Der Dritte Zwilling.
Länge nach auf den Rücksitz fiel.
Der Moment, in dem Jeannie alles nur lächerlich vorkam, war vor über. Sie schaute noch einmal nach den drei potentiellen Zeugen. Der Mann mit dem Strohhut sah seinem Hund zu, der gerade den Reifen eines Subaru anpinkelte. Das Pärchen hatte sich nicht umgedreht.
So weit, so gut.
»Ich setz’ mich zu ihm nach hinten«, sagte Mr. Oliver.
»Okay.«
Jeannie winkte Lisa noch einmal kurz zu und fuhr los.
In der Innenstadt war es am späten Sonntagabend sehr ruhig. Jean nie steuerte den Wagen in die Tiefgarage des Hotels und parkte so nah wie möglich am Aufzugsschacht. Sie mußten im Auto warten, bis ein aufgetakeltes Pärchen seinem Lexus entstiegen und im Fahrstuhl verschwunden war. Erst als weit und breit niemand mehr zu sehen war, verließen sie den Wagen.
Jeannie holte einen Schraubenschlüssel aus dem Kofferraum, zeigte ihn Harvey und steckte ihn in die Tasche ihrer Blue Jeans. Mr. Oliver trug die Weltkriegspistole unter seinen Hemdzipfeln verborgen im Hosenbund. Sie zerrten Harvey aus dem Wagen. Jeannie rechnete jeden Augenblick mit einem Angriff, doch Harvey schlurfte friedlich zum Fahrstuhl.
Es dauerte lange, bis der Lift kam.
Als er endlich da war, schubsten sie Harvey in die Kabine. Jeannie drückte den Knopf für die Hotellobby.
Während der Fahrt nach oben versetzte Mr. Oliver Harvey einen weiteren Schlag in die Magengrube.
Jeannie erschrak. Diesmal hatte der Gefangene niemanden pro voziert.
Genau in dem Augenblick, als die Türen sich öffneten, stöhnte Harvey auf und krümmte sich. Zwei Männer, die auf den Lift warteten, starrten ihn an. Mr. Oliver führte den Torkelnden hinaus und sagte: »Verzeihung, meine Herren, dieser junge Mann hatte einen Drink zu viel.« Die beiden Männer wichen rasch zurück.
Ein anderer Aufzug wartete bereits mit geöffneten Türen. Sie bugsierten Harvey hinein, und Jeannie drückte den Knopf für die siebte Etage. Als sich die Türen schlössen, seufzte sie erleichtert auf.
Auf der Fahrt hinauf gab es keinen weiteren Zwischenfall. Harvey erholte sich allmählich von Mr. Olivers Schlag, doch sie hatten ihr Ziel schon fast erreicht. Jeannie ging voran und führte die kleine Gruppe zu dem Zimmer, das sie gebucht hatte. Zu ihrem Entsetzen stand die Tür offen, und an der Klinke hing ein Schild mit der Aufschrift »Zimmer wird gewartet«. Das Zimmermädchen war wohl gerade dabei, die Betten aufzudecken. Jeannie stöhnte.
In diesem Augenblick wehrte sich Harvey plötzlich heftig, ließ seine gefesselten Hände schwingen und brachte einige kehlige Protestlaute hervor. Mr. Oliver versuchte ihn mit einem Schlag zur Ruhe zu bringen, doch Harvey wich ihm aus und machte drei hastige Schritte in den Gang hinein.
Jeannie trat ihm in den Weg, packte das lose Ende des Kabels, mit dem seine Knöchel gefesselt waren, und zog daran. Harvey stolperte. Jeannie zerrte noch einmal, diesmal jedoch ohne jeden Erfolg. Mein Gott, ist der schwer. Er hob die Hände zum Schlag. Jeannie nahm all ihre Kraft zusammen und riß noch einmal an dem Kabel. Ruckartig wurden Harvey die Füße unter dem Körper weggezogen, und er fiel krachend zu Boden.
»Meine Güte - was, um Himmels willen, geht denn hier vor?« fragte eine sittenstrenge Stimme. Das Zimmermädchen, eine etwa sechzigjährige Schwarze in makelloser Uniform, war aus dem Zimmer gekommen.
Mr. Oliver kniete vor Harveys Kopf und hob ihn an den Schultern hoch. »Dieser junge Mann hat ein bißchen zu heftig gefeiert und dann quer über die Motorhaube meiner Limousine gekotzt«, sagte er.
Kapiere. Er tut so, als wäre er unser Chauffeur.
»Gefeiert?« sagte das Zimmermädchen. »Sieht mir eher nach einer Prügelei aus.«
An Jeannie gewandt, sagte Mr. Oliver: »Könnten Sie ihn vielleicht an den Füßen nehmen, Ma’am?«
Jeannie tat es.
Sie hoben Harvey an. Er zappelte hin und her und drohte wieder zu Boden zu fallen, doch Mr. Oliver fing ihn mit dem Knie ab. Der Auf prall nahm Harvey fast den Atem.
»Vorsicht, Sie verletzen ihn sonst noch!« sagte das Zimmermädchen.
»Noch mal, Ma’am!« sagte Mr. Oliver.
Sie hoben Harvey auf, schleppten ihn ins Zimmer und warfen ihn aufs erste der beiden Betten.
Das Zimmermädchen folgte ihnen. »Ich hoffe, er kotzt hier nicht weiter«, sagte sie.
Mr. Oliver bedachte sie mit einem Lächeln. »Wie ist das möglich, daß ich Sie hier noch nie gesehen habe? Ich hab’ ein Auge für hübsche Mädchen, kann mich aber an Sie einfach nicht erinnern.«
»Nun
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