Der Dritte Zwilling.
doch schon fast zur Routine geworden war, war die Erfolgsquote noch relativ niedrig. Außerdem war damit zu rechnen, daß manche der Leihmütter Fehlgeburten erlitten hatten. Gut möglich, daß Genetico mit fünf zehn, zwanzig oder gar noch mehr Frauen experimentiert hatte.
»Diese Anruferei ist gar nicht so einfach«, sagte Lisa.
»Willst du eine Pause machen?«
»Nein.« Lisa schüttelte sich. »Wir liegen ganz gut im Rennen. Zwei der fünf haben wir bereits ausschließen können, und es ist noch nicht einmal drei Uhr. Wer ist der nächste?«
»George Dassault.«
Allmählich gewöhnte sich Jeannie an den Gedanken, daß ihre Suche nach dem Vergewaltiger Erfolg haben könnte. Doch ausgerechnet beim nächsten Namen hatten sie weniger Glück. Es gab zwar nur sieben George Dassaults in den Vereinigten Staaten, doch drei von ihnen gingen nicht ans Telefon. Keiner von ihnen hatte irgendwelche Verbindungen nach Baltimore oder Philadelphia - der eine lebte in Buffalo, der zweite in Sacramanto, der dritte in Houston -, doch das besagte natürlich nicht viel. Es blieb ihnen nichts anderes übrig, als weiterzumachen. Lisa druckte die Liste mit den Telefonnummern aus, bei denen sie es später noch einmal versuchen mußten.
Die Sache hatte noch einen anderen Haken. »Eine Garantie, daß der Mann, den wir suchen, auf dieser CD-ROM steht, gibt es wahrscheinlich auch nicht«, sagte Jeannie.
»Stimmt. Vielleicht hat er kein Telefon. Oder er besitzt eine Geheimnummer, die nicht in den Büchern steht.«
»Oder er ist unter seinem Spitznamen verzeichnet - Spike Dassault vielleicht. Oder Flip Jones.«
Lisa kicherte. »Vielleicht ist er Rap-Sänger geworden und hat seinen Namen in Icey Creamo Creamy geändert.«
»Oder er ist Ringer und heißt jetzt Iron Billy.«
»Oder er schreibt unter dem Pseudonym Bück Remington Western-Romane.«
»Oder Pornographie als Heidi Domina.«
»Dick Schnellschuß.«
»Henrietta Pussy.«
Das Klirren zerspringenden Glases unterbrach ihr Gelächter ab rupt. Jeannie
sprang von ihrem Stuhl auf, verschwand blitzartig im Schrank mit dem Büromaterial, schloß die Tür hinter sich und stand, angespannt lauschend, im Dunkeln.
Sie hörte, wie Lisa nervös sagte: »Wer ist da?«
»Sicherheitsdienst«, sagte eine Männerstimme. »Haben Sie dieses Glas auf die Tür gestellt?«
»Ja.«
»Darf ich fragen, warum?«
»Damit sich niemand heimlich anschleichen kann. Wenn ich nachts hier arbeite, werde ich leicht nervös.«
»Na meinetwegen. Aber die Scherben fege ich nicht auf. Ich bin nicht bei der Putzkolonne.«
»Okay, lassen Sie sie liegen.«
»Sind Sie allein, Miß?«
»Ja.«
»Ich seh’ mich mal ein bißchen um.«
»Fühlen Sie sich wie zu Hause.«
Jeannie packte die Türklinke mit beiden Händen. Sollte der Mann versuchen, den Schrank zu öffnen, würde sie dagegenhalten.
Sie hörte, wie er durch das Labor schlenderte. »An was für einer Arbeit sitzen Sie denn?« fragte der Mann. Seine Stimme war ganz nah.
Lisa war weiter entfernt. »Würde ich Ihnen gerne erklären, hab’ aber keine Zeit.
Ich steh’ wahnsinnig unter Druck.«
Wenn sie nicht unter Druck stünde, säße sie doch mitten in der Nacht nicht hier, Freundchen … Warum haust du nicht einfach ab und läßt sie in Ruhe?
»Schon gut.« Er stand jetzt unmittelbar vor dem Schrank. »Was ist denn hier drin?«
Jeannie umklammerte die Klinke und zog sie nach oben, so daß sie sich nicht herunterdrücken ließ.
»Da bewahren wir die radioaktiven Virus-Chromosomen auf«, sagte Lisa. »Ist aber wahrscheinlich ziemlich sicher. Wenn nicht abgeschlossen ist, können Sie ruhig nachsehen.«
Jeannie unterdrückte einen hysterischen Lacher. Es gab keine »radioaktiven Virus-Chromosomen«.
»Na, ich lass’ lieber die Finger davon«, sagte der Mann vom Sicherheitsdienst.
Jeannie wollte gerade die Klinke loslassen, als sie plötzlichen Gegendruck spürte.
Mit aller Kraft zog sie die Klinke nach oben. »Ist sowieso abgesperrt«, sagte der Mann.
Als er nach einer Pause erneut das Wort ergriff, war seine Stimme weiter entfernt. Jeannie entspannte sich. »Wenn Sie sich einsam fühlen, kommen Sie rüber zur Wache, Miß. Ich brüh’ Ihnen einen Kaffee auf.«
»Danke«, sagte Lisa.
Jeannies innere Anspannung legte sich erst allmählich wieder. Vorsichtshalber blieb sie fürs erste noch, wo sie war. Nach ein paar Minuten öffnete Lisa die Tür und sagte: »Er hat das Gebäude verlassen.«
Sie begaben sich wieder an die Telefone.
Auch
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