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Der Dritte Zwilling.

Der Dritte Zwilling.

Titel: Der Dritte Zwilling. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follett
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DEPARTMENT BALTIMORE, MARYLAND
    BERICHT ÜBER VERHALTEN DES HÄFTLINGS
    Formblatt 92/12
    Der Mann zog die Kappe von einem Filzstift und machte sich daran, das Formular auszufüllen.
    Als er fertig war, wies er auf eine Stelle auf dem Fußboden und sagte: »Stell dich genau da hin!«
    Steve stand vor dem Fotoapparat. Spike drückte auf einen Knopf, und ein Blitz zuckte auf.
    »Und jetzt zur Seite drehen!«
    Ein weiterer Blitz.
    Dann nahm Spike eine viereckige weiße Pappkarte aus dem Fach, die mit blaßroten Druckbuchstaben überschrieben war:
    FEDERAL BUREAU OF INVESTIGAT1ON
    UNITED STATES DEPARTMENT OF JUSTICE
    WASHINGTON.D.C. 20537
    Spike drückte Steves Finger und Daumen auf ein Tintenkissen; dann preßte er sie auf verschiedene Fächer, die auf der Karte markiert waren: 1. R. DAUMEN, 2. R. ZEIGEFINGER, und so weiter. Steve fiel auf, daß Spike, obgleich er ein kleiner Mann war, große Hände mit dick hervortretenden Adern besaß.
    Während er Steves Fingerabdrücke nahm, sagte Spike im Plauderton: »Wir haben einen neuen Zentralcomputer drüben im Stadtgefängnis an der Greenmount Avenue. Das Ding kann Fingerabdrücke nehmen, ohne daß man Tinte braucht.
    Sieht aus wie’n überdimensionales Kopiergerät. Man muß bloß die Hände aufs Glas drücken. Aber hier unten müssen wir immer noch mit der Tinte herumschmieren, wie in alten Zeiten.«
    Steve spürte, wie Scham in seinem Inneren aufstieg, obwohl er gar kein Verbrechen begangen hatte. Zum Teil lag es an der Umgebung, dieser bedrückenden Knast-Atmosphäre, vor allem aber am Gefühl der Machtlosigkeit.
    Seit die Cops vor Jeannies Apartmenthaus aus dem Streifenwagen hervorgestürzt waren, war er wie ein Stück Vieh herumgeschubst worden, ohne auf irgend etwas auch nur den geringsten Einfluß nehmen zu können. So etwas ließ das Selbstwertgefühl sehr schnell auf den Nullpunkt sinken.
    Als die Fingerabdrücke genommen waren, durfte Steve sich die Hände waschen.
    »Gestatten Sie mir nun, werter Herr, Ihnen die Fürstensuite zu zeigen«, sagte Spike fröhlich.
    Er führte Steve den Mittelgang zwischen den Zellen hinunter, die allesamt eine ungefähr quadratische Form aufwiesen. Auf beiden Seiten der Zellenreihen gab es keine Mauern, keine Wände, nur Gitterstäbe, so daß man einen fast ungehinderten Blick in die Zellen werfen konnte. Zwischen den Stäben hindurch sah Steve, daß jede Zelle eine an der Wand befestigte Schlafpritsche aus Metall sowie eine Toilette und ein Waschbecken aus rostfreiem Stahl besaß. Wände und Schlafpritschen waren orangebraun gestrichen und mit Kritzeleien übersät. Die Toiletten besaßen keine Deckel. Die meisten Zellen waren leer; nur in drei oder vier lagen Männer träge auf den Pritschen. »Am Montag geht’s hier im Holiday Inn an der Lafayette Street immer ruhig zu«, scherzte Spike.
    Steve brachte beim besten Willen kein Lachen zustande. Vor einer leeren Zelle blieb Spike stehen. Steve starrte ins Innere, während der Cop die Tür aufschloß.
    Hier gab es nicht den Hauch von Privatsphäre. Steve erkannte mit Schaudern, daß jeder ihn ungehindert beobachten konnte, wenn er die Toilette benutzte, ob Mann oder Frau, wer immer gerade über den Gang zwischen den Zellen ging. Irgendwie was das demütigender als alles andere.
    Spike öffnete ein Tor in den Gitterstäben und schob Steve in die Zelle. Klirrend schlug das Tor zu, und Spike schloß es ab.
    Steve setzte sich auf die Pritsche. »Allmächtiger, was für ein Ort«, sagte er.
    »Du wirst dich daran gewöhnen«, sagte Spike fröhlich und schlenderte davon.
    Kurz darauf kam er mit einer Schachtel aus Schaumstoff zurück. »Hab’ noch ein Abendessen übrig«, sagte er. »Gegrilltes Hähnchen. Möchtest du was?«
    Steve blickte auf die Schachtel, dann auf die deckellose Toilette, und schüttelte den Kopf. »Ich fürchte, mir ist der Appetit vergangen«, sagte er. »Trotzdem vielen Dank.«

Kapitel 9
    Berrington Jones bestellte Champagner.
    Nach dem Tag, den Jeannie hinter sich hatte, wäre ihr ein . kräftiger Schluck Stolichnaya on the rocks lieber gewesen, doch man konnte seinen Arbeitgeber schwerlich dadurch beeindrucken, indem man hochprozentige Getränke zu sich nahm; also beschloß sie, ihren Wunsch für sich zu behalten.
    Champagner. Berry war offenbar auf eine Romanze aus. Bei den früheren Anlässen, als sie beide sich außerhalb des Universitätsbetriebes getroffen hatten, war er zwar charmant gewesen, hatte aber keine Annäherungsversuche gemacht.
    Hatte er das

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