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Der Dritte Zwilling.

Der Dritte Zwilling.

Titel: Der Dritte Zwilling. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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hatte. Sie hatte ihn automatisch abblitzen lassen, weil er so selbstzufrieden und von sich überzeugt ausgesehen hatte. Wie falsch doch ihr erster Eindruck von ihm gewesen war!
    Mit einem Kopfnicken deutete sie auf das Ruth-W.-Acorn-Psychologiegebäude.
    »Dort ist es«, sagte sie. »Wir hier nennen es nur die Klapsmühle.«
    »Geh unauffällig weiter«, riet er ihr. »Wie kommt man denn durch die Haustür?«
    »Mit einer Plastikkarte, genau wie in die Büros. Aber mit meiner Karte ist nichts mehr zu machen. Vielleicht könnte ich eine für die Haustür borgen.«
    »Lieber nicht. Ich hab’ nicht gern Komplizen. Wie kommen wir zur Hinterseite?«
    »Ich zeige es dir.« Ein Fußweg quer über eine Rasenfläche führte an der Rückseite der Klapsmühle direkt zum Besucherparkplatz. Jeannie folgte ihm; dann bog sie zu einem gepflasterten Hof hinter dem Gebäude ab. Mit geschultem Blick überflog ihr Vater die Hauswand. »Was ist das für eine Tür?«
    »Ein Notausgang, glaube ich.«
    Er nickte. »Wahrscheinlich gibt es einen Riegel in Hüfthöhe von der Art, welche die Tür öffnet, wenn man dagegendrückt.«
    »Ja, ich glaube, das stimmt. Wollen wir dort hinein?«
    »Ja.«
    Jeannie erinnerte sich an ein Schild an der Innenseite: TÜRSICHERUNG DURCH ALARMANLAGE. »Du wirst Alarm aus lösen«, sagte sie.
    »Nein, werd’ ich nicht«, versicherte er ihr. Er schaute sich um. »Kommen viele hierher?«
    »Nein, schon gar nicht nachts.«
    »Okay. Machen wir uns an die Arbeit.« Er stellte seine Aktentasche auf den Boden, öffnete sie und holte ein kleines Kunststoffkästchen mit einer Anzeige heraus. Nachdem er auf einen Knopf gedrückt hatte, strich er mit der Box rund um den Türrahmen und beobachtete aufmerksam die Skala. In der rechten oberen Ecke schlug die Nadel aus. Er brummte zufrieden.
    Er steckte das Kästchen in die Aktentasche zurück und holte nun ein ähnliches Instrument heraus sowie eine Rolle Isolierband. Damit klebte er das Gerät an die obere rechte Türecke und betätigte einen Schalter. Ein Summen wurde laut. »Das dürfte die Alarmanlage verwirren«, meinte er.
    Nun brachte er ein langes Stück Draht zum Vorschein, das einmal ein Kleiderbügel gewesen war, wie man sie von der chemischen Reinigung
    mitbekam. Er bog ihn sorgfältig zu einer ziemlich verdrehten Form; dann steckte er das Hakenende in einen schmalen Türspalt, drehte und wand es ein paar Sekunden. Dann zog er.
    Die Tür ließ sich öffnen, ohne daß der Alarm anging.
    Daddy hob seine Aktenmappe hoch und trat durch die Tür.
    »Warte!« sagte Jeannie. »Das ist nicht recht. Schließ die Tür, wir wollen heimgehen.«
    »He, komm schon! Hab keine Angst!«
    »Ich kann dir das nicht antun. Wenn du erwischt wirst, stecken sie dich ins Gefängnis, bis du siebzig bist.«
    »Jeannie, ich will das für dich tun. Ich war dir so lange ein schlechter Vater. Jetzt kann ich endlich einmal was für dich tun. Es ist wichtig für mich. Komm schon, bitte!«
    Jeannie trat ebenfalls durch die Tür.
    Er zog sie hinter ihr zu. »Geh voraus.«
    Sie stieg die Nottreppe zum ersten Stock hinauf und eilte den Flur entlang zu ihrem Büro. Ihr Vater blieb dicht hinter ihr. Sie deutete auf die Tür.
    Aus seiner Aktentasche holte er ein weiteres elektronisches Gerät. Daran war eine Metallplatte in Kartenform mit Drähten angeschlossen. Er steckte die Platte in den Kartenleser und schaltete das Instrument ein.
    »Es probiert jede mögliche Kombination aus«, erklärte er. Sie staunte, wie leicht er in ein Gebäude mit der neuesten Sicherheitstechnik gelangt war.
    »Weißt du was?« sagte er. »Ich hab’ gar keine Angst.«
    »Dafür ich um so mehr!« krächzte Jeannie.
    »Nein, ernsthaft, ich hab’ mein Selbstvertrauen wieder. Vielleicht, weil du bei mir bist.« Er grinste. »He, wir könnten ein gutes Team ab geben.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Vergiß es! Ich würde mir jedes Mal vor Angst in die Hosen machen.«
    Plötzlich dachte sie, daß Berrington möglicherweise hergekommen war und ihren Computer sowie sämtliche Disketten mitgenommen hatte. »Wie lange dauert das?« fragte sie ungeduldig. »Gleich ist es soweit.«
    Einen Augenblick später schwang die Tür lautlos auf. »Bitte einzutreten«, sagte er stolz.
    Sie ging hinein und schaltete das Licht ein. Ihr Computer stand noch auf dem Schreibtisch. Jeannie zog die Schublade heraus. Ah, hier war ihre Box mit den Backups. Mit zittrigen Fingern blätterte sie sie durch. Die Einkaufsliste war da!
    Sie zog sie heraus.

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