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Der Dude und sein Zen Meister: Das Leben, die Liebe und wie man immer locker bleibt (German Edition)

Der Dude und sein Zen Meister: Das Leben, die Liebe und wie man immer locker bleibt (German Edition)

Titel: Der Dude und sein Zen Meister: Das Leben, die Liebe und wie man immer locker bleibt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Bridges
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Übungen, die uns bei diesem Loslassen und Zeugnisablegen helfen. Es handelt sich um die Koans, etwa jenes, das Huineng zu dem Mönch sprach, der ihn verfolgte: Welches war dein ursprüngliches Gesicht, bevor deine Eltern geboren wurden? Dein Verstand sagt dir, dass das keinen Sinn ergibt. Du lässt es los, trittst in den Zustand des Nichtwissens ein, legst Zeugnis ab vom Koan, und etwas geschieht.
    Ich habe eine Praxis des Straßen-Retreats entwickelt, bei dem eine kleine Gruppe von uns ohne Ausweispapiere, ohne Geld auf der Straße lebt, mit nichts als den Kleidern am Leib. Es ist ein Eintauchen ins Leben auf der Straße. Alles wird sehr hart und unmittelbar; und statt sich um Geschäft oder Arbeit zu kümmern, überlegt man sich, wo man die nächste Mahlzeit herbekommt, wie weit sie noch weg ist, wo man auf die Toilette gehen und wo man schlafen kann. Für kurze Zeit wird man eins mit der Straße. Egal, wie das Leben daheim auch sein mag, während dieser Woche fühlt man sich wund und verletzlich. Ein Eintauchen anderer Art sind unsere jährlichen Retreats in den Konzentrationslagern von Auschwitz und Birkenau. Man kann so viele Bücher über Auschwitz lesen und Filme darüber ansehen, wie man will: Mit der Erfahrung, wirklich dort zu sein, hat es nichts zu tun.
    Wenn wir in die Geschichte zurückblicken, finden wir Zen-Meister, die brüllten und prügelten, um einen dahin zu bringen, wo man nicht (mehr) da ist, wo man nirgends mehr verweilt . Wenn wir über ein gewisses Selbstgefühl verfügen, fühlen wir uns sicher. Doch wenn da plötzlich ein Schrei ertönt oder man einen Schlag versetzt bekommt …
    JEFF:   … dann fegt der alles weg. Und das Selbstgefühl ist dahin.
    BERNIE:   Und genau da will ich hin, wenn ich mit Schülern arbeite. Mich interessiert nicht, wie gut sie die Terminologie beherrschen oder die Schriften rezitieren können. Ich will, dass sie Der Dude ist nicht da verkörpern; ich will, dass es ihnen in Fleisch und Blut übergeht.
    Im Allgemeinen stelle ich fest, dass viele Menschen Worte und Begriffe verwenden, ohne zu wissen, was sie eigentlich bedeuten; irgendwie verstecken sie sich hinter ihrem eigenen Gerede. Ich habe mein Ph.D. in angewandter Mathematik gemacht. Mein Betreuer meinte damals immer: »Wenn du es nicht erklären kannst, hast du es nicht begriffen.« Wenn du es nicht in gewöhnliche, einfache Worte kleiden kannst, die die Menschen verstehen können, dann weißt du im Grunde nicht, wovon du redest.
    Der große japanische Zen-Meister des 13. Jahrhunderts, Eihei Dogen, sprach von Dotoku , was so viel wie Weg des Ausdrucks bedeutet. Do ist tao , der Weg, und toku ist der Ausdruck. Weg des Ausdrucks heißt, sich so auszudrücken, dass ein anderer es wirklich verstehen kann. Das geht sogar über Worte hinaus; ja, der Ausdruck muss gar nicht verbal sein. Es kann sich um eine Emotion, einen Klaps, ein plötzliches wunderbares Lachen handeln – es kann im Grunde alles sein.
    Wäre es korrekt zu sagen, dass ein Schauspieler sich quasi seiner Identität entledigt, um transparenter zu werden für seine Rolle, während ein Filmstar sich eher auf seine sexy Ausstrahlung oder sein Charisma verlässt? Das sind nämlich zwei sehr verschiedene Dinge. Wenn du also sagst: »Das ist ein Schauspieler«, dann nimmst du ihn wahr als jemanden, der mit vollem Körpereinsatz agiert und dann diese Leere verkörpert.
    JEFF:   Wenn ich einen Film drehe, dann tue ich oft etwas, um mir meinen eigenen Leerraum zu schaffen. Ich gebe dir ein Beispiel. Nehmen wir an, ich übernehme meinen Part, wende alle nötige Sorgfalt an, studiere meinen Text, überlege mir, wie ich meine Rolle anlege, und habe schließlich das Gefühl, wirklich bereit zu sein. Doch nun agiert der andere Schauspieler nicht so, wie ich es mir in meinem Hotelzimmer vorgestellt habe, oder der Regisseur wirkt irgendwie angefressen, oder es regnet, obwohl in der Szene die Sonne scheinen soll. Sodass ich mich zunehmend angespannt fühle, verstehst du?
    Manchmal fange ich dann an zu singen oder auf der Bühne Purzelbäume zu schlagen, irgendetwas zu tun, was ganz offensichtlich unangebracht ist. Ich brülle, lege mich auf den Rücken und ziehe richtig vom Leder. Einmal führte ich die Besetzung und die Techniker-Crew bei einer großen Om -Session an. Alle chanteten sie diese seltsame Silbe: Ommmm! Und das veränderte die ganze Stimmung; aus Anspannung wurde Lockerheit. Wenn man das Unerwartete tut, beginnen sich alle zu fragen, was wohl

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