Der dritte Schimpanse
Sonnensystem zu verlassen.
Dieses erste Argument dafür, daß es eine Vielzahl von Planeten mit hochentwickelter technischer Zivilisation gibt, ist jedoch nicht sehr überzeugend. Um die Sprache der Statistik zu bemühen, hapert es an der viel zu geringen Stichprobengröße (wie läßt sich denn von einem Fall auf alle anderen schließen ?) und an der fehlerhaften Zufallsauswahl (der eine Fall wurde ja gerade ausgewählt, weil auf der Erde eine hochentwickelte technische Zivilisation entstanden ist).
Ein zweites, gewichtigeres Argument lautet, daß das Leben auf der Erde durch eine Eigenart gekennzeichnet ist, die Biologen als konvergierende Evolution bezeichnen. Damit ist gemeint, daß viele Gruppen von Lebewesen einander ähnlich wurden, egal welche ökologische Nische oder physiologische Anpassung man auch betrachtet, indem sie unabhängig voneinander Anpassungen erwarben oder Eigenschaften entwickelten, welche die jeweiligen Nischen ausnutzten. Ein anschauliches Beispiel ist die eigenständige Evolution der Flugfähigkeit bei Vögeln, Fledermäusen, Flugsauriern und Insekten. Andere spektakuläre Fälle sind die getrennte Evolution von Augen und selbst von Vorrichtungen zur Tötung von Beutetieren durch elektrischen Schlag, über die viele Tiere verfügen. In den letzten zwei Jahrzehnten wiesen Biochemiker konvergierende Evolution auch auf der Ebene von Molekülen nach, zum Beispiel die mehrfache Evolution der gleichen proteinzerlegenden Enzyme. Man kann heute kaum eine biologische Fachzeitschrift aufschlagen, ohne auf weitere Beispiele zu stoßen. Konvergierende Evolution ist in der Anatomie, Physiologie, Biochemie und Verhaltensforschung ein so alltäglicher Begriff geworden, daß Biologen jedesmal, wenn sie eine Ähnlichkeit zwischen zwei Arten feststellen, erst einmal danach fragen, ob die Ähnlichkeit wohl auf gemeinsamer Abstammung oder Konvergenz beruht.
Die anscheinende Allgegenwart konvergierender Evolution hat nichts Überraschendes an sich. Wenn Millionen von Arten über Jahrmillionen den gleichen Selektionskräften ausgesetzt sind, ist natürlich zu erwarten, daß immer wieder ähnliche Lösungen auftauchen. Wir wissen also, daß es unter den Arten der Erde viel Konvergenz gegeben hat. Nach dem gleichen Gedankengang ist zu vermuten, daß es auch zwischen den irdischen Pflanzen- und Tierarten und denen auf anderen Planeten eine erhebliche Konvergenz geben dürfte. Deshalb ist die Funkkommunikation, obgleich zunächst einmal auf diesem Planeten evolviert, auf vielen anderen Planeten ebenfalls zu erwarten. Die Encyclopaedia Britannica schreibt dazu: »Es ist kaum denkbar, daß auf anderen Planeten Leben entstanden sein soll, ohne sich in Richtung höherer Intelligenz zu entwickeln.«
Dieser Schluß bringt uns zu dem anfangs erwähnten Rätsel zurück. Wenn viele oder gar die meisten Sterne ein Planetensystem haben und viele dieser Systeme wenigstens einen Planeten mit Bedingungen aufweisen, die für die Entstehung von Leben geeignet sind, und wenn sich das Leben auf solchen Planeten tatsächlich entwickelte und auf rund einem Prozent der belebten Planeten eine hochentwickelte technische Zivilisation entstand – dann gibt es allein in unserer Galaxie etwa eine Million Planeten mit hochentwickelten technischen Zivilisationen. Im Umkreis von nur ein paar Dutzend Lichtjahren gibt es aber mehrere hundert Sterne, von denen manche (die meisten ?) gewiß Planeten wie unseren haben, mit Leben. Wo bleiben dann bloß all die zu erwartenden Ufos ? Wo sind die intelligenten Geschöpfe, die uns besuchen oder wenigstens Radiosignale an die Menschheit senden ? Das Schweigen ist betäubend.
Irgend etwas muß an den Berechnungen der Astronomen nicht stimmen. Sie wissen, worüber sie reden, wenn sie die Anzahl der Planetensysteme und der Planeten, auf denen Leben zu vermuten ist, schätzen. Die genannten Zahlen kommen mir plausibel vor. Das Problem scheint vielmehr in der Annahme zu liegen, daß dank konvergierender Evolution auf einem signifikanten Teil der belebten Planeten hochentwickelte technische Zivilisationen entstanden seien. Wir wollen deshalb etwas genauer schauen, wie es um die Zwangsläufigkeit solcher Konvergenz bestellt ist.
Damit sind wir bei den Spechten. Ihre ökologische Nische besteht darin, lebende Baumstämme auszuhö-hlen und unter der Rinde nach Futter zu suchen. Diese Nahrungsquelle ist sehr ergiebig, viel besser als
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