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Der Dritte Zwilling.

Der Dritte Zwilling.

Titel: Der Dritte Zwilling. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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nachtschlafene Zeit bei mir anzuklingeln?« belferte der Mann. »Wissen Sie, mit wem Sie es zu tun haben?«
    »Ich nehme an, Sie sind Henry King …«
    »Nehmen Sie lieber mal an, daß Sie Ihren Scheißjob los sind, Sie dämliche Fotze, Sie!« tobte der Mann. »Susan wer haben Sie gesagt?«
    »Ich muß lediglich Ihr Geburtsdatum überprüfen, Mr. King …«
    »Geben Sie mir Ihren Vorgesetzten, aber ein bißchen plötzlich!«
    »Mr. King …«
    »Tun Sie, was ich Ihnen sage!«
    »Verdammter Gorilla«, sagte Jeannie und legte auf. Sie war ziemlich erschüttert.
    »Hoffentlich ist das nicht der Tenor aller Gespräche in dieser Nacht.«
    Lisa hatte ihr erstes Gespräch ebenfalls schon beendet. »Meiner war Jamaikaner, und sein Akzent war Beweis genug«, sagte sie. »Und du hast einen Unsympathen erwischt, oder?«
    »Das kann man wohl sagen.«
    »Wir können jetzt auch aufhören und morgen früh weitermachen.«
    Aber Jeannie war nicht bereit, sich von einem einzelnen Proleten den Wind aus den Segeln nehmen zu lassen. »Kommt gar nicht in Frage!« sagte sie. »Ein paar Beschimpfungen machen mir nichts aus.«
    »Wie du meinst.«
    Ihr dritter Henry King war noch gar nicht im Bett. Im Hintergrund waren Musik und andere Stimmen zu vernehmen. »Ja, bitte? Wer ist am Apparat?« fragte der Mann.
    Vom Alter her klang er ganz gut, so daß Jeannie Hoffnung schöpfte. Sie spielte wieder die Polizistin, doch der Mann war mißtrauisch. »Woher weiß ich, daß Sie mir nichts vormachen?«
    Sein Tonfall klang genau wie Steves. Jeannie schlug das Herz bis zum Hals. Gut möglich, daß er einer der Klone war. Aber wie konnte sie seinen Argwohn zerstreuen? Sie beschloß, aufs Ganze zu gehen. »Wollen Sie mich hier in der Polizeizentrale zurückrufen?« schlug sie ohne Rücksicht auf Verluste vor.
    Nach einer Pause antwortete der Mann: »Ach, schon gut!« Jeannie atmete auf.
    »Ich bin Henry King«, sagte er, »aber ich werde meistens Hank genannt. Was wollen Sie von mir?«
    »Könnten Sie mir zunächst Ihr Geburtsdatum und Ihren Geburtsort nennen?«
    »Ich stamme aus Fort Devens und wurde vor genau zweiundzwanzig Jahren geboren. Ich hab’ heut Geburtstag, wenn Sie’s genau wissen wollen - nein, der ist ja schon vorbei. Gestern hatte ich Geburtstag, am Sonntag.«
    Er war es! Einen Klon hatten sie bereits gefunden. Das nächste, was Jeannie herausfinden mußte, war, ob er sich am letzten Sonntag in Baltimore aufgehalten hatte. Sie versuchte, sich ihre Aufregung nicht anmerken zu lassen, und sagte:
    »Können Sie mir sagen, wann Sie zum letztenmal außerhalb von Massachusetts unterwegs waren?«
    »Warten Sie … ja, das war im August, da war ich in New York.«
    Er sagt die Wahrheit, dachte Jeannie instinktiv. Aber sie bohrte weiter nach.
    »Was haben Sie am letzten Sonntag getan?«
    »Gearbeitet.«
    »Was ist Ihre Tätigkeit?«
    »Ich bin Doktorand am MIT. Sonntags arbeite ich als Barmann im Blue Note Cafe in Cambridge.«
    Jeannie machte sich Notizen. »Und da waren Sie auch am vergangenen Sonntag?«
    »Jawohl. Habe mindestens hundert Leute bedient.«
    »Ich danke Ihnen, Mr. King.« Wenn das stimmte, dann konnte er Lisa nicht vergewaltigt haben. »Würden Sie mir bitte die Telefonnummer des Cafes geben, damit ich Ihr Alibi bestätigen lassen kann?«
    »Auswendig weiß ich die nicht, aber sie steht im Telefonbuch. Was soll ich denn ausgefressen haben?«
    »Wir ermitteln in einem Fall von Brandstiftung.«
    »Da bin ich aber heilfroh, daß ich ein Alibi habe.«
    Es ging Jeannie auf die Nerven, einen Menschen mit Steves Stimme zu hören, von dem sie wußte, daß es ein Fremder war. Sie hätte jetzt gerne Henry Kings Gesicht gesehen, um zu überprüfen, ob sich die beiden auch äußerlich glichen.
    Nur zögernd entschloß sie sich zur Beendigung des Gesprächs. »Nochmals vielen Dank, Sir. Gute Nacht.« Sie legte den Hörer auf die Gabel und blies die Backen auf. Das Täuschungsmanöver war anstrengend. »Uff!«
    Lisa hatte zugehört. »Du hast ihn gefunden?«
    »Ja. Er ist in Fort Devens auf die Welt gekommen und heute zweiundzwanzig geworden. Auf jeden Fall ist er der Henry King, den wir suchen.«
    »Dann haben wir ja gute Arbeit geleistet.«
    »Aber er hat offenbar ein Alibi. Zur Tatzeit hat er, wie er sagt, in einer Bar in Cambridge gearbeitet.« Jeannie warf einen Blick auf ihren Notizblock. » Im Blue Note. «
    »Sollen wir das überprüfen?« Lisas Jagdinstinkt war erwacht, und sie war jetzt mit großem Eifer bei der Sache.
    Jeannie nickte.

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