Der Dude und sein Zen Meister: Das Leben, die Liebe und wie man immer locker bleibt (German Edition)
noch alles passieren kann. Und sie beginnen die jeweiligen Gegebenheiten neu zu beurteilen.
Das Tolle beim Film ist, dass das alles durchaus erlaubt ist; ja sogar gefördert wird. Kreativität ist angesagt. Ziel dabei ist, innerlich leer zu werden, damit die Sache durch dich hindurch zum Ausdruck kommen kann, nicht wahr? Ich versuche dabei, das zu finden, von dem du gesprochen hast, dieses Der Dude ist nicht da . Ich nutze jede Möglichkeit und ziehe vom Leder.
Es ist ein bisschen so wie das, was du machst, wenn du diese Clownsnase aufsetzt. Du tust etwas Unerwartetes, sprengst die Grenzen, die die Menschen voraussetzen: Was, ein Zen-Meister benimmt sich wie ein Clown? Und es ist auch eine wichtige Erinnerung, die dir sagt: Das alles ist nur ein Raum – zum Tanzen. Völlig unnötig, sich irgendwie eingeengt oder eingeschränkt fühlen .
Loszulassen und leer zu werden ist eine so starke Kraft für mich – fast wie die Schwerkraft –, dass sie mich zur Strecke bringt, und nicht ich sie. Wenn der Dude nicht da ist, herrscht hier das blühende Leben.
BERNIE: Shakyamuni Buddha sagte, dass alles und jeder schon von vornherein erleuchtet sei. Andererseits meinte der Gründer der japanischen tantrischen Shingon-Schule, Kobo-Daishi, man könne die Tiefe der Erleuchtung eines Menschen, wie stark er oder sie die Einheit des Lebens erkenne, daran ablesen, wie er oder sie anderen diene. Sodass also diejenige Person, die immer da (daheim) ist , diejenige, die nur an sich denkt, auch nur die Einheit des eigenen Selbst erkennen und folglich nur diesem dienen wird. Wenn das, was da ist , sie und ihre Familie sind, dann sieht sie eben deren Einheit und wird dieser dienen; die Tiefe ihrer Erleuchtung reicht so tief wie ihre Familie. Sieht man Menschen, die der Gesellschaft dienen, so umfasst die Tiefe ihrer Erleuchtung die ganze Gesellschaft. Ich verweise gern auf den Dalai Lama als einen Menschen, der der Welt dient und nicht nur sich selbst oder seiner tibetischen Nation. Folglich umfasst die Tiefe seiner Erleuchtung die ganze Welt, das heißt, er betrachtet sich selbst als die Welt und die Welt als sich selbst.
Zu sagen, dass jemand absolut nicht da ist, steht für den extremen Fall einer Person, die sich von aller Anhaftung an ihre Identität gänzlich befreit hat. Das ist aber ein Zustand, den keiner von uns je wirklich erreichen wird, höchstens punktuell, wie etwa bei jenem von dir erwähnten Schrei. Während dieses Schreis gibt es nichts mehr. Keiner ist (mehr) da .
JEFF: Mein Album Be Here Soon war eine Parodie auf Ram Dass’ Buch Be Here Now 6 . Ich dachte, den Titel wird sowieso keiner begreifen, sodass ich ihn eigentlich streichen wollte, aber er tauchte immer wieder auf. Er stammt aus einem Songtext, »I’ll Be Here Soon«, was ein bisschen paradox klingt. Ich meine, bedeutet dieses »Here« nicht eigentlich, dass man schon da ist?
BERNIE: Man erzählt den Leuten, die Übung ziele darauf ab, ganz im Hier und Jetzt zu leben, und sie erleben es als Versagen, wenn ihnen das nicht gelingt. Ich halte viele Vorträge, und am Ende hebt fast immer irgendjemand die Hand und sagt: »Wissen Sie, ich übe und versuche das jetzt schon so lange, und ich schaffe es immer noch nicht, im Hier und Jetzt zu sein.« Und an der Stelle sage ich dann immer: »Alle, die jetzt nicht hier sind, sollen bitte aufstehen.« Und natürlich steht keiner auf, weil wir ja alle jetzt hier sind. Wo denn sonst?
JEFF: Ich muss gestehen, dass ich dieses von dem Schüler beschriebene Gefühl auch schon hatte. Sei ganz im Hier und Jetzt. Okay, aber ich hab nicht das Gefühl, als sei ich es wirklich. Ich hab das Gefühl, als würde ich vielleicht bald dort (sprich hier) sein . In gewisser Weise klingt meine Erklärung wie das Eingeständnis, dass ich zwar hier bin, aber es nicht so empfinde.
BERNIE: »Der Dude ist nicht da. Nachrichten nach dem Piep.« Das ist dann wieder unser Leben. Wir sind nicht da, und alle hinterlassen Nachrichten. Nicht da sein – nicht an Jeff oder Bernie oder wem auch immer hängen –, das ist die Essenz des Zen. Wenn wir nicht an unserer Identität kleben, können alle Botschaften der Welt hereinkommen und gehört werden. Wenn wir nicht da sind, kann Schöpfung geschehen.
JEFF: Die Schöpfung bekommt endlich ihren Willen, Mann.
Der Dude gibt sich alle Mühe, es ruhig angehen zu lassen. Und das erinnert mich an das Schwimmen mit dem Strom, an die Bewegung mit dem Strich, der Maserung, dem
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