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Der dritte Schimpanse

Der dritte Schimpanse

Titel: Der dritte Schimpanse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jared Diamond
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Sonnensystem zu verlassen.
    Dieses erste Argument dafür, daß es eine Vielzahl von Planeten mit hochentwickelter technischer Zivilisation gibt, ist jedoch nicht sehr überzeugend. Um die Sprache der Statistik zu bemühen, hapert es an der viel zu ge­ringen Stichprobengröße (wie läßt sich denn von einem Fall auf alle anderen schließen ?) und an der fehlerhaf­ten Zufallsauswahl (der eine Fall wurde ja gerade aus­gewählt, weil auf der Erde eine hochentwickelte techni­sche Zivilisation entstanden ist).
    Ein zweites, gewichtigeres Argument lautet, daß das Leben auf der Erde durch eine Eigenart gekennzeichnet ist, die Biologen als konvergierende Evolution bezeich­nen. Damit ist gemeint, daß viele Gruppen von Lebe­wesen einander ähnlich wurden, egal welche ökologi­sche Nische oder physiologische Anpassung man auch betrachtet, indem sie unabhängig voneinander Anpas­sungen erwarben oder Eigenschaften entwickelten, wel­che die jeweiligen Nischen ausnutzten. Ein anschauli­ches Beispiel ist die eigenständige Evolution der Flug­fähigkeit bei Vögeln, Fledermäusen, Flugsauriern und Insekten. Andere spektakuläre Fälle sind die getrenn­te Evolution von Augen und selbst von Vorrichtungen zur Tötung von Beutetieren durch elektrischen Schlag, über die viele Tiere verfügen. In den letzten zwei Jahr­zehnten wiesen Biochemiker konvergierende Evolution auch auf der Ebene von Molekülen nach, zum Beispiel die mehrfache Evolution der gleichen proteinzerlegen­den Enzyme. Man kann heute kaum eine biologische Fachzeitschrift aufschlagen, ohne auf weitere Beispiele zu stoßen. Konvergierende Evolution ist in der Anato­mie, Physiologie, Biochemie und Verhaltensforschung ein so alltäglicher Begriff geworden, daß Biologen je­desmal, wenn sie eine Ähnlichkeit zwischen zwei Arten feststellen, erst einmal danach fragen, ob die Ähnlich­keit wohl auf gemeinsamer Abstammung oder Konver­genz beruht.
    Die anscheinende Allgegenwart konvergierender Evo­lution hat nichts Überraschendes an sich. Wenn Millio­nen von Arten über Jahrmillionen den gleichen Selek­tionskräften ausgesetzt sind, ist natürlich zu erwarten, daß immer wieder ähnliche Lösungen auftauchen. Wir wissen also, daß es unter den Arten der Erde viel Kon­vergenz gegeben hat. Nach dem gleichen Gedankengang ist zu vermuten, daß es auch zwischen den irdischen Pflanzen- und Tierarten und denen auf anderen Plane­ten eine erhebliche Konvergenz geben dürfte. Deshalb ist die Funkkommunikation, obgleich zunächst einmal auf diesem Planeten evolviert, auf vielen anderen Plane­ten ebenfalls zu erwarten. Die Encyclopaedia Britanni­ca schreibt dazu: »Es ist kaum denkbar, daß auf anderen Planeten Leben entstanden sein soll, ohne sich in Rich­tung höherer Intelligenz zu entwickeln.«
    Dieser Schluß bringt uns zu dem anfangs erwähnten Rätsel zurück. Wenn viele oder gar die meisten Sterne ein Planetensystem haben und viele dieser Systeme we­nigstens einen Planeten mit Bedingungen aufweisen, die für die Entstehung von Leben geeignet sind, und wenn sich das Leben auf solchen Planeten tatsächlich entwickelte und auf rund einem Prozent der belebten Planeten eine hochentwickelte technische Zivilisation entstand – dann gibt es allein in unserer Galaxie etwa eine Million Planeten mit hochentwickelten technischen Zivilisatio­nen. Im Umkreis von nur ein paar Dutzend Lichtjahren gibt es aber mehrere hundert Sterne, von denen man­che (die meisten ?) gewiß Planeten wie unseren haben, mit Leben. Wo bleiben dann bloß all die zu erwartenden Ufos ? Wo sind die intelligenten Geschöpfe, die uns be­suchen oder wenigstens Radiosignale an die Menschheit senden ? Das Schweigen ist betäubend.
    Irgend etwas muß an den Berechnungen der Astro­nomen nicht stimmen. Sie wissen, worüber sie reden, wenn sie die Anzahl der Planetensysteme und der Pla­neten, auf denen Leben zu vermuten ist, schätzen. Die genannten Zahlen kommen mir plausibel vor. Das Pro­blem scheint vielmehr in der Annahme zu liegen, daß dank konvergierender Evolution auf einem signifikan­ten Teil der belebten Planeten hochentwickelte techni­sche Zivilisationen entstanden seien. Wir wollen des­halb etwas genauer schauen, wie es um die Zwangsläu­figkeit solcher Konvergenz bestellt ist.
    Damit sind wir bei den Spechten. Ihre ökologische Nische besteht darin, lebende Baumstämme auszuhö-hlen und unter der Rinde nach Futter zu suchen. Diese Nahrungsquelle ist sehr ergiebig, viel besser als

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