Der Dude und sein Zen Meister: Das Leben, die Liebe und wie man immer locker bleibt (German Edition)
Filmemachen ungeheuer befreiend, nämlich, dass ich die Sache dem Regisseur überlassen kann. Ich stelle seine Meinung über meine, es sei denn, ich erhalte eine Eingebung von einer höheren Macht. Wenn es derart heftig kommt, werde ich auch mal subversiv und versuche, etwas von mir einzubringen. Im Allgemeinen aber gebe ich gern die Verantwortung ab und räume dem Regisseur Macht über mich ein, sodass ich über mich hinauswachsen und etwas Größeres schaffen kann als das, was ich selbst im Kopf habe, ja, mich vielleicht sogar selbst überraschen kann. Alle am Set haben unterschiedliche Meinungen und Vorstellungen von dem, was da vor sich geht. Ansichten und Vorstellungen, die sowohl meine Erfahrung bereichern als auch zu einem besseren Film beitragen.
Mein Lichtdouble, Loyd Catlett, ist ein vertrauter Freund. Er stammt aus Texas, ist ein Jäger mit Trophäen an der Wand und wurde ganz anders erzogen als ich. Wahrscheinlich habe ich fast genauso viel Zeit mit ihm verbracht wie mit meiner Frau. Der Vorname meines Vaters, Lloyd Bridges, schrieb sich mit zwei L, der von Catlett nur mit einem. In den letzten fünfundvierzig Jahren haben wir ungefähr sechzig Filme miteinander gedreht. Womöglich ein Rekord: Meiste von einem Schauspieler & seinem Lichtdouble gedrehte Filme . Kennengelernt habe ich Loyd 1971 bei Die letzte Vorstellung h) , und er ist für mich quasi der rote Faden, der sich durch die meisten meiner Filme zieht. Zur Aufgabe eines Lichtdoubles gehört die Zusammenarbeit mit dem Kameramann, um schon vor dem tatsächlichen Dreh Beleuchtung und Kameras einzurichten. Das kann sehr ermüdend sein und sich über Stunden hinziehen, doch Loyd ist ein Profi und weiß, wie ich mich bewege und spreche, was bei den Dreharbeiten ungeheuer hilfreich ist.
Wir haben eine wunderbare Beziehung; und er ist in vieler Hinsicht von unschätzbarem Wert für mich, nicht nur als Lichtdouble und gelegentlicher Stuntman, sondern auch als mein Rollenvorbild für viele Rollen, von Die letzte Vorstellung bis True Grit i) . Jedes Mal, wenn ich eine Western-Rolle spiele, ist er mein Ansprechpartner. Und neben alledem ist er mir noch ein lieber Freund. Als Texaner hat er eine Menge Sprüche auf Lager, die Musik für die Seele sind. Zum Beispiel: »Weißt du, was dein Problem ist? Du hast keine Ahnung, für wen ich mich halte.« Manchmal dreht er den Satz auch um. »Weißt du, was mein Problem ist? Ich hab keine Ahnung, für wen du dich hältst.«
Wir haben ganz unterschiedliche Fähigkeiten und Meinungen über Dinge, aber alle sind nützliche Perspektiven und Hilfsmittel.
BERNIE: Also, wie mache ich das jetzt: Alles laufen lassen, Zeugnis ablegen und bei allem noch in den richtigen Swing finden? Ich liebe diesen Song von Duke Ellington: »It Don’t Mean a Thing (If It Ain’t Got That Swing)«. Lass es einfach laufen. Leg Zeugnis ab von den Stimmen und Instrumenten – ob es sich nun um eine Jazzband handelt oder das Leben –, und dann geh mit ihnen mit, lass dich davontragen. Wenn es dir gelingt, wirst du beträchtlich glücklicher sein, denn im Leben bist du immer in einer Band, swingst du immer. Du erzwingst weder etwas, noch lässt du dich zu etwas zwingen, du schwimmst einfach mit dem Strom. Wie dein Freund T Bone so schön sagt: Die Leute bilden sich ein, wenn man den Dingen nicht auf den Grund geht und sie in gewisser Weise forciert, dann kriegt man nichts auf die Reihe. Aber das Gegenteil ist der Fall. Man schafft sehr viel mehr, wenn man seiner Kreativität freien Lauf lässt.
Die Welt ist eine Marionettenbühne – um Linji, den Begründer der Rinzai-Schule des Zen-Buddhismus, ein wenig frei wiederzugeben. Aber wer zieht die Fäden? 5 Wenn du nur über der Bühne stehst, die Fäden ziehst und den Leuten sagst, was sie zu tun haben, dann wird das mit Sicherheit kein großes Puppentheater.
JEFF: Oder, um noch mal auf den Spruch Der Dude ist nicht da zurückzukommen: Wenn du wirklich nicht da bist – denn nur wenn du da bist, ziehst du die Fäden –, dann ist das doch im Grunde wahnsinnig cool.
BERNIE: Sobald du irgendetwas weißt, bist du nicht mehr völlig offen und kannst folglich vom Leben kein Zeugnis mehr ablegen. Zeugnis ablegen ist wie Eintauchen, völlig eins werden mit etwas. Meditation ist Einüben ins Nichtwissen und Zeugnisablegen. Wenn du nur sitzt, lässt du Gedanken und Gefühle los und legst Zeugnis ab von dem, was Augenblick für Augenblick geschieht.
Im Zen haben wir verschiedene
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