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Der Dschungel

Der Dschungel

Titel: Der Dschungel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Upton Sinclair
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Stimm’s?«
    Der Butler nickte abermals. »Allerdings, Sir.«
    Da hängte sich Master Freddie schwer an Jurgis’ Hals und schüttelte sich vor Lachen. »Hamilton, Sie Frechbold, Sie! Ich enlaß Sie noch mal wegen unverschämten Benehms, wern Sie schon erleem. Hahaha, ich un – hick! – betrunken! Haha!«
    Die beiden warteten, bis sein Lachanfall vorüber war, gespannt, was ihm als nächstes einfallen würde.
    »Was möchssu gerne?« fragte er plötzlich. »Willssu das Haus sehn? Soll ich mein Alten spieln un dich rumführn? Die Salongs: Lui-kängs – Lui-ßäs – Stühle Stück dreitausen Dollar. Teezimmer: Marie-Antnett – Gemälde Schäfertanz – Reusdaal – dreiunzwanzichausend. Ballsaal: Balkonsäuln mit – hick! – Spezialschiff aus Europa rüberkommen lassen – achzichausend – Decke in Rom gemalt. Wie heisser Bursche noch gleich, Hamilton? Mattatoni? Makkaroni? Dann hiers Speisezimmer: Silberschale von Benfenuto Schällini – auch so’n berühmter alter Italener. ‘s Hammonium – dreißig Mille – is automatisch. Stelln Sie’s an, Hamilton, damit’s Mr. Redkiss mal hört. Nein, lassen Sie’s sein – hab glatt vergessen, er hat ja gesagt, er is hungrig. Essen wir also was. A’er nich hier – hick! –, sonnern oben bei mir, da is es gemütlicher. Hier lang – Vorsicht, nich auffem Fußboon ausrutschen! Hamilton, wir wolln ‘ne kalte Platte und Schampus – daß Sie den Schampus ja nich vergessen! Ham Sie mich verstann?«
    »Sehr wohl, Sir«, erwiderte der Butler. »Aber, Master Frederick, laut Anordnung Ihres Herrn Vaters ...«
    Master Frederick richtete sich zu seiner ganzen Größe auf und sagte: »Die Anornungen von meim Vater sin für mich – hick! –, un nich für Sie!« Und dann wankte er, den Arm fest um Jurgis’ Nacken geschlungen, aus dem Zimmer hinaus. Dabei fiel ihm wieder etwas anderes ein, und er fragte: »Is ‘n – hick! – Telegramm für mich gekomm, Hamilton?«
    »Nein, Sir«, antwortete der Butler.
    »Dann musser Chef grade unnerwegs sein. Und was machen die Z-zwillinge, Hamilton?«
    »Sie befinden sich wohlauf, Sir.«
    »Na, dassa fein!« Und inbrünstig fügte er hinzu: »Gott segne sie, die liem Lämmchen!«
    Langsam, immer nur eine Stufe auf einmal, stiegen sie die Treppe hinauf. Von deren oberen Ende schimmerte ihnen aus dem Schatten eine Statue entgegen: eine Nymphe, die an einem Quell hockte, hinreißend schön und in so warmen, gleichsam wie durchpulsten Farben gehalten, daß sie zu leben schien. Hier oben befand sich ein großer Lichthof mit Glaskuppel, von dem die einzelnen Zimmerfluchten abgingen. Der Butler war noch ein paar Minuten unten geblieben, um Anordnungen zu geben, und kam den beiden nun nach. Er drückte auf einen Schalter, und die Halle erstrahlte im Licht. Dann öffnete er ihnen eine Tür, und während sie hineinwankten, knipste er auch hier Licht an.
    Der Raum war als Herrenzimmer eingerichtet. In der Mitte stand ein Mahagonitisch mit Büchern und Rauchgarnitur; die Wände schmückten College-Trophäen und Coleurs: Wimpel, Plakate, Photographien und dergleichen sowie Tennis-Rackets, Kanupaddel, Golf- und Poloschläger. Ein riesiger Elchkopf mit Geweih von fast zwei Meter Spannweite bildete das Pendant zu einem Büffelkopf an der Wand gegenüber, und auf dem Boden lagen Bären- und Tigerfelle. Es gab Clubsessel und Clubsofas, und die niedrigen Fensterbänke hatten weiche Polster in ausgefallenen Dessins; die eine Ecke war in persischem Stil gehalten, mit gewaltigem Baldachin und darunter einer edelsteinbesetzten Lampe. Auf der anderen Seite führte eine Tür in ein Schlafzimmer, und von dort ging es zu einem Schwimmbassin aus reinem Marmor, das seine vierzigtausend Dollar gekostet haben dürfte.
    Master Freddie blieb einen Augenblick stehen und blickte sich suchend um. Da kam aus dem Zimmer nebenan ein Hund getrottet, eine unförmige Bulldogge, das häßlichste Geschöpf, das Jurgis je erblickt hatte. Der Hund gähnte, wobei er Zähne zeigte, die denen eines Drachen glichen, und lief dann zu dem jungen Mann hin.
    »’n Aamd, Dewey!« rief sein Herrchen. »Hassu ‘n Nickerchen gemacht? Ja, issa gut ... He, was sollen das?« Der Hund knurrte Jurgis an. »A’er Dewey, das issoch mein Freund Mr. Redkiss, ‘n alter Bekannter vom Chef. Mr. Redkiss – Admiral Dewey; gebt euch Pfötchen – hick! Is er nich ‘n Prachkerl? Achenhalb Mille, a’er dafür hat er auffer Ausstellung in New York auch ‘n erssen Preis geholt! Issas

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