Der dritte Schimpanse
waren. Neben den Moas waren darunter eine ganze Reihe großer, flugunfähiger Vögel, zum Beispiel eine große Ente, ein riesiges Wasserhuhn und eine überdimensionale Gans. Diese hatten sich aus normalen Vögeln entwickelt, die nach Neuseeland geflogen waren und dort, in einer Umwelt ohne natürliche Feinde, im Laufe der Evolution ihre aufwendige Flügelmuskulatur verloren hatten. Andere ausgestorbene Vögel, wie ein Pelikan, ein Schwan, ein Riesenrabe und ein Riesenadler, hatten ihre Flugfähigkeit behalten.
Mit seinem Gewicht von bis zu 15 Kilo war der Riesenadler zu Lebzeiten bei weitem der größte und mächtigste Raubvogel der Welt, neben dem die größte heutige Greifvogelart, die Harpyie des tropischen Amerika, schmächtig erscheinen würde. Der neuseeländische Adler wäre der einzige natürliche Feind der Moas gewesen.
Obgleich manche von ihnen fast zwangzigmal schwerer waren als der Adler, hätte dieser sie doch mit einem Angriff auf ihre langen Beine, gefolgt von einem vernichtenden Schlag gegen den Kopf und den langen Hals, zur Strecke bringen können. Der Kadaver hätte für etliche Tage Futter geboten, wie der einer Giraffe dem Lö-wenrudel. Ein Indiz dafür, daß die Adler tatsächlich so vorgegangen sein könnten, ist das Fehlen des Kopfes an zahlreichen gefundenen Moa-Skeletten.
Bisher war nur von den größeren der ausgestorbenen Tiere die Rede. Fossilienjäger entdeckten aber auch die Skelette kleiner Tiere von der Größe von Mäusen und Ratten. Zu den am Boden lebenden Kleintieren zählten mindestens drei Arten flugunfähiger bzw. nur bedingt flugtauglicher Singvögel, mehrere Frösche, Riesenschnecken, viele riesengrillenartige Insekten mit dem doppelten Gewicht von Mäusen sowie mausähnliche Fledermäuse mit der seltsamen Angewohnheit, die Flügel zusammenzurollen und zu rennen. Manche dieser Kleintiere waren zur Zeit der Ankunft der Europäer bereits ausgestorben. Andere lebten nur noch auf kleinen vorgelagerten Inseln, waren jedoch früher auf dem neuseeländischen Festland sehr verbreitet gewesen, wie Knochenfunde beweisen. Zusammengenommen hätten all diese inzwischen ausgestorbenen Arten, welche die Evolution in dieser abgelegenen Region hervorgebracht hatte, Neuseeland mit dem ökologischen Äquivalent jener flugunfähigen Säugetiere des Festlands ausgestattet, die nie eintrafen : Moas statt Hirschen, flugunfähigen Gänsen und Wasserhühnern statt Kaninchen, gro-ßen Grillen, Fledermäusen und kleinen Singvögeln statt Mäusen und Riesenadlern statt Leoparden.
Fossilienfunde und biochemische Untersuchungen ergeben, daß die Vorfahren der Moas vor Millionen von Jahren nach Neuseeland gekommen waren. Es stellt sich die Frage, wann und warum die Moas nach so langer Zeit ausstarben. Welche Katastrophe könnte so vielen so unterschiedlichen Arten wie Grillen, Adlern, Enten und Moas zugleich zum Verhängnis geworden sein?
Und vor allem, waren all diese merkwürdigen Geschöpfe noch am Leben, als die Vorfahren der Maoris um 1000 n. Chr. eintrafen ?
Als ich Neuseeland 1966 zum erstenmal besuchte, lautete die offizielle Meinung, daß die Moas aufgrund eines Klimawandels ausgestorben seien und daß etwaige Moaarten, die beim Eintreffen der ersten Maoris noch lebten, zumindest kurz vor dem Aussterben standen. Für die Neuseeländer stand unumstößlich fest, daß die Maoris vorbildliche Naturschützer waren und die Moas nicht ausgerottetet haben konnten. Auch heute besteht kein Zweifel daran, daß die Maoris ebenso wie die anderen Polynesier Steinwerkzeuge benutzten, hauptsächlich von Ackerbau und Fischfang lebten und nicht das Zerstörungspotential moderner Industriegesellschaften besaßen. Man nahm an, daß die Maoris allenfalls Populationen, die bereits am Rande des Aussterbens standen, den Gnadenstoß versetzten. Drei Arten von Entdeckungen haben dieses Glaubensgebäude jedoch zum Einsturz gebracht.
Erstens war Neuseeland während der letzten Eiszeit, die vor rund 10 000 Jahren zu Ende ging, mit Gletschern oder kalter Tundra bedeckt. Seitdem ist das neuseeländische Klima viel freundlicher geworden. Die Temperaturen sind gestiegen, und herrliche Wälder haben sich ausgebreitet. Die letzten Moas starben mit gut gefülltem Magen unter klimatischen Bedingungen, wie es seit Zehntausenden von Jahren keine besseren gegeben hatte.
Zweitens beweisen mit Hilfe der Radiokarbonmethode datierte Vogelskelette aus alten,
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