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Der dritte Schimpanse

Der dritte Schimpanse

Titel: Der dritte Schimpanse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jared Diamond
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wenn es dazu bereit war.
    Unser letzter präziser Datensatz bezieht sich auf Schneegänse in der kanadischen Provinz Manito­ba. Wie schon für den Blaureiher erläutert, kommt es auch bei Schneegänsen hauptsächlich auf die Weise zu AEV, daß ein Männchen sich einem anfangs ablehnen­den Weibchen aus einem Nachbarnest, dessen Partner gerade ausgeflogen ist, nähert. Der Grund für die Abwe­senheit des Männchens ist in der Regel die Suche nach Gelegenheiten, AEV zu treiben. Hier mag der Eindruck entstehen, als würde der Gänserich ebenso viel verlieren wie gewinnen, doch ist er nicht so dumm. Während das Weibchen noch Eier legt, bleibt das Männchen als Be­wacher da.
    (Ein nistendes Weibchen wird fünfzigmal seltener »angemacht«, wenn sein Paarungspartner zugegen ist.) Erst wenn das Eierlegen abgeschlossen und die Vater­schaft gesichert ist, begibt sich das Männchen auf die Suche nach geeigneten Partnerinnen für AEV.
    Diese Vogelstudien zeigen den Vorteil einer wissen­schaftlichen Beschäftigung mit dem Thema Ehebruch. Es wurden eine Reihe raffinierter Strategien aufgedeckt, mit denen Männchen versuchen, beides zu erlangen: ge­sicherte Vaterschaft im eigenen Nest und gleichzeitiges Aussäen ihres Samens in fremden Nestern. Zu den Strate­gien zählen das Werben um weibliche »Singles« als Absi­cherung gegen das Verlassenwerden, solange noch Zwei­fel an der Treue des eigenen Weibchens bestehen; das Bewachen des Weibchens während der Fruchtbarkeits­phasen; reichliches Füttern des Weibchens und häufiges Kopulieren, damit es während der eigenen Abwesenheit treu bleibt; und schließlich das Begehren des Weibchens im Nachbarnest, wenn es fruchtbar ist und das eigene Weibchen nicht mehr. Doch selbst diese eindrucksvol­len Beispiele für die Anwendung wissenschaftlicher Me­thoden genügten nicht, um zu klären, welchen Vorteil Weibchen von AEV haben mögen, sofern überhaupt ei­nen. Eine Antwort wäre, daß Reiher-Weibchen, die sich mit der Absicht tragen, ihren Partner zu verlassen, durch AEV mögliche neue Partner kennenlernen. Denkbar ist auch, daß Möwen-Weibchen ohne Paarungspartner in Kolonien mit Weibchenüberschuß durch VEV befruch­tet werden können, um dann die Jungen mit Hilfe eines anderen Weibchens in ähnlicher Lage aufzuziehen.
    Der größte Schwachpunkt dieser Studien besteht dar­in, daß sich die Weibchen oft anscheinend nur wider­willig an AEV beteiligen. Um ein besseres Verständnis einer aktiveren weiblichen Rolle zu gewinnen, bleibt uns deshalb keine andere Wahl, als uns mit Menschen zu beschäftigen, so komplizierte Probleme dabei auch auf­grund kultureller Unterschiede, der Vorurteile von Be­obachtern und der zu befürchtenden Unzuverlässigkeit der Antworten auftreten mögen.
    Untersuchungen, in denen Männer und Frauen aus ver­schiedenen Kulturen verglichen werden, fördern meist folgende Unterschiede zutage: Männer haben mehr In­teresse an AEV als Frauen; Männer sind stärker an wechselnden Sexualpartnern interessiert als Frauen, und zwar der puren Abwechslung halber ; bei Frauen ist das Motiv für AEV eher Unzufriedenheit in der Ehe und/ oder der Wunsch nach einer neuen dauerhaften Bezie­hung; Männer zeigen sich beim Eingehen rein sexuel­ler Bekanntschaften weniger wählerisch als Frauen. Bei den Hochlandbewohnern von Neuguinea zum Beispiel erklärten mir die Männer, sie suchten AEV, weil der Sex mit der eigenen Ehefrau (oder sogar mit den eige­nen Ehefrauen im Falle polygamer Männer) unweiger­lich langweilig werde, während der Grund für Frauen, die AEV suchen, hauptsächlich darin besteht, daß der eigene Ehemann sie sexuell nicht befriedigen kann (zum Beispiel aus Altersgründen). In den von mehreren hun­dert jungen Amerikanern für eine Computer-Partner­vermittlung ausgefüllten Fragebogen drückten die weib­lichen Teilnehmer stärkere Partnerpräferenzen aus als die männlichen, und das in fast jeder Hinsicht: Intelli­genz, Status, Tanzbereitschaft, Religion, Rasse etc. Die einzige Kategorie, in der sich die Männer wählerischer zeigten, war die körperliche Attraktivität. Nach der er­sten Verabredung mußten alle erneut einen Fragebogen ausfüllen, dessen Auswertung ergab, daß sich zweiein­halbmal so viele Männer wie Frauen in ihren computer­vermittelten Partner verliebt hatten. Das zeigt, daß die Frauen wählerischer auf mögliche Partner reagierten als die Männer.
    Wir befinden uns offenbar auf schwankendem Boden, wenn wir ehrliche

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