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Der Dritte Zwilling.

Der Dritte Zwilling.

Titel: Der Dritte Zwilling. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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Westen gab es ganze Städte, die weniger Fläche beanspruchten als der Parkplatz des amerikanischen Verteidigungsministeriums. Sie gingen eine Treppe hinauf in den ersten Stock.
    Mit dreizehn hatte Steve einmal an einer Besichtigung des Pentagons teilgenommen. Seine Gruppe war von einem hochgewachsenen jungen Mann mit unglaublich kurzem Haarschnitt geführt worden. Der Gebäudekomplex bestand aus fünf konzentrischen Ringen, die durch zehn wie die Speichen eines Rades angeordnete Gänge miteinander verbunden waren. Es gab vier Stockwerke und keine Aufzüge. Schon nach wenigen Sekunden hatte Steve damals die Orientierung verloren. Am besten erinnerte er sich noch an ein Gebäude namens
    »Ground Zero« in der Mitte des Innenhofes. Es war eine Würstchenbude.
    Nun führte ihn sein Vater an einem geschlossenen Frisiersalon, einem Restaurant und einem U-Bahn-Eingang vorbei zu einem Kontrollpunkt. Steve legte seinen Paß vor, wurde registriert und erhielt einen Besucherausweis, den er sich an die Hemdbrust steckte.
    Es war Samstagabend, und nur wenige Menschen waren zu sehen. Die Flure waren leer, abgesehen von einigen Unentwegten, die auch um diese Zeit noch zu tun hatten. Die meisten von ihnen trugen Uniform. Ein oder zwei Elektrokarren, die zum Transport unförmiger Gegenstände und hochrangiger Persönlichkeiten dienten, standen herum. Bei seinem ersten Besuch hatte Steve die monolithische Macht dieses Gebäudekomplexes beeindruckt: All das diente zu seinem Schutz.
    Inzwischen hatte sich seine Einstellung grundlegend geändert: Irgendwo in diesem spinnwebartigen Netz aus Ringen und Korridoren war ein Plan ausgeheckt worden, dem er und seine Doppelgänger ihre Existenz verdankten. Dieser bürokratische Heuhaufen war dazu da, ihm die Wahrheit vorzuenthalten. Die Männer und Frauen in frischen Army-, Navy- oder Air-Force-Uniformen waren jetzt seine Feinde.
    Sie gingen einen langen Korridor entlang, stiegen eine Treppe hinauf und kamen nach einer Biegung zu einem zweiten Kontrollpunkt. Diesmal dauerte die Überprüfung länger. Steves voller Name und seine Adresse wurden eingegeben, und es dauerte ein oder zwei Minuten, bis der Computer grünes Licht gab. Zum erstenmal in seinem Leben hatte Steve das Gefühl, daß eine Kontrolle ihm persönlich galt - ich bin derjenige, hinter dem sie her sind, dachte er. Er kam sich vor wie ein Eindringling und hatte ein schlechtes Gewissen, obwohl er sich nichts hatte zuschulden kommen lassen - ein unheimliches Gefühl. Ganoven müssen sich dauernd so fühlen, dachte er. Spione auch. Und Schmuggler. Und treulose Ehemänner.
    Sie gingen weiter und kamen nach weiteren Richtungsänderungen an eine Doppeltür aus Glas, hinter der ungefähr ein Dutzend junger Soldaten vor Computermonitoren saßen, Daten eingaben oder gedruckte Dokumente einscannten. Wieder wurde Steves Paß überprüft, diesmal von einem Wachsoldaten vor der Tür. Dann durften sie ein treten.
    Der mit Teppichboden ausgelegte Raum war still, fensterlos, indirekt beleuchtet und beherrscht von der sterilen Atmosphäre gereinigter Luft. Chef der Abteilung war ein grauhaariger Colonel mit einem Menjoubärtchen. Er kannte Steves Vater nicht, war aber vom Kommen der beiden informiert und führte sie zu einem Computer-Terminal, das sie benutzen konnten. Der Colonel gab sich kurz angebunden; vielleicht hielt er ihren Besuch nur für eine überflüssige Störung,
    »Wir brauchen Einblick in die medizinischen Unterlagen von Kindern, die vor zirka zweiundzwanzig Jahren in Militärkrankenhäusern auf die Welt gekommen sind«, erklärte Steves Vater.
    »Diese Daten haben wir hier nicht.«
    Steve bekam einen Schreck. War das schon das Ende ihrer Hoffnungen?
    »Wo sind sie gespeichert?«
    »In St. Louis.«
    »Kann man sie nicht auch von hier aus abrufen?«
    »Für diese Verbindung brauchen Sie eine Sondergenehmigung, die Sie nicht haben.«
    »Ich habe nicht mit diesem Problem gerechnet, Colonel«, sagte Dad gereizt.
    »Wollen Sie, daß ich noch einmal General Krohner anrufe? Er wird nicht gerade begeistert sein über die unnötige Störung am Samstagabend - aber wenn Sie darauf bestehen …«
    Der Colonel wog einen kleinen Verstoß gegen die Vorschriften gegen das Risiko ab, das darin bestand, einen General gegen sich aufzubringen. »Nein, nein, das wird wohl seine Ordnung haben … Die Verbindung wird selten benutzt, und wir müssen sie sowieso irgendwann am Wochenende testen.«
    »Danke.«
    Der Colonel rief eine Frau in Lieutenantsuniform

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