewesen außerhalb unseres Sonnensystems aufzufangen. Mehrere Raumfahrzeuge befinden sich zur Zeit auf dem Weg aus unserem Sonnensystem und haben, für den Fall einer Begegnung mit Außerirdischen, Tonbänder und Photos von unserer Zivilisation an Bord.
Es leuchtet ein, warum für Laien ebenso wie für Biologen die Entdeckung außerirdischen Lebens die wohl aufregendste wissenschaftliche Entdeckung aller Zeiten wäre. Stellen Sie sich nur vor, welchen Einfluß es auf unser Selbstbild hätte, wenn wir erfahren würden, daß es im Universum noch andere intelligente Wesen mit komplexen Gesellschaften, Sprachen und erlernten kulturellen Traditionen gibt, die sich mit uns verständigen könnten. Die meisten von uns, die an ein Leben nach dem Tode und an einen strengen Herrgott glauben, sind sich darin einig, daß ein Leben nach dem Tode zwar auf Menschen, aber nicht auf Käfer (oder selbst Schimpansen) wartet. Der Schöpfungsglaube geht mit der Vorstellung von einem separaten Ursprung unserer Spezies einher. Aber nehmen wir einmal an, wir entdeckten auf einem anderen Planeten eine Gesellschaft siebenfü-ßiger Kreaturen mit höherer Intelligenz und Moral als unserer und mit der Fähigkeit, sich mit uns zu verständigen, allerdings mit einem Funkempfänger und -sender statt mit Augen und Ohren. Sollten wir etwa glauben, es gäbe für diese Kreaturen (aber nicht für Schimpansen) ein Leben nach dem Tode und sie seien wie wir Kinder Gottes ?
Viele Wissenschaftler haben versucht, die Wahrscheinlichkeit der Existenz intelligenten Lebens im All zu bestimmen. Ihre Berechnungen ließen ein neues wissenschaftliches Fachgebiet, die Exobiologie, entstehen – die einzige Disziplin, für deren Gegenstand noch nicht bewiesen ist, ob er überhaupt existiert. Beschäftigen wir uns nun mit den Zahlen, auf die sich die Zuversicht der Exobiologie stützt.
Die Anzahl hochentwickelter technischer Zivilisationen im Universum wird von Exobiologen mit Hilfe der sogenannten Green Bank- Formel errechnet, in der eine Reihe von Schätzwerten miteinander multipliziert werden. Manche dieser Werte lassen sich mit ziemlicher Genauigkeit schätzen. Wir wissen, daß es Milliarden von Galaxien gibt, von denen jede wiederum aus Milliarden von Sternen besteht. Astronomen gehen davon aus, daß viele Sterne wahrscheinlich von einem oder mehreren Planeten umkreist werden und daß auf vielen dieser Planeten geeignete Bedingungen für die Entstehung von Leben herrschen. Nach Ansicht von Biologen entwickelt sich dort, wo geeignete Bedingungen vorliegen, frü-her oder später auch Leben. Multipliziert man all diese Wahrscheinlichkeiten bzw. Schätzwerte miteinander, so ergibt sich, daß wir es mit Milliarden und Abermilliarden von Planeten zu tun haben dürften, auf denen irgendeine Form von Leben existiert.
Wir wollen nun versuchen zu schätzen, auf wie vielen dieser belebten Planeten wohl intelligente Lebewesen mit einer hochentwickelten technischen Zivilisation wohnen. (Darunter sollen hier Zivilisationen verstanden werden, die zu einer interstellaren Funkkommunikation in der Lage sind; das stellt geringere Ansprü-che, als wenn man fliegende Untertassen zum Kriterium machen würde; unsere eigene Entwicklung läßt ja vermuten, daß interstellarer Funkverkehr der interstellaren Raumfahrt vorausgeht.) Zwei Argumente sprechen dafür, daß ihr Anteil erheblich sein dürfte. Erstens entwickelte sich eine hochentwickelte Zivilisation auf dem einzigen Planeten, von dem wir sicher wissen, daß dort Leben entstand, nämlich auf der Erde. Wir haben bereits mehrere interplanetare Sonden ins All geschossen. Auch haben wir einigen Fortschritt mit Techniken des Einfrierens und Wiederauftauens von Leben sowie der Herstellung von Leben aus DNS erzielt – wichtige Techniken, wenn es um die Erhaltung von Leben während der langen Dauer einer Reise zu anderen Sonnensystemen geht. Der technische Fortschritt verlief in den letzten Jahrzehnten in so rasantem Tempo, daß interstellare Expeditionen mit Sicherheit in höchstens ein paar Jahrhunderten möglich sein werden. Manche unserer unbemannten interplanetaren Raumfahrzeuge sind ja bereits dabei, unser
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