Der Dude und sein Zen Meister: Das Leben, die Liebe und wie man immer locker bleibt (German Edition)
irgendwie gelingen würde, sehr hoch zu springen und das Wirken des gesamten Universums zu überblicken, dann würde ich eine Menge Dinge sehen, die nicht im Frieden miteinander sind. Wölfe attackieren Schafe, Unkraut überwuchert Blumen; so ist das Leben. Ich habe all die Jahre daran gearbeitet, das Leiden zu verringern, aber ich versuche nicht, die Wölfe oder das Unkraut zu ändern.
JEFF: Deine Organisation nennt sich doch Zen Peacemakers, nicht wahr? Wenn du also von Making peace , »Frieden stiften«, redest, was genau stiftest du da?
BERNIE: Wie du weißt, bin ich Buddhist, aber ich bin auch Jude. Das hebräische Wort für Frieden heißt Shalom . Viele Leute kennen das Wort, wissen dabei aber möglicherweise nicht, dass sich Shalom von der Wurzel Shalem herleitet, was so viel wie »ganz« bedeutet. Etwas shalem zu machen, also Frieden zu stiften, bedeutet, etwas ganz zu machen. Im Judentum gibt es eine mystische Tradition, die besagt, dass Gottes Licht zur Zeit der Schöpfung ein Gefäß füllte, doch sei dieses Licht so stark gewesen, dass das Gefäß in viele Scherben zersplitterte, die sich durchs ganze Universum zerstreuten. Die Aufgabe des guten und aufrechten Menschen sei es, die Fragmente einzusammeln und sie wieder zusammenzufügen, um das Gefäß wiederherzustellen. Das meine ich mit Frieden. Für mich bedeutet Frieden Ganzheit. Das hebräische oseh shalom bedeutet »Friedensstifter« wie in dem Vers aus der Bergpredigt: »Selig die Friedensstifter … denn sie werden das Erdreich besitzen.« Sie werden daran arbeiten, die Scherben wieder zu einem Ganzen zusammenzufügen. Und wie du ja weißt, besteht auch unsere Praxis im Zen darin, die Ganzheit und innere Vernetztheit des Lebens zu erkennen.
JEFF: Bei Ganzheit muss ich immer an Kontext denken. Präsident Obama hat erklärt, dass wir bis zum Jahr 2015 den Hunger in der Kindheit beenden wollen. Mit dieser Erklärung schuf er einen Kontext, eine nationale Übereinkunft, dass Hunger bei Kindern in unserem Land keinen Platz haben darf. Sodass die Frage nun lautet, wie kriegen wir das hin? Durch die Bereitstellung eines solchen Kontexts, eines Rahmens, einer allgemeinen Übereinkunft, sorgt er im Grunde dafür, dass wir alle im selben Team kämpfen. Das heißt, es gibt – während wir vielleicht immer noch weiterstreiten – dennoch das Gefühl, dass das unser Ding ist und uns alle angeht. Erst quatscht man miteinander, Mann, und später verkehrt man dann auf alle möglichen Arten.
Es ist so ähnlich wie das, was John F. Kennedy gemacht hat, als er sagte, in zehn Jahren schicken wir einen Menschen auf den Mond. Du warst doch damals dabei bei diesem Projekt, nicht wahr? 8 Da muss es doch alle möglichen Unstimmigkeiten gegeben haben – über die Art der Rakete, den Treibstoff und wie das Ganze zu bewerkstelligen ist. Doch sobald der Kontext geschaffen war – Wir schicken einen Menschen auf den Mond –, wurden diese Differenzen zu einem Vorteil, denn nun arbeiteten alle zusammen. Jeder hatte seine Theorie, testete sie, argumentierte und diskutierte, und das alles, um den besten Weg auf den Mond zu finden.
BERNIE: Es ist wie beim Teppich des Dude, der das Zimmer erst richtig gemütlich gemacht hat. Ein paar Gangster haben draufgepinkelt, aber letzten Endes bleibt es doch der Teppich, der das Zimmer erst richtig gemütlich gemacht hat.
JEFF: Weißt du, woran mich das auch noch erinnert? An die Figuren aus der Fernsehserie The Honeymooners . Über Ralph und Norton haben wir früher schon geredet, aber da waren ja auch noch Alice und Trixie. Für sich gesehen war keiner von ihnen besonders interessant. Ralph Kramden war der Busfahrer, der von künftigen Erfolgen träumte; und er war auch der Rüpel. Seine Frau Alice war die Nüchterne, Langweilige, Bodenständige. Sein Freund Norton war gutmütig, aber naiv, und Trixie, Nortons Frau, war irgendwie gewöhnlich und ein bisschen dominant. Allein machte keiner von ihnen besonders viel her, aber während die vier neununddreißig Wochen lang allwöchentlich zusammenkamen, waren sie umwerfend, und Millionen von Leuten schalteten den Fernseher ein, um sie zu sehen. Mit ihren Geschichten und Situationen lieferte die Serie The Honeymooners den Rahmen, in dem diese vier so grundverschiedenen Charaktere zusammenwirkten, und das änderte alles.
Ich hoffe, dass der gemeinsame Kampf zur Beendigung des Hungers von amerikanischen Kindern bis zum Jahr 2015 die starken politischen
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