Der Dritte Zwilling.
auch die Täter bestraft werden und zwar durch eine Abschreckungsstrafe, damit sie und andere sich des gleichen Vergehens nicht noch einmal schuldig machen.«
»Wie hoch?«
»Genetico mißbrauchte wissentlich den Körper einer Frau für die eigenen geheimen Zwecke – ich bin überzeugt, jeder Anwalt, der sein Honorar wert ist, würde hundert Millionen Dollar fordern.«
»Nach dem gestrigen Wall Street Journal ist das ganze Unternehmen nur hundertundachtzig Millionen wert.«
»Also wären sie ruiniert.«
»Es könnte Jahre dauern, bis die Sache vor Gericht kommt.«
»Aber sehen Sie denn nicht? Allein schon die Drohung würde die Übernahme verhindern!«
»Wieso?«
»Die Gefahr, daß Genetico ein Vermögen an Schadensersatz bezahlen muß, verringert den Wert der Anteile. Die Übernahme würde zumindest verschoben werden, bis Landsmann die Höhe seiner Haftung wüßte.«
»Wow! Dann geht es also nicht nur um seinen Ruf. Er könnte obendrein das ganze Geld verlieren!«
»Richtig.« Steve erinnerte sich an sein eigenes Problem. »Leider nutzt mir das alles nichts.« Seine düstere Stimmung kehrte zurück. »Ich muß Ihre Theorie des dritten Zwillings beweisen können. Und die einzige Möglichkeit, das zu bewerkstelligen, ist, ihn zu finden.« Ein Gedanke kam ihm. »Könnte Ihr Computerprogramm nicht dazu benutzt werden? Sie verstehen doch, was ich meine?«
»Sicher.«
Aufgeregt meinte er: »Wenn ein Suchvorgang Dennis und mich aufspürte, wäre es doch möglich, daß ein weiterer mich und den dritten ausspuckt, oder Dennis und den dritten, oder uns alle drei.«
»Ja.«
Sie war nicht so begeistert, wie sie seiner Meinung nach eigentlich sein sollte.
»Können Sie es tun?« vergewisserte er sich deshalb.
»Nach dieser schlechten Publicity werde ich Schwierigkeiten haben, überhaupt irgendeine Datenbank benutzen zu dürfen.«
»Verdammt!«
»Aber eine Möglichkeit besteht noch. Ich konnte bereits die Fingerabdruckdatei des FBI durchsuchen lassen.«
Steve schöpfte sofort wieder Hoffnung. »Dennis ist bestimmt in ihrer Datei. Sollten irgendwann auch Fingerabdrücke des dritten genommen worden sein,
müßte er doch zu finden sein!«
»Aber die Ergebnisse sind auf einer Diskette in meinem Büro gespeichert, zu dem ich keinen Zugang mehr habe!«
»O nein! Und Sie können nicht hinein!«
»Stimmt.«
»Was soll’s, dann brech’ ich einfach die Tür auf. Worauf warten wir noch? Gehen wir gleich!«
»Dann könnten Sie schnell wieder hinter Gittern landen. Außerdem besteht da vielleicht noch eine andere Möglichkeit.«
Mit Mühe beruhigte Steve sich. »Sie haben recht. Es muß noch eine andere Möglichkeit geben, an diese Diskette zu kommen.«
Wieder griff Jeannie nach dem Telefon. »Ich habe Lisa Hoxton gebeten, zu
versuchen, in mein Büro zu kommen. Erkundigen wir uns, ob es ihr gelungen ist.« Sie wählte eine Nummer. »Hallo, Lisa, wie geht es dir … Mir? Nicht besonders. Hör zu, ich muß dir was erzählen, was dir wahrscheinlich unglaublich vorkommen wird.« Sie berichtete knapp, was sie herausgefunden hatte. »Ja, ich weiß, es ist schwer zu glauben, aber ich kann es beweisen, sobald ich meine Diskette habe … Es ist dir nicht gelungen, in mein Büro zu kommen?« Jeannies Gesicht wurde lang. »Trotzdem, danke, daß du’s versucht hast. Ich weiß, daß du damit ein Risiko eingegangen bist. Ich bin dir sehr dankbar … Ja. Tschüs.«
Sie legte auf und sagte: »Lisa hat versucht, einen Wachmann zu überreden, sie hineinzulassen. Sie hatte ihn schon fast so weit, doch dann fragte er bei seinem Vorgesetzten an und wurde fast gefeuert.«
»Was versuchen wir dann als nächstes?«
»Falls ich morgen nach der Anhörung meine Stellung zurückbekomme, brauche ich mein Büro bloß zu betreten.«
»Wer ist Ihr Anwalt?«
»Ich habe keinen, ich habe nie einen gebraucht.«
»Sie können Gift drauf nehmen, daß die Uni sich den teuersten Anwalt der Stadt genommen hat.«
»Verdammt! Ich kann mir keinen leisten.«
Steve wagte kaum auszusprechen, was ihm durch den Kopf ging. »Nun … ich werde bald Anwalt sein.«
Sie blickte ihn nachdenklich an.
»Ich studiere Jura zwar erst zwei Semester, aber bei unseren Übungen in Verteidigung war ich immer der Beste.« Die Vorstellung, sie gegen die Mächtigen der Jones-Falls-Universität zu verteidigen, begeisterte ihn. Aber würde sie ihn nicht für zu jung und unerfahren halten? Er versuchte ihre Gedanken zu lesen, doch es gelang ihm nicht. Sie blickte ihn
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