Der Dritte Zwilling.
noch damit anzufangen.«
Sie fuhr aus dem Campus auf die Straße und schaltete die Schein werfer ein. »Es ist nicht zu spät, Daddy. Wirklich nicht.«
»Vielleicht. Aber jedenfalls hab’ ich’s für dich versucht, nicht wahr?«
»Du hast es nicht nur versucht, es ist dir auch gelungen. Ich bin hineingekommen.
Und das hätte ich nicht allein geschafft!«
»Ja, da hast du wohl recht.«
Sie fuhr rasch nach Hause. Sie wollte so schnell wie möglich die Telefonnummer auf dem Ausdruck überprüfen. Falls er nicht mehr un ter diesem Anschluß zu erreichen war, würde sie ein Problem haben. Und sie mußte unbedingt Wayne Stattners Stimme hören!
Kaum waren sie in ihrer Wohnung, griff sie nach dem Telefon und wählte.
»Hallo?« antwortete eine Männerstimme.
Aus dem einen Wort ließ sich nicht viel schließen. »Dürfte ich mit Wayne Stattner sprechen?« bat sie.
»Ja, hier ist Wayne. Wer spricht da?«
Es klang genau wie Steves Stimme. Du verdammter Mistkerl, warum hast du mir meine teure Strumpfhose zerrissen? Sie unterdrückte ihren Zorn und sagte: »Mr.
Stattner, ich bin von einem Marktforschungs
institut, das Sie für ein ganz
besonderes Angebot ausgewählt hat …«
Leck mich doch …« Wayne legte auf.
»Er ist es«, sagte Jeannie zu ihrem Vater. »Er hat sogar die gleiche Stimme wie Steve, nur ist Steves kultivierter.«
Sie hatte ihrem Vater die Umstände kurz erklärt. Er verstand sie im großen und ganzen, fand es jedoch etwas verwirrend. »Was wirst du als nächstes tun?«
»Die Polizei anrufen.« Sie wählte die Abteilung für Sexualverbre chen und
verlangte Sergeant Delaware.
Ihr Vater schüttelte staunend den Kopf. »Daran muß ich mich wohl erst noch gewöhnen - mit den Bullen zusammenzuarbeiten … Ich hoffe, dieser Sergeant ist anders als die Detectives, die ich kennen gelernt hab’.«
»Ja, ich glaube, sie ist anders.«
Jeannie hatte gar nicht erwartet, Mish an ihrem Schreibtisch zu er reichen; es war einundzwanzig Uhr. Aber durch einen glücklichen Zu fall hielt sie sich noch im Gebäude auf.
»Ich muß dringend meinen Papierkram erledigen«, erklärte sie. »Was gibt es?«
»Steve Logan und Dennis Pinker sind nicht Zwillinge.«
»Aber ich dachte …«
»Sie sind Drillinge.«
Eine längere Pause setzte ein. Als Mish wieder sprach, klang ihre Stimme wachsam. »Woher wissen Sie das?«
»Erinnern Sie sich, wie ich Steve und Dennis gefunden habe - in einer Datenbank mit zahnärztlichen Befunden, bei einer Suche nach Paaren mit fast identischen Daten.«
»Ja.«
»Diese Woche suchte ich in der Fingerabdruckdatei des FBI nach fast identischen Fingerabdrücken. Das Programm wies auf Steve, Den nis und einen Dritten hin.«
»Sie haben die gleichen Fingerabdrücke?«
»Nicht völlig gleich, aber sehr ähnlich. Ich habe soeben den Drit ten angerufen.
Seine Stimme ist wie Steves. Ich wette meinen Kopf darauf, daß sie gleich aussehen. Mish, Sie müssen mir glauben!«
»Haben Sie eine Adresse?«
»Ja. In New York.«
»Na, dann raus damit.«
»Ich habe eine Bedingung!«
Mishs Stimme wurde hart. »Jeannie, hier ist die Polizei! Sie kön nen keine
Bedingungen stellen, Sie beantworten die gottverdammten Fragen! Und jetzt geben Sie mir die Adresse!«
»Ich muß mich selbst vergewissern. Ich will ihn sehen!«
»Wollen Sie ins Gefängnis? Das ist jetzt die Frage, denn wenn nicht, dann rücken Sie sie rüber!«
»Ich möchte, daß wir ihn gemeinsam aufsuchen. Morgen!«
Eine neuerliche Pause setzte ein. »Ich sollte Sie wegen Begünsti gung eines
Verbrechers in den Knast stecken.«
»Wir könnten morgen früh den ersten Flug nach New York neh men.«
»Also gut, meinetwegen.«
Kapitel 42
Sie nahmen den US Air-Flug um 6.40 Uhr nach New York. Jeannie war voller Hoffnung. Gut möglich, daß dies das Ende von Steves Alptraum war. Sie hatte ihn am Abend zu vor angerufen, um ihn über den neuesten Stand der Dinge zu informieren, und er war schlichtweg aus dem Häuschen gewesen. Er wollte sogar mit ihnen nach New York fliegen, doch Jeannie wußte, daß Mish das nicht zulassen würde. Sie hatte versprochen, sich zu melden, sobald sie etwas Neues erfuhr.
Mishs Haltung war nach wie vor von einer Art toleranter Skepsis geprägt.
Jeannies Geschichte kam ihr kaum glaubhaft vor, doch sie wollte sich ihr eigenes Urteil bilden.
Aus Jeannies Daten ging nicht hervor, warum Wayne Stattners Fingerabdrücke beim FBI gespeichert waren. Mish hatte es im Laufe der Nacht nachgeprüft. Als die
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